Bayer genießt Sieg über Atlético - „Nichts entschieden“
Leverkusen (dpa) - Hakan Calhanoglu zeigte sich gelöst und locker, allerbester Stimmung, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Der entscheidende Mann des 1:0 (0:0)-Sieges gegen Spaniens Meister Atlético Madrid wusste: Die Werkself kann auch K.o.-Begegnungen in der Königsklasse für sich entscheiden.
Für Calhanoglu war sein Treffer in der 57. Minute, mit der Hacke wundervoll aufgelegt durch Karim Bellarabi, „eine Befreiung. Ich habe alles rausgelassen“. Nicht nur der 21-jährige Calhanoglu ließ vor den 29 079 Besuchern alles raus. Die gesamte Werkself agierte gegen den Vorjahresfinalisten mit einer positiven Aggressivität und einem unbändigen Erfolgswillen: So stellt sich Trainer Roger Schmidt den Power-Fußball vor, den seine Mannschaft im Nach-WM-Jahr in der Liga nicht immer zu zeigen imstande war. „Das war auf höchstem Niveau“, kommentierte Schmidt die erfolgreiche Europacup-Reifeprüfung, die im Rückspiel mit dem Viertelfinaleinzug gekrönt werden soll.
Schmidt muss viel geredet haben mit seinen Profis nach den teilweise wenig überzeugenden Leistungen im neuen Jahr. „Ich habe an die Motivation als Fußballer appelliert“, verriet der Trainer. Er sah sich in seinen psychologischen Fähigkeiten bestätigt: Die Mannschaft habe „mit ganzem Herzen“ versucht, sich gegen den Favoriten durchzusetzen. Aber nicht nur Schmidt warnte: „Es ist nichts entschieden. Es war ein erster Schritt, es war hart und wird nun noch härter.“ Der Respekt vor Atlético ist noch immer groß, das Selbstvertrauen im Bayer-Team ist indes gewachsen. „Wir haben den Glauben verstärkt, dass wir uns durchsetzen können“, meinte Schmidt.
Was fehlte, war schlichtweg der zweite Treffer. „Er hätte ein Tor höher ausfallen können“, sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. Denn das 1:0 ist durchaus kein ungefährliches Resultat. Schmidt: „Die Tür bleibt offen für Atlético.“ Doch seine Elf sei immer in der Lage, auch bei den heimstarken Madrilenen, die in 13 Begegnungen der Primera División daheim elfmal gewannen, einmal remis spielten und bei einer Trefferdifferenz von 34:9 nur einmal verloren, ein Tor zu schießen. Schade: „Dieser Gegner ist keine Laufkundschaft, sondern eine der Topmannschaften Europas.“
Zwei Fakten machen Schmidt Mut: Die Werkself legte eine Coolness und Cleverness an den Tag, gegen die Atlético-Chefcoach Diego Simeone kein Mittel fand. „Leverkusen hat jetzt den Vorteil“, meinte der Argentinier, der im Rückspiel zudem auf zwei Stars verzichten muss: Der Portugiese Tiago (Gelb-Rot) und der Uruguayer Diego Godin (Gelb) sind am 17. März gesperrt.