Bayer will bei Atlético einen „Kracher“ landen
Madrid (dpa) - Bayer Leverkusen will endlich mal wieder richtig für Furore sorgen. „Es fehlt mal ein Kracher, den man uns nicht zutraut“, sagte Vereinschef Michael Schade vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei Atlético Madrid.
Der erste Viertelfinaleinzug nach 13 Jahren „wäre ein solcher positiver Ausreißer“, bei dem keiner den Bundesliga-Werksclub auf der Rechnung hätte. „Das wäre ein Traum.“ Nach den Achtelfinal-Knockouts 2005, 2012 und 2014 stehen die Chancen auf ein Weiterkommen gegen den spanischen Fußball-Meister und Champions-League-Finalisten des Vorjahres, der zuletzt gegen Espanyol Barcelona nur zu einem 0:0 kam, nicht schlecht. Im Hinspiel gelang ein 1:0, das den Auftakt zu einem Bayer-Erfolgslauf mit fünf Pflichtspielsiegen und 11:0 Toren bildete.
„Das gibt uns ein sehr gutes Gefühl. Deshalb können wir in Madrid mit viel Selbstvertrauen spielen“, sagte Mittelfeldlenker Hakan Calhanoglu, dem das Siegtor im Heimspiel gelungen war. „Ich denke, dass wir auch auswärts gute Karten haben.“ So sieht es auch Stürmer Josip Drmic, dem zuletzt beim 4:0 gegen den VfB Stuttgart ein Doppelpack gelang. „Im Hinspiel haben wir es sensationell hinbekommen“, meinte er. „Das 1:0 ist ein Vorteil für uns. Wenn wir in Madrid noch ein Tor schießen, dann viel Spaß Madrid!“
Für Kapitän Simon Rolfes ist die neue Stabilität in der Abwehr ein Schlüssel zum Erfolg bei den „Rojiblancos“: „Dass wir so oft zu Null gespielt haben, kann ein Pfund werden. Doch wir müssen hellwach sein, weil es noch ein schwerer Gang wird.“ Wie man in Spaniens Kapitale gewinnen kann, zeigten sechs Tage zuvor die Schalker bei Real Madrid (4:3). „Die haben das gut gemacht. Wenn wir auch in Madrid gewinnen, dann ist Schalke ein Vorbild für uns“, sagte Rolfes. „Ein Sieg wäre super.“ Ein Remis würde zum Viertelfinaleinzug schon reichen.
Bayer-Cheftrainer Roger Schmidt warnt allerdings vor Übermut. „Wir haben noch gar nichts erreicht, nur ein Endspiel in Madrid und sind weiter Außenseiter“, sagte er. Im Estadio Vicente Calderon erwartet er ein ganz anderes Auftreten der Spanier, die sich nach dem 0:1 nicht verschanzen können wie in Leverkusen: „Bei uns hat Atlético ergebnisorientierten Fußball gespielt. Nun können sie die Zeit nicht einfach runterlaufen lassen, sondern müssen kommen.“
Um im Champions-League-Geschäft zu bleiben - das Erreichen der nächsten Runde bringt weitere rund fünf Millionen Euro ein -, muss das Team nach Ansicht von Schade ein „großes Spiel abliefern“. Allerdings erwartet er, dass die Madrilenen mit allen Finessen und Tricks um das Weiterkommen kämpfen werden: „Sie werden kratzen, beißen, treten, provozieren - was wir so alles kennen. Es wird für uns unglaublich schwer.“
Deshalb ist eine mögliche Rückkehr von Lars Bender auf die Sechser-Position eminent wichtig. Der genesene Nationalspieler signalisierte beim Abflug Einsatzbereitschaft: „Uns erwartet ein heißer Tanz in einem Hexenkessel. Das 1:0 aus dem Hinspiel kann ein gefährliches Ergebnis sein, wenn wir uns darauf ausruhen.“
Dass Bayer 04 noch einmal so unter die Räder kommen könnte wie beim 1:7 vor drei Jahren im Champions-League-Achtelfinale beim FC Barcelona glaubt Schade nicht. „Ich hoffe, dass uns so etwas erspart bleibt“, meinte er. „Ich kann es mir auch nicht vorstellen. Dafür ist unsere Mannschaft derzeit zu gefestigt und willensstark.“
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Atlético Madrid: Moyá - Juanfran, Miranda, Giménez, Gámez (Siqueira) - Raúl García, Gabi, Koke, Arda Turan - Mandzukic, Griezmann
Bayer Leverkusen: Leno - Hilbert, Toprak, Spahic, Wendell - Castro, Bender - Bellarabi, Calhanoglu, Son - Drmic
Schiedsrichter: Rizzoli (Italien)