Bayern-Glücksgriff Xabi Alonso: Noch große Ziele

Manchester (dpa) - Xabi Alonso schaute den Fragesteller ungläubig an. Ein einheimischer Reporter wollte doch tatsächlich von ihm vor dem Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Manchester City wissen, ob er denn als Spieler noch einmal in die englische Premier League zurückkehren wolle.

Foto: dpa

„Ich bin schon alt, ich weiß nicht, ob ich diese Zeit noch habe“, antwortete der verblüffte Xabi Alonso. Am Dienstag feierte der spanische Señor in Manchester seinen 33. Geburtstag - ein bereits sehr reifes Alter für einen Fußball-Profi.

Der Ehrentag war für den Europameister von 2008 und 2012 sowie Weltmeister von 2010 ein ganz normaler Arbeitstag. Er verlief wie so viele andere in seinem Profi-Leben, fern der Familie mit Stunden des Wartens im Teamhotel bis zum Aufbruch ins Etihad Stadium, in dem er einmal mehr seinen Job so gut wie möglich erledigen wollte. Unabhängig vom Ausgang des für die Bayern eher bedeutungslosen Gruppenspiels waren zumindest ihm als Geburtstagskind Glückwünsche gewiss.

Die Verantwortlichen des deutschen Meisters dürften sich einmal mehr dazu beglückwünscht haben, dass sie Xabi Alonso im August in einer Überraschungsaktion für günstige acht Millionen Euro vom Champions-League-Sieger Real Madrid nach München gelotst haben. Ein Glücksgriff, wie Trainer Pep Guardiola auch in Manchester betonte: „Xabi Alonso hat eine fantastische Karriere hinter sich. Er hat in Liverpool gespielt, er hat bei Real Madrid gespielt. Und er wollte noch in einer anderen großen Liga spielen. Der FC Bayern war die perfekte Lösung für ihn“ - und umgekehrt müsste man hinzufügen.

Mit Xabi Alonso konnte und kann der FC Bayern sein enormes Verletzungspech von Thiago und Javi Martínez bis hin zu David Alaba, Philipp Lahm und dem gerade erst zurückgekehrten Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld erstaunlich gut überspielen. Wer weiß, wie oft ohne den Blitztransfer des Routiniers in München noch der Name Toni Kroos fallen würde, der im Sommer ein Jahr vor Vertragsablauf als Weltmeister für rund 30 Millionen Euro nach Madrid gewechselt war. „Wir haben sieben Stürmer, aber große Probleme im Mittelfeld“, stöhnte Guardiola auch in Manchester wieder.

Xabi Alonso ist zwar längst auf der Zielgeraden seiner Karriere angelangt, aber die spanische Passmaschine ist aus dem Spiel des FC Bayern aktuell nicht wegzudenken. „Es ist unglaublich, wie gut er sich bei uns eingefügt hat, obwohl er noch nicht so gut Deutsch spricht. Er überzeugt durch Leistung und ist ein Leader geworden“, sagte Weltmeister Jérome Boateng: „Er ist enorm wichtig für uns.“

Es war, vom ersten Tag an, eine Win-win-Situation für beide Seiten. Xabi Alonso hat nach fünf Jahren Real in München eine neue Motivation und Herausforderung gefunden. Er hilft dem FC Bayern mit seiner Erfahrung, seiner Spielintelligenz, seinen Qualitäten als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. „Mit dem Alter läuft man weniger und denkt mehr. Man geht gelassener an die Sache heran und versucht das Spiel noch besser zu lesen“, beschrieb er seinen Werdegang.

„Wenn Xabi auf dem Flügel spielen müsste, könnte er das zehn Minuten“, scherzte Guardiola vor dem Spiel in Manchester: „Aber auf seiner Position muss er nicht so viel laufen. Da kann er noch Jahre spielen. Er muss mehr mit dem Kopf als mit den Beinen spielen.“ Und im Kopf hat der Fußballer Xabi Alonso auch mit 33 noch Träume und Ziele. Mit dem FC Liverpool (2005) und Real Madrid (2014) hat er die Champions League gewonnen. „Es wäre großartig, das auch mit den Bayern zu schaffen“, sagte er vor seinem 99. Königsklassen-Einsatz.

Bei Reals Finalerfolg gegen Lokalrivale Atletico Madrid war er im Sommer nur Zuschauer. Beim 4:0-Halbfinalerfolg gegen den FC Bayern hatte er sich mit einem unnötigen Foul an Bastian Schweinsteiger eine Gelb-Sperre eingehandelt. Jetzt freut er sich darauf, mit dem lange verletzten Weltmeister in einem Team zusammenspielen zu können und seinen dritten Champions-League-Titel anzustreben. „Es ist großartig, ihn im Mittelfeld zu haben“, sagte Xabi Alonso über Schweinsteiger. Guardiola befürchtet im übrigen keine größeren Probleme beim Anpassungsprozess und im Zusammenwirken der beiden Leitwölfe: „Das ist einfach, weil sie große Spieler sind. Da geht so etwas schnell.“