Ende der Schonzeit: BVB-Chef Watzke verschärft Tonart

London (dpa) - Für die Profis von Borussia Dortmund ist die Schonzeit abgelaufen. Mit dem erneuten Sturz auf einen Abstiegsplatz ging die Geduld der Dortmunder Vereinsführung zu Ende. Vor dem Duell am Mittwoch (20.45 Uhr) in der Champions League beim FC Arsenal herrscht Reizklima.

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Die Standpauke von Hans-Joachim Watzke für das Team sowohl bei der Mitglieder- als auch bei der Aktionärsversammlung des Revierclubs blieb vor der Reise nach London das vorherrschende Gesprächsthema. Bei allem Stolz über die positive finanzielle Entwicklung nahm sich der Geschäftsführer die Spieler zur Brust: „All die schönen Erlebnisse der vorigen Jahre dürfen für euch kein Schutzschild sein.“

Die deutlichen Worte wurden von der Mannschaft positiv aufgenommen. Innenverteidiger Neven Subotic sprach von „akzeptabler Kritik“. Und auch Routinier Sebastian Kehl konnte die Reaktion des Vereinschefs nachvollziehen: „Wir müssen versuchen, diesen Bonus, den uns die Fans gewähren, in den kommenden Spielen zurückzuzahlen. Das ist unser Ziel bis Weihnachten.“

Über die anstehende Aufgabe in der Königsklasse verlor Watzke wohlweislich kein Wort. Sein Hauptaugenmerk liegt spätestens nach dem verschenkten Sieg am Samstag beim 2:2 in Paderborn auf der Bundesliga: „Nur über die Spiele in Frankfurt, in Bremen und bei Hertha BSC kommen wir wieder in die Spur. Wenn du auf Platz 16 stehst, dann heißt es: Blut, Schweiß und Tränen. Das ist der Weg der nächsten Wochen.“

Angesichts der nationalen Talfahrt sind internationale Auftritte für die Borussia derzeit nur von untergeordnetem Interesse. Schließlich hat sich der BVB in der europäischen Königsklasse nach vier souveränen Siegen so früh wie nie zuvor für die K.o.-Runde qualifiziert. Bereits mit einem Unentschieden beim fünf Punkte entfernten Zweiten FC Arsenal wäre dem BVB die Führung in der Gruppe D nicht mehr zu nehmen. Diese komfortable Ausgangslage kommentierte Trainer Jürgen Klopp mit Humor: „Ich fühle mich wie im Urlaub. Ist ja nur Champions League.“

Diese komfortable Ausgangslage soll dennoch nicht dazu verleiten, sich für kommende Aufgaben im Alltag zu schonen. „Wir wollen als Gruppensieger ins Achtelfinale“, sagte Sportdirektor Michael Zorc. Das erhöht die Chance auf einen vermeintlich leichteren Gegner bei der Auslosung der nächsten Runde am 15. Dezember.

Zudem könnte ein Erfolgserlebnis in London Mut für den ungleich wichtigeren Ligaauftritt am Sonntag bei Eintracht Frankfurt machen. Allerdings muss die Borussia nicht nur Pechvogel Marco Reus ersetzen, für den die Hinrunde nach einem Außenbandriss im rechten Sprunggelenk beendet ist. Darüber hinaus dürfte ein Einsatz der Innenverteidiger Mats Hummels und Sokratis trotz aller gesundheitlichen Fortschritte noch zu früh kommen. Offen bleibt, wer Reus ersetzt. Sollte Pierre-Emerick Aubameyang für ihn auf die linke Seite rücken, wäre der Platz in der Sturmmitte für Ciro Immobile frei.

Die Borussia ist gut beraten, sich auf eine intensive Partie einzustellen. Denn dem Gegner fehlt noch ein Punkt, um sich sicher zum 15. Mal in Serie für das Achtelfinale zu qualifizieren. Nicht nur wegen des peinlichen 3:3 im vorigen Gruppenspiel gegen Anderlecht, als vor heimischer Kulisse eine 3:0-Führung verspielt wurde, brennen die „Gunners“ auf Wiedergutmachung. Nach dem Abrutschen auf Platz acht der Premier League wächst die Kritik an der Arbeit von Trainer Arsene Wenger.

Ein Sieg über den BVB soll zur Entspannung beitragen. Per Mertesacker, neben Lukas Podolski und Mesut Özil einer von drei Weltmeistern im Team, hofft auf eine Trendwende. „Wir haben viel aus dem letzten Spiel gelernt“, sagte er mit Verweis auf das ernüchternde 0:2 zu Beginn der Gruppenphase beim BVB. Der Innenverteidiger hält trotz der BVB-Krise große Stücke auf den Gegner: „Dortmund ist eine starke Mannschaft.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Arsenal: Szczesny (Martinez) - Chambers, Mertesacker, Monreal, Gibbs - Ramsey, Arteta, Santi Cazorla - Walcott, Welbeck, Sanchez

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Ginter, Durm - Bender (Gündogan), Kehl - Großkreutz, Kagawa, Mchitarjan - Aubameyang

Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn)