5:1 beim FC Arsenal Bayern in der Triple-Zeitmaschine - „Wissen, was wir wollen“

London (dpa) - In ihrem Londoner Stammquartier fühlten sich die rastlosen Titeljäger des FC Bayern nach dem imposanten 10:2-Torpaket gegen den FC Arsenal ins historische Triplejahr 2013 zurückversetzt.

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Vor vier Jahren feierten Arjen Robben und Co. im noblen Hotel „The Landmark“ ebenfalls einen Achtelfinal-Erfolg gegen die Gunners. Und am Saisonende gab es an selber Stelle die rauschende Siegerparty nach dem Finalerfolg im Fußballtempel Wembley gegen Borussia Dortmund.

Beim Bankett wurde in der Nacht zum Mittwoch eine weitere triumphale Rückkehr ins Vereinigte Königreich beschworen. „Vielleicht landen wir zum Schluss noch mal auf der britischen Insel in der Nähe hier. Das wäre schön“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in seiner an Trainer, Team und Edelfans gerichteten Ansprache mit dem Weitblick auf das Finale am 3. Juni in Cardiff, der Hauptstadt von Wales.

Das Starensemble des deutschen Meisters wähnt sich spätestens nach der Wiederholung des 5:1-Torfestes gegen Arsenal in einer Zeitmaschine. „Das Viertelfinale muss nicht das Ende sein. Wir wissen genau, was wir wollen“, sagte Robben, der Siegtorschütze im Endspiel 2013: „Wenn du nur die Zahlen gegen Arsenal anschaust, dann ist 10:2, zweimal 5:1, beeindruckend.“ Der in dieser K.o.-Phase endlich mal nicht verletzte Mann für die großen Spiele empfahl aber wie so viele nach dem Sturmlauf unter die letzten acht Teams, „nicht zu euphorisch“ zu werden: „Wir sind erst im Viertelfinale. Und da kommen nur starke Mannschaften. Das wird ein ganz schweres Ding.“

Rummenigge empfahl eindringlich, sich am Triumphjahr 2013 zu orientieren, als die Münchner mit Trainer Jupp Heynckes alle drei Trophäen in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal abräumten. „Step by step, von Runde zu Runde“, solle 2013 kopiert werden. „Man muss die große Motivation haben und auch das große Ziel, aber mit einem Schuss Demut die Dinge angehen“, sagte der Boss, der aber auch Zurückhaltung predigte: „Wir tun auch gut daran, uns jetzt nicht gleich zum Favoriten der Champions League abstempeln zu lassen.“

Immerhin hatte der wechselvolle Abend im Emirates Stadium die Tücken der Königsklasse aufscheinen lassen. Bis zum Foulelfmeter von Robert Lewandowski zum 1:1 inklusive Roter Karte für Arsenal-Kapitän Laurent Koscielny in der 55. Minute hatte nichts für eine weitere Bayern-Gala gesprochen. Der wütende Verlierer Arsène Wenger, der bei den Arsenal-Fans seinen Kreditrahmen endgültig überzogen hat, sprach von „skandalösen“ Schiedsrichterentscheidungen.

Ohne Anführer Koscielny brach Arsenal wie in München auseinander. Im Hinspiel musste der Kapitän der Gunners beim Stand von 1:1 verletzt raus. Diesmal konnten Robben, Douglas Costa und zweimal Arturo Vidal mit vier Treffern innerhalb von 17 Minuten das Londoner Team um den spät eingewechselten Weltmeister Mesut Özil demütigen.

„Das Ergebnis gibt nicht wieder, was auf dem Platz passiert ist“, urteilte Trainer Carlo Ancelotti angesichts der trägen Vorstellung seiner Elf in der ersten Hälfte, in der Arsenal mehr verdient gehabt hätte als nur das 1:0 von Theo Walcott. „Wir waren nachlässig, aber es ist kein Drama geworden“, sagte Nationalspieler Mats Hummels selbstkritisch. „Die zweite Halbzeit war eine ganz andere, da haben wir unser gutes Gesicht gezeigt“, meinte Manuel Neuer. Auch Robben erhob mahnend den Zeigefinger: „Das ist auch eine Lehrstunde für das Viertelfinale. So eine erste Halbzeit darf man nicht spielen.“

Bis zur Auslosung am Freitag, 17. März, müssen die Bayern auf ihren nächsten Gegner warten. „Ich weiß heute schon, das wird schwieriger als das, was wir in dieser Runde erlebt haben“, sagte Rummenigge.

Seinen Ex-Club, Titelverteidiger Real Madrid, wünscht sich Ancelotti jedenfalls so frühzeitig noch nicht. „Aber ich würde gerne in Cardiff auf sie treffen, das wäre gut für beide Mannschaften“, sagte der 57-jährige Italiener, der 2014 mit den Königlichen den Titel holte.

Ancelotti ist ja der Champions-League-Spezialist unter den aktiven Trainern. Dreimal hat er in der Königsklasse schon mit dem AC Mailand (2003, 2007) und Real triumphiert. Er hat seine Topelf für die großen Fußballabende gefunden, ohne Härtefall Thomas Müller, aber mit vielen Ü30-Kräften wie Alonso, Robben, Ribéry, Neuer oder den in London gesperrt fehlenden Kapitän Lahm. „Wir sind sehr wettbewerbsfähig“, sagte Ancelotti am Ende des dreitägigen Betriebsausfluges nach England: „Meine Motivation ist, die Mannschaft an die Spitze in Europa zu führen. Das ist mein einziges Ziel, dafür gebe ich alles.“