Bayern menscheln - „Blöde“ Pleite ohne Nebenwirkungen

München (dpa) - Als Manchester City das Tor zum 3:2 erzielte, gingen bei Thomas Müller sofort „die Alarmglocken los“.

Plötzlich geriet die rosarote Bayern-Welt tatsächlich ein bisserl in Gefahr, erst nach dem Abpfiff und ohne einen weiteren City-Treffer konnten die Münchner das ungewohnte Gefühl einer Niederlage doch noch als kollektiven Systemausfall ohne akute Nebenwirkungen abhaken.

Vom „besten worst case“ sprach Nationalspieler Müller. Schließlich stand der schon für unschlagbar gehaltene Triple-Sieger nach seinem überhaupt erst dritten verlorenen Wettbewerbsspiel im Superjahr 2013 in der Endabrechnung als Gewinner seiner Champions-League-Gruppe da. „Wir bleiben Erster, das ist das einzig Positive“, resümierte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach 90 verrückten Minuten, die Mario Götze auf zwei Worte komprimierte: „Blöd gelaufen!“

Ein 2:4 und damit Platz zwei in Gruppe D hätte für heftigere Reaktionen gesorgt. So konnte am Dienstagabend auch Pep Guardiola Milde walten lassen. Für den Starcoach war es sogar ein nicht ganz unwillkommener Warnschuss in Zeiten, da Bayern-Siege schon als eine Art Naturgesetz betrachtet dargestellt wurden. „Vielleicht brauchen dieser Verein, der Trainer und die Mannschaft eine Niederlage, um zu wissen, wie schwierig es ist, die Spiele zu gewinnen - in der Bundesliga und in Europa“, äußerte Guardiola.

Der 42-Jährige, der mit den Bayern zuvor nur das Supercup-Finale gegen Borussia Dortmund (2:4) verloren hatte, sprach von einer Lektion für seine Spieler: „Wir müssen verstehen, wie schwierig es ist zu gewinnen - vor allem in Europa.“ Auch Rummenigge mahnte, „gewisse Lehren“ aus dem Erlebten zu ziehen. Müller (5. Minute) und Götze (12.) hatten ManCity in der furiosen Anfangsphase angeknockt. Aber man habe gegen einen „taumelnden Boxer vergessen, den K.o.-Schlag anzusetzen“, kommentierte Rummenigge.

David Silva (28.), Aleksandar Kolarov (59./Foulelfmeter) und James Milner (62.) wendeten die Partie. Nach dem 3:1-Hinspielsieg sicherte der gewonnene direkte Vergleich den Bayern vor den punktgleichen Engländern Platz eins, der ihnen schon im Achtelfinale „die dicken Brocken“ wie Real Madrid, Paris St. Germain oder Manchester United erspart, wie Müller hervorhob. Und sonst? „Außer, dass die Rekorde futsch sind, ist nicht viel passiert“, bemerkte Müller als Analyst.

Selbst Manuel Neuer verließ trotz dreier Gegentore „mit einem Schmunzeln“ die Arena. Der Schlussmann deutete die überhaupt erst zweite Königsklassen-Niederlage des Jahres einfach als gutes Omen für die Titelverteidigung, weil sie wieder gegen ein Team aus England passierte. „Gegen Arsenal haben wir auch verloren und sind danach Champions-League-Sieger geworden“, sagte Neuer in Erinnerung an das 0:2 im März. ManCity, Arsenal und das verlorene Elfer-Drama gegen den FC Chelsea im „Finale dahoam“ 2012 - sogar die letzten drei Münchner Heimpleiten gehen nun auf das Konto von Premier-League-Clubs.

Verantwortlich für die aktuelle waren die Bayern selbst. „Ich habe keine Ahnung, was passiert ist“, rätselte Franck Ribéry, der auch selbst losgelegt hatte, als wenn das 7:0 von Bremen noch getoppt werden sollte. Aber Roboter sind selbst die Bayern nicht. „Da sind so ein bisschen die Menschen in uns durchgekommen“, sagte Müller zum erstaunlichen Leistungseinbruch. „Alle Gegentore waren unglücklich und zu verhindern“, meinte Neuer, fügte aber ebenfalls nachsichtig hinzu: „Es ist auch nicht das allerwichtigste Spiel gewesen.“

Den „Weckruf“ hätte es nicht gebraucht, meinte Toni Kroos: „Uns braucht niemand auf den Boden zurückholen. Das ist Quatsch.“ Büßen muss es womöglich an diesem Samstag der Hamburger SV, der beim letzten Auftritt in München Ende März mit 9:2 gedemütigt wurde. „Wir müssen und wollen gewinnen, weil es unser Ziel ist, als Herbstmeister in die Winterpause zu gehen“, verkündete Rummenigge.