Bayern vs. Barça: Trainerduell zweier alter Bekannter
Barcelona (dpa) - Luis Enrique ist ein alter Bekannter von Pep Guardiola. Der Trainer des FC Barcelona traut seinem Gegenüber vom FC Bayern München im Halbfinale vieles zu.
Trotz des 3:0-Hinspielsiegs der Katalanen über den deutschen Fußballmeister werde Barça beim FC Bayern kein leichtes Spiel haben, warnte er sein Team. „Wir werden in München leiden müssen.“
Als Fußballer hatten „Lucho“, wie Luis Enrique genannt wird, und Guardiola bei Barça fünf Jahre lang in einer Mannschaft gespielt. Sie absolvierten gemeinsam die Trainerschule und arbeiteten zeitweise für denselben Club. Guardiola betreute die erste Mannschaft von Barça, Luis Enrique die B-Elf. Nur einer von ihnen kann nun ins Champions-League-Finale von Berlin einziehen.
Luis Enrique will das Kunststück wiederholen, das Guardiola vor sechs Jahren geglückt war: Der jetzige Bayern-Trainer hatte 2008/09 gleich im ersten Jahr als Barça-Coach die Meisterschaft, den Pokal und die Champions League gewonnen. Die Chancen der Katalanen für ein neues „Triple“ stehen nicht schlecht, denn das Team von Luis Enrique schwimmt auf einer Welle des Erfolgs.
Das Angriffstrio mit Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez ist kaum zu bremsen. Luis Enrique hat es geschafft, die „drei Tenöre“ bei Laune zu halten. Die Superstars legen keinerlei Eifersüchteleien an den Tag. Im Gegenteil: Ihnen scheint es Freude zu bereiten, Tore für die Mitspieler vorzubereiten. Zudem hat Luis Enrique das von Guardiola geprägte Spielsystem weiterentwickelt: Statt endloser Ballstafetten suchen Messi & Co nun einen direkteren Weg zum gegnerischen Tor.
Luis Enrique gelang es auch, eine alte Schwäche der Katalanen bei Standardsituationen zu beheben. Die Katalanen kassieren nicht mehr so viele Gegentore nach Eckbällen und Freistößen wie in der Vergangenheit. Auf der Gegenseite nutzen sie solche Standards jetzt häufiger zu Torerfolgen.
Die Grundlage des Erfolgs scheint eine Art von Gentlemen's Agreement zwischen dem Trainer und Messi zu sein. Dem Argentinier schien der autoritäre Stil von Luis Enrique nicht zu passen. Zum Jahreswechsel gab es einen heftigen Streit. Messi brachte einen möglichen Vereinswechsel ins Spiel, die Tage von Luis Enrique bei Barça schienen gezählt zu sein. Der Trainer akzeptierte dann aber die führende Rolle des Argentiniers im Kader und setzte Messi nicht mehr auf die Ersatzbank. „Luis Enrique ist der Chef und Messi der Anführer“, umschrieb das Online-Portal „goal.com“ das Übereinkommen.
Der Barça-Trainer, der mit vollständigem Namen Luis Enrique Martínez García heißt, wirkt in der Öffentlichkeit zuweilen ein wenig kurzangebunden und ruppig. Er verabscheut Pressekonferenzen und Interviews. Ihm fehlt die feine Ironie eines Guardiola. Bei seinem vorigen Verein Celta de Vigo thronte er im Training mal oben auf der Plattform eines Baugerüsts und gab von dort seine Kommandos.
Vor Beginn seiner Trainerkarriere hatte der Asket an Marathonläufen und Triathlon-Wettbewerben teilgenommen. Luis Enrique weiß also auch, was Leiden heißt.