Bittere Lehrstunde für Dortmund: 0:3 in Marseille

Marseille (dpa) - Peinliche Defensivpatzer, klägliche Chancenverwertung - Borussia Dortmund hat auf der großen Champions League-Bühne jede Menge Lehrgeld bezahlt und 0:3 (0:1) bei Olympique Marseille verloren.

Vor 30 000 Zuschauern im Stade Vélodrome trafen André Ayew (20., 69./Foulelfmeter) und Loic Remy (62.) für die effektiveren Franzosen, die kurz vor dem Abpfiff Jordan Ayew durch eine Gelb-Rote Karte verloren. Nach dem dürftigen Saisonstart in der Liga mit bereits drei Niederlagen dümpelt der BVB in der Gruppe F mit nur einem Pünktchen auf dem vorletzten Platz herum.

15 Tage nach dem 1:1 im Heimspiel gegen den FC Arsenal konstatierte BVB-Coach Jürgen Klopp die vermeidbare Pleite: „Das war heute Lehrgeld zahlen durch und durch. Wir müssen auch mit den Fehlern, die aufgrund von Unerfahrenheit gemacht werden, leben. Es war die Geschichte dieser Saison in ein Spiel gepackt.“ Innenverteidiger Neven Subotic sah es ähnlich: „Wir haben nicht gut gespielt und es auch nicht verdient, einen Punkt hier mitzunehmen. Wäre das Spiel noch drei Stunden gegangen, wir hätten kein Tor gemacht.“

Mit der Rückkehr der wiedergenesenen Nationalspieler Sven Bender und Marcel Schmelzer versprach sich BVB-Coach Jürgen Klopp mehr Stabilität in der Defensive. Der ausgeruhte Kevin Großkreutz, für den zuletzt starken Ivan Perisic dabei, sollte über die linke Seite Dampf machen. Stattdessen begann das junge BVB-Team, mit einer Erfahrung von nur 23 Champions-League-Spielen, zerfahren und brachte sich mit einer ungewöhnlich hohen Fehlpassquote im Spielaufbau unnötig unter Druck.

Die überraschend defensiven Gastgeber taten relativ wenig fürs Spiel, hatten aber bei einem Kopfball von Souleymane Diawara (9.) die erste Möglichkeit. Die Dortmunder hatten dank gewohnt großer Laufbereitschaft zwar über weite Strecken der ersten Hälfte gefühlt mehr Ballbesitz, waren bei ihren Angriffen aber zu berechenbar. Shinji Kagawa und Robert Lewandowski blieben weit unter Normalform, zwingende Torchancen basierten meist auf Einzelaktionen. So scheiterte Jungstar Mario Götze in der 19. Minute nach technisch hochwertiger Feinarbeit in aussichtsreicher Position an Torhüter Steve Mandanda.

Im Gegenzug fiel die Führung für den Tabellen-13. der Ligue 1. Wie bereits beim entscheidenden 1:2 in Hannover rutschte Subotic vor dem eigenen Strafraum aus, Ayew hämmerte den Querpass von Remy aus 17 Metern ins Netz. OM-Trainer Didier Deschamps, als Spieler Welt- und Europameister, dazu zweimal Champions League-Sieger, ballte auf der Bank die Faust. In der 36. Minute erlebte er fast eine Kopie des 1:0, als Ayews Schuss aus halblinker Position nur mit viel Mühe von Torhüter Roman Weidenfeller pariert wurde.

„Wir haben mehr Ballbesitz, laufen mehr, aber liegen hinten. Wir sind zu nervös und haben einfache Ballverluste. Insgesamt muss sich unser Spiel ändern“, analysierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc in der Pause. Und die Borussia kam auch mit wesentlich mehr Druck und Dringlichkeit aus der Kabine. Nach einer guten Gelegenheit von Lucho Gonzalez (48.) vergab erneut Götze gleich zweimal den Ausgleich. In der 50. Minute traf der 19-Jährige nur den Innenpfosten, 60 Sekunden später konnte er Mandanda erneut nicht überwinden.

Und dann kam's für den BVB im 175. Europacup-Spiel der Vereinsgeschichte knüppeldick. Ohne jegliche Bedrängnis köpfte Nationalspieler Mats Hummels in den Lauf von Remy und der erhöhte auf 2:0 (62.). Nach einem Foul von Kapitän Sebastian Kehl an Remy pfiff der schwedische Schiedsrichter Jonas Eriksson zurecht Elfmeter - Ayew (69.) setzte im Duell der beiden ehemaligen Champions League-Sieger mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt. Der Latten-Kopfball des eingewechselten Lucas Barrios (88.) passte zur allgemeinen Dortmunder Tristesse.