Signal an Europa - Hoeneß: „Spitzenmannschaft“
München (dpa) - Zehn Pflichtspielsiege nacheinander, dabei 28:0 Tore: 235 Tage vor dem Champions-League-Finale in der heimischen Arena sandte der FC bayern München Zu-Null-Spezialisten mit dem 2:0 (2:0) gegen die Neureichen aus England ein deutliches Zeichen an Europas Elite.
„Im Moment sind wir die beste Mannschaft. Vielleicht noch nicht in Europa, aber fast“, hob Franck Ribéry die Stärke des Teams mit der fast schon unheimlichen Erfolgsserie hervor. „Es ist mein Traum mit Bayern die Champions League zu gewinnen“, betonte der französische Mittelfeldstar.
Ihm attestierte Trainer Jupp Heynckes ebenso wie Bastian Schweinsteiger, der in WM-Form auftrat und seine beste Saisonvorstellung bot, eine „Weltklasseleistung“. Und am Tag nach dem souveränen Sieg lobte Ribéry das ganze Team.
Das sei die „beste Bayern-Mannschaft“, in der er gespielt habe, schwärmte der seit 2007 beim Fußball-Rekordmeister kickende Ausnahmekönner; auch sein Vereins-Präsident pries schon jetzt die Klasse des sehr stabilen Ensembles an. „Manchester City hat gezeigt, dass es eine Spitzenmannschaft ist, und unsere Mannschaft hat eindeutig bewiesen, dass sie im Moment auch eine Spitzenmannschaft ist“, betonte Uli Hoeneß mit seinem rot-weißen Fan-Schal um den Hals.
Titel sollen in diesem Jahr unbedingt her, am liebsten natürlich der am 19. Mai 2012 in der Königsklasse. „Wir haben letztes Jahr nichts gerissen. Und wir müssen dieses Jahr die Pokale wieder holen“, sagte Mario Gomez. „Da sind wir auf einem guten Weg - aber wir haben noch keinen einzigen.“ Als Meister der Effektivität netzte der Nationalstürmer gleich zweimal (38./45.+1 Minute) ein. Zwölf Tore in elf Pflichtspielen lautet nunmehr die Gomez'sche Ballerquote. Mit sechs Punkten und 4:0 Toren thront der FCB auch in der Königsklasse an der Spitze. Hinter dem SSC Neapel (4 Punkte) stehen City (1) und Villarreal (0) mächtig unter Druck.
Nach so manchem Sparringspartner in der Bundesliga war der FC Bayern auch gegen das Schwergewicht von der Insel nicht zu Boden gegangen. Spätestens nach dem beeindruckenden Auftritt um einen überaus spielfreudigen Ribéry und einen als Chef lenkenden Schweinsteiger sind sich die Münchner bemerkenswert früh sicher, dass es in diesem Jahr zumindest zum nationalen Titel reicht. „Ich glaube, dass uns in der Bundesliga keiner gefährden kann. Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Kapitän Philipp Lahm und nahm daher schon einmal die ganz großen Clubs ins Visier. „In der Champions League gilt es dann, Barcelona, Real Madrid, Manchester United zu schlagen.“
Dass die Münchner allerdings so souverän und sicher gewinnen würden, war in der Anfangsphase der Partie noch nicht abzusehen. Da steckten die Bayern-Bosse mit beeindruckten Gesichtern schon einmal auf der Tribüne die Köpfe zusammen und erwarteten wohl auch mehr Arbeit für den dann doch wieder kaum geforderten und seit 928 Pflichtspielminuten unüberwundenen Manuel Neuer. „Ich hab' nicht gedacht, dass ich so wenig zu tun bekomme“, meinte der Keeper selbst.
Auf dem Platz „wunderte“ sich indes Toni Kroos, dass bei zwei Zweikämpfen von Jérome Boateng der Elfmeterpfiff von Viktor Kassai (Ungarn) ausgeblieben war. Mehr und mehr bekamen die Bayern die Partie aber in den Griff; am Ende freute sich Sportdirektor Christian Nerlinger über eine „bravourös bestandene Standortbestimmung“. Und das nur mit einem Mini-Einsatz des erst in der 90. Minute für Ribéry eingewechselten Arjen Robben!
Dass die lange Zuschauerrolle für den wiedergenesenen Niederländer auf der wichtigsten Vereins-Fußballbühne alles andere als einfach war, konnte der bei seiner Auswechslung gefeierte Franzose „verstehen“. „Aber wir brauchen auch Arjen, die Saison ist noch lang“, sagte der von den Mitspielern für seinen vehementen Defensiv-Einsatz gelobte Ribéry. „Mein Kopf ist frei, mein Körper ist gut.“ Und der Gefühlsfußballer dreht wie in besten Zeiten auf.
Ein „großes Kompliment“ sprach Karl-Heinz Rummenigge Trainer und Mannschaft aus, vor allem für die „erstklassige“ Ergebnis-Verwaltung nach der Pause. „Die Champions League geht richtig los mit dem K.o.-System“, mahnte Vorstandschef Rummenigge. „Wir haben gute Voraussetzungen geschaffen, das Achtelfinale zu erreichen. Aber die Titel werden im Mai vergeben und nicht Ende September - also deshalb den Ball schön flach halten.“
Trainer Heynckes sieht da bei seinem Team keine Probleme. Denn, das hatte der 66-Jährige wiederholt betont, die Mannschaft versteht es mit Lob umzugehen. „Im Moment haben wir nicht nur einen super Teamgeist, sondern agieren auch harmonisch, haben eine gute Raumaufteilung und überragende Einzelkönner“, betonte der Coach.