Chelsea beschwört den „Barca“-Geist

München (dpa) - Mit dem Geist von Barcelona will der FC Chelsea dem FC Bayern das „Finale dahoam“ vermiesen und den größten Erfolg in der 107-jährigen Vereinsgeschichte bejubeln.

Ein Sieg über den deutschen Fußball-Rekordmeister am Samstag in dessen Arena ist nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung möglich: „Mit dem Spirit, den wir in Barcelona gezeigt haben“, glaubt Chelseas Fußball-Ikone Frank Lampard.

Im Camp Nou hatte Chelsea trotz fast einstündiger Unterzahl ein 2:2 erkämpft und den Titelverteidiger damit ausgeschaltet. „Wir haben das Gefühl genossen, die Besten zu schlagen, aber wir sind clever genug, um zu wissen, dass die Leute das Halbfinale und andere Spiele vergessen, wenn wir das Finale nicht gewinnen“, betonte Lampard.

Gerade die alten Recken wie der Mittelfeldstratege und Final-Kapitän in seinem 522. Spiel für Chelsea oder Sturmdiva Didier Drogba (34) in seiner möglicherweise letzten Partie wollen für die Londoner aber die Vereinskrone Europas erobern. „Sie würden für diesen Pokal töten“, sagte Chelseas ehemaliger Trainer, Gianluca Vialli, in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ mit Blick auf die Chelsea-Oldies.

Mit einem Sieg würden sie auch das Final-Trauma von 2008 auslöschen, als Chelsea in der Regennacht von Moskau in einem dramatischen Finale im Elfmeterschießen dem Premier-League-Rivalen Manchester United unterlegen war. Geübt wurde auch das schon, aber auf ein erneutes Nervenspiel vom Elfmeterpunkt will Chelsea es nicht ankommen lassen, damit die bereits für Sonntag geplante Jubelparade durch Londons Straßen auch stattfinden kann.

Entscheidend wird aber sein, wie die neu zu formierende Chelsea-Abwehr mit der geballten Münchner Offensive um Torjäger Mario Gomez zurechtkommt. Interimstrainer Roberto di Matteo muss ausgerechnet im Spiel der Spiele des Londoner Clubs auf Kapitän und Abwehrchef John Terry verzichten. Er fehlt wegen seiner Roten Karten in Barcelona. Gelbgesperrt ist in Branislav Ivanovic auch der zweite etatmäßige Innenverteidiger.

Die Mittelfeldspieler Raul Meireles und Ramires - Torschütze beim 2:2 in Barcelona - sind ebenfalls zum Zuschauen verdammt. Für Terry und Ivanovic sollen Gary Cahill und David Luiz in die Startformation. Beiden fehlt allerdings Spielpraxis, nachdem sie jeweils wegen einer Oberschenkelverletzung rund vier Wochen ausgefallen sind.

Di Matteo ist wegen des Personals aber nicht bange. Denn die Alternativen können sich sehen lassen. Michael Essien dürfte in die Anfangself rücken. Wenn er fit ist, gilt das auch für den französischen Vizeweltmeister Florent Malouda. Der Sturm vermutlich mit Drogba und Salomon Kalou sowie dem rechtzeitig wieder treffsicheren Fernando Torres in der Jokerrolle dürfte auch die personell geschwächte Bayern-Abwehr vor Probleme stellen.

Denn Chelsea ist unberechenbar: Die vergangenen sieben Tore in der Champions League gingen auf das Konto von sieben verschiedenen Spielern. Mit dem Remis in Barcelona bewiesen die Londoner zudem Nervenstärke auswärts in einem Hexenkessel voller gegnerischer Fans.

In München werden allerdings auch 17 500 Chelsea-Fans im Stadion erwartet. Für Trainer di Matteo hat der Heimvorteil der Bayern ohnehin zwei Seiten. „Wenn man es aus einem anderen Blickwinkel sieht, erhöht es für sie vielleicht auch den Druck“, sagte der Italo-Schweizer, der die Mannschaft binnen zwei Monaten zum Finalisten formte.