Chelsea macht's möglich: Ballack redet wieder

London (dpa) - Auf der emotionalen Dienstreise zum FC Chelsea hat sich Michael Ballack nach monatelangem Abtauchen wieder der Öffentlichkeit gestellt.

„Ich habe hier vier Jahre gespielt und kehre nun gleich wieder nach Chelsea zurück. Besser hätte es nicht kommen können“, sagte der 34 Jahre alte Mittelfeldstar in London. Offen ließ Bayer Leverkusens Chefcoach Robin Dutt einen Tag vor der Champions-League-Rückkehr des deutschen Fußball-Vizemeisters weiter, ob Ballack am Dienstag an der Stamford Bridge in der Startelf steht.

„Ich weiß, ob er spielt. Und er weiß, ob er spielt oder nicht“, sagte Dutt. „Michael ist in guter Form, doch ich möchte dem Gegner ein besseres Spektrum der Vorbereitung geben.“ Mit seinen 95 Europacupspielen ist Ballack der international erfahrenste Akteur der Werkself, in denen es nur vier weitere Spieler mit „Königsklassen“- Einsätzen gibt. „Wir haben nichts zu verlieren und wir machen hier ja auch nichts ganz Neues“, meinte Ballack, der es als „meine Aufgabe ansieht, die jungen Spieler zu führen“.

Der 98-malige Nationalspieler hat bei seiner Rückkehr nach London zwiespältige Gefühle. Von 2006 bis 2010 feierte er dort Erfolge, erlebte aber auch den folgenschwersten Schlag seiner Karriere: Am 15. Mai 2010 wurde er im FA-Cup-Finale durch ein rüdes Foul von Kevin-Prince Boateng schwer verletzt, was ihn die WM-Teilnahme in Südafrika und den Platz im deutschen Nationalteam kostete. „Es ist alles nicht so gelaufen, wie ich es mit vorgestellt habe“, erklärte Ballack.

Immer mehr findet er seinen Frieden mit dem unfreiwilligen Ende in der DFB-Auswahl, deren Kapitän er viele Jahre war. „Der Schluss war unbefriedigend, doch sportlich akzeptiere ich das. Man kommt schließlich mal in das Alter, wo es so ist“, so Ballack. Nun wolle er sein wohl letztes Profi-Jahr genießen und Spaß haben.

Ob mit Ballack oder ohne ihn: Für Bayer 04 wird das Comeback in der „Königsklasse“ nach sechs Jahren Abstinenz harte Arbeit werden. „Die Ausgangssituation ist klar. Da gibt es kein Ábstasten, da wird es gleich zur Sache gehen und man weiß, wo man steht“, sagte Dutt, der seinen jungen Spielern nur gezügelten Tatendrang zugesteht: „Sie sollen nicht vergessen, dass sie eine Aufgabe haben und hier nicht nur zu Besuch sind.“ Auch die Bayer-Profis wissen, was sie erwartet. „Das ist kein sanfter Start. Ich bin aber überzeugt, dass wir in der Champions League überwintern werden“, meinte Kapitän Simon Rolfes.

In der Gruppe E kämpft Bayer 04 zudem noch mit dem KRC Genk und dem FC Valencia um den Einzug in das Achtelfinale. „Zum FC Chelsea fahren wir mit dem gleichen Respekt wie zum FC Bayern München“, sagte Dutt. Auch Torjäger Kießling weiß, dass alles zusammenpassen muss, um bei Chelsea erfolgreich zu sein: „Wir müssen einen guten Tag erwischen - und Chelsea einen schlechten.“

Chelsea unternimmt mit Weltstars wie Petr Cech, John Terry, Fernando Torres, Didier Drogba, Nicolas Anelka oder Frank Lampard den zehnten Anlauf, die Champions League endlich zu gewinnen. Dazu wurde André Villas-Boas als neuer Trainer geholt, der den FC Porto 2011 zum Europa-League-Triumph führte. „Ich erwarte eine Weltklassemannschaft Chelsea, die uns das Leben schwer macht“, sagte Bayer-Clubchef Wolfgang Holzhäuser, hofft aber insgeheim auf eine Überraschung. „Man muss hinfahren, um gewinnen zu wollen. Ein Sieg in Chelsea klingt vermessen, aber alles ist im Bereich des Möglichen.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Chelsea: Cech - Bosingwa, Ivanovic, Terry, Cole - Ramires - Mata, Lampard, Raul Meireles - Fernando Torres, Anelka

Bayer Leverkusen: Leno - Castro, Reinartz, Toprak, Kadlec - Bender (Ballack), Rolfes - Sam, Renato Augusto, Schürrle - Kießling

Schiedsrichter: Lannoy (Frankreich)