„Clásico“-Serie beendet: Barça feiert, Real zetert
Barcelona (dpa) - Fußball-Europa verneigt sich vor dem FC Barcelona und schüttelt den Kopf über Real Madrid: Das Ende des „Clásico“-Marathons hat viel verbrannte Erde in Spanien hinterlassen.
Zum möglichen Imageverlust des stolzen Hauptstadt-Clubs trugen nach dem Aus in der Fußball-Champions-League erneut abstruse Verschwörungstheorien bei. „Im nächsten Jahr können Sie denen den Pokal direkt geben“, polterte Reals Superstar Cristiano Ronaldo nach dem 1:1 im Halbfinal-Rückspiel in Barcelona.
Vor einer Woche hatte Madrids Trainer José Mourinho nach der 0:2-Demütigung im Hinspiel mit seinen Tiraden gegen die UEFA, den deutschen Schiedsrichter Wolfgang Stark und Barça-Coach Josep Guardiola für einen Skandal gesorgt. Nun lenkten Reals Profis selbst von der eigenen Unterlegenheit ab.
„Wir fühlen uns betrogen“, schimpfte Keeper Iker Casillas. Von Gratulationen an den aktuell übermächtigen und ungeliebten Rivalen aus Katalonien keine Spur. „Jeder hat seinen Stil“, ätzte Barças Andrés Iniesta zu den Auftritten Reals auf dem Platz und nach den Spielen. Dem Jubel über den vierten Finaleinzug Barcelonas in der Champions League tat das Benehmen Reals keinen Abbruch. „Das sind großartige Momente, zum genießen“, schwelgte Iniesta, der am 28. Mai im Londoner Wembley-Stadion mit Barça nach Europas Krone im Club-Fußball greift.
Schon während der Partie, an der sich nach dem Defensivauftritt im Hinspiel diesmal auch Real beteiligte, waren die 95 000 Fans im Camp Nou siegessicher. „Olé“, hallte es bei jeder Ballstafette durch das Rund. Nur schwer konnte der vermeintlich berühmteste Club der Welt aus Madrid, bei dem Mesut Özil erst spät eingewechselt wurde und der verletzte Sami Khedira ganz fehlte, mit der Schmach leben und verbreitete abstruse Theorien.
„Barcelona wird sehr gut beschützt, wir wussten, dass etwas passieren würde“, klagte Ronaldo und verwies auf ein vom belgischen Schiedsrichter Frank De Bleeckere nicht anerkanntes Tor von Gonzalo Higuain. „Das Tor war regulär“, behauptete Ronaldo, der Javier Mascherano in die Hacken gefallen war. „Wir wussten, dass wir Barça schlagen konnten, aber der Schiedsrichter hat uns nicht gelassen“.
Auch Madrids Sportpresse stimmte in den Tenor möglicher Verschwörungen ein. „Es wollte nicht sein... und war außerdem unmöglich“, titelte „Marca“. Die Konkurrenz von „As“ witterte Betrug: „Beruhig dich Mou, es ist nichts Persönliches, es ist rein geschäftlich.“ Mourinho selbst verschanzte sich komplett im Hotel.
Für Barça-Coach Guardiola war das Eliminieren des Rivalen nach dem verlorenen Pokalfinale eine besondere Genugtuung. „Das war eine der schönsten Nächte, die ich erlebt habe“, sagte „Pep“, der sich mit seinem Kollegen Mourinho zuletzt einen medienwirksamen, aber mitunter albern wirkenden verbalen Schlagabtausch geliefert hatte. Auf Mourinho könnten nun ungemütliche Tage warten. Die Disziplinarkommission der UEFA muss noch ein Urteil wegen seiner Pöbeleien nach dem Hinspiel fällen.
Auch intern droht Unheil. Reals ehemaliger Präsident Ramon Calderon rügte Mourinho, der in diesem Jahr „nur“ den Gewinn des spanischen Pokals vorweisen kann, und bezichtigte ihn des „schädlichen“ Verhaltens zu Ungunsten des sonst so souveränen und erhabenen Clubs. „Das, was er über die UEFA und die Schiedsrichter gesagt hat, ist in keiner Weise akzeptabel. Das verträgt sich nicht mit der Geschichte von Real Madrid“, sagte Calderon der BBC.