Deutschland als vierte Nation mit zwei Teams im Finale

Hamburg (dpa) - Im bislang letzten nationalen Champions- League-Finalduell vergoss Michael Ballack bittere Tränen. Neben der Last-Minute-Pleite von Chelsea vor fünf Jahren gab es in den Endspielen mit zwei Teams aus einem Land bislang ein weiteres Elfer-Drama und Klagen über ein „Attentat“.

Der Showdown zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern im Londoner Wembley-Stadion ist der erste Bundesliga-Gipfel auf der größten europäischen Bühne. Zum insgesamt vierten Mal machen zwei Teams einer Nation den Wettbewerb am Ende unter sich aus. Teams aus Spanien, Italien und England lieferten zuvor gleiche Beispiele.

Der UEFA-Pokal und dessen Nachfolger Europa League erlebten seit 1972 neun Finalduelle mit zwei Teams aus einem Land. 1980 glückte das mit Cup-Sieger Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach auch zwei Bundesligisten - schon damals als Gladbacher Trainer beteiligt: Jupp Heynckes.

1999/2000: Spanische Nacht (Real Madrid - FC Valencia 3:0)

Beim ersten nationalen Duell im Champions-League-Finale fehlte gleich der Meister. Völlig überraschend hatte Valencia den amtierenden spanischen Champion FC Barcelona im Halbfinale bezwungen - Madrid erwies sich aber mit dem jungen Torwart Iker Casillas und Raúl in Paris als eine Nummer zu groß. In einem temporeichen, aber einseitigen Endspiel triumphierten die Königlichen unter Trainer Vicente del Bosque zum insgesamt achten Mal in der Königsklasse. Die spanische Nacht war auch Ergebnis der finanziellen Kräfteverhältnisse im europäischen Fußball: Reals Clubchef Lorenzo Sanz hatte vor der Saison mehr als 154 Millionen Mark für neue Spieler ausgegeben.

2002/03: Italienisches „Attentat“ (AC Mailand - Juventus Turin 3:2 i.E.)

Die italienische Dominanz mit drei Serie-A-Teams im Halbfinale zeigte sich nicht in großer Spielkunst: Nach torlosen 120 Minuten und fünf parierten Strafstößen im Elfmeterschießen schoss Andrej Schewtschenko den AC zum vierten Landesmeister-Cup. Zumindest Juve hatte in Manchester zwar eine Stunde lang Offensivgeist bewiesen, verwaltete das Ergebnis aber in italienischer Manier. „Dieses Spiel hat die Kritik an unserem Fußball wieder geweckt“, erkannte die „Gazzetta dello Sport“. Die spanische Zeitung „As“ schrieb von einem „Attentat auf den Fußball“. Clubchef Silvio Berlusconi war alle Stilkritik egal und lobte noch in der Kabine die Milan-Helden: „Ihr wart bravissimi.“

2007/08: Englisches Drama (Manchester United - FC Chelsea 6:5 i.E.)

Michael Ballack sank einfach zu Boden. Nur ein Treffer im Elfmeterschießen fehlte zu seinem ersten großen internationalen Titel, John Terrys Schuss klatschte aber nur an den rechten Außenpfosten. Als im strömenden Regen von Moskau auch noch Nicolas Anelka für Chelsea vergab, durfte vor allem Manchesters Superstar Cristiano Ronaldo nach seinem Strafstoß-Patzer aufatmen. Im Moment des Triumphs erinnerte Coach Alex Ferguson an den tragischen Flugzeugabsturz, bei dem ein halbes Jahrhundert zuvor acht United-Spieler ums Leben gekommen waren: „Der 50. Gedenktag war für uns wie eine Bestimmung.“

Landesinterne Final-Duelle in der Champions League:

Landesinterne Finalduelle in UEFA-Pokal/Europa League:

UEFA-Pokal 1972-2009, Europa League ab 2010