Die Geschichte der Halbfinal-Duelle: Torfall, Telefon und Tiki-Taka

Aufwärmen mit Barcelona, Telefonboykott von Heynckes und eine Mutprobe in der Tapas-Bar.

Düsseldorf. Das beste Halbfinale aller Zeiten, Kampf der Giganten — zu Bayern München gegen FC Barcelona und Borussia Dortmund gegen Real Madrid ist alles gesagt, oder? Ein Streifzug durch die Geschichte dieser Spiele.

Aufwärmen Deutsche Mannschaften machen sich generalstabsmäßig warm. Laufen, Dehnen, Fünf gegen Zwei, Torschüsse. Der FC Barcelona nimmt das Aufwärmen in etwa so ernst wie Uli Hoeneß seine Steuererklärung. Anfang April zogen Dani Alves und Lionel Messi den Neid vieler Hobby-Kicker auf sich, als sie beim Aufwärmen einfach mal den Ball hoch hielten — über 40 Meter Entfernung.

Ehrfurcht Ja, man hat Respekt in Spanien. Am meisten vor Bayerns Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger. Das zeigt eine Umfrage der Sportzeitung Marca unter spanischen Bundesliga-Profis. Hoffenheims Joselu: „Ribéry ist ein Vollstrecker.“

Westfalia Herne Real Madrids Trainer José Mourinhos hat in seiner Karriere schon 20 Titel gewonnen. Viel interessanter: Sein Co-Trainer Jose Morais heuerte 2002 als Trainer bei Westfalia Herne in der vierten Liga an. Er wurde nach vier Monaten gefeuert. Erfolgreicher ist er seit 2010 mit Mourinho.

Ehrfahrung Null, genau null aktuelle Spieler von Bayern München und Borussia Dortmund haben schon einmal die Champions League gewonnen. Bei Barcelona sind es 18, bei Real immerhin sechs.

Torfall „Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan“, grölt Marcel Reif auf seinem Kommentatoren-Höhepunkt am 1. April 1998. Vor dem Anpfiff des Champions League-Halbfinals Real Madrid gegen Borussia Dortmund reißen spanische Fans einen Zaun nieder. Dumm nur, dass daran ein Tor befestigt ist. Die 76-minütige Zwangspause überbrücken Reif und Günther Jauch mit später preisgekrönter Blödelei: „Zwei Handballtore nebeneinander. Ginge das?“

Tiki-Taka Mutprobe für die Tapas-Bar: „Ich nehme vorweg das Catenaccio und komme dann über die Flügel zum Tiki-Taka.“ Mal sehen, was der Kellner bringt. Tiki-Taka kann man natürlich nicht essen. Die meisten können es nicht einmal fassen. Der Begriff beschreibt das Spielsystem des FC Barcelona, bei dem der Gegner mit gefühlten 130 Pässen eingeschläfert wird, bevor Messi ihn wieder aufweckt — mit einem Tor.

Klatsche „Das Fürchterlichste, was ich je vom FC Bayern gesehen habe“, sagte Club-Ikone Franz Beckenbauer nach der peinlichen 0:4-Klatsche gegen Barcelona 2009. Zur Verteidigung: Barcelona lief mit Messi, Eto´o und Henry auf. Jürgen Klinsmann hielt mit Breno, Lell und Ottl dagegen. Nun ja.

Blonder Engel Der einzige Deutsche, der für beide spanischen Clubs zauberte, ist Bernd Schuster — der Blonde Engel. Der macht den Bayern wenig Mut mit seiner Meinung über Iniesta, Alves und Busquets: „Man könnte denen allen die Augen verbinden, sie würden Messi trotzdem immer finden.“ Günter Netzer war 1973 der erste Deutsche bei Real Madrid. Der Pforzheimer Emilio Walter 1923 der erste bei Barça.

Telefonkette Jupp Heynckes’ Gesicht in Signalfarben. Dabei hatte man ihn doch nur gefragt, ob er bei seinem Nachfolger und Barças Ex-Trainer Pep Guardiola mal durchklingeln würde. Reals Mourinho hätte auch Heynckes anrufen können, der hat mit Madrid 1998 den BVB im Halbfinale rausgeworfen und den Titel geholt. Wäre doch eine schöne Telefonkette gewesen. So hat man sich früher auch zum Bolzen verabredet.

Stellvertreterkampf Man nehme vier Dortmunder, vier Bayern und zwei Madrilenen — das war die Startelf der deutschen Nationalmannschaft gegen Kasachstan — und lasse sie gegen vier Spieler von Madrid und sechs von Barcelona antreten — das war 2012 die EM-Final-Elf der Spanier. Und fertig ist ein Länderspiel. Abgeschmeckt wird dieses Dinner nur mit Mertesacker (Arsenal London) und Silva (Manchester City).