Messi brennt auf Schweini & Co.

Barcelona (dpa) - Mit einem Psychospielchen um den Einsatz von Lionel Messi will der FC Barcelona den FC Bayern verunsichern. Der „Wunderfloh“ wurde nur unter Vorbehalt in den Kader für das Halbfinal-Hinspiel in der Münchner Allianz-Arena aufgenommen.

Doch der Stürmer ist seit Tagen fit. Das wissen und schreiben auch die spanischen Medien. „Messi ist heiß“, titelte das Blatt „Sport“ auf Seite eins. Barça-Coach Tito Vilanova habe den „Hurrikan“ nur mit Mühe davon abhalten können, die Generalprobe des Primera-Divisón-Leaders daheim gegen UD Levante (1:0) mitzumachen, hieß es.

Dagegen lässt der FC Barcelona verlauten: Die Ärzte hätten nach der Anfang des Monats im Viertelfinal-Hinspiel bei Paris Saint-Germain (2:2) erlittenen Muskelverletzung im rechten Oberschenkel noch kein grünes Licht gegeben. Erst Dienstag werde man mehr wissen.

Der Argentinier wolle knapp drei Jahre nach der 0:4-Pleite gegen Deutschland im WM-Viertelfinale 2010 unbedingt die „offene Rechnung begleichen“ und „Rache üben an den fünf Profis des FC Bayern München“, die damals in Südafrika im DFB-Team standen, schrieb die katalanische Zeitung „El Mundo Deportivo“. Nach dem WM-Aus
schloss sich Messi im Hotelzimmer ein und heulte stundenlang. „Er war allein und hat geweint, wir haben das von draußen gehört“, verriet jüngst der damalige Nationalcoach der Argentinier, Diego Maradona. Die Erniedrigung, das wissen Freunde, hat der Weltfußballer bis heute nicht überwunden.

Abwehrmann Gerard Piqué ist zuversichtlich, dass Messi die Revanche gegen Manuel Neuer, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Jérome Boateng gelingen wird. „Die Zeiten, in denen Fußball als Sportart definiert wurde, bei der elf gegen elf spielen und Deutschland am Ende gewinnt, sind endgültig vorbei. Und dafür haben wir gesorgt“, tönte der Ehemann von Pop-Ikone Shakira im Interview der Sportzeitung „As“.

Um zu verstehen, wie wichtig der Argentinier auch in einem Team mit so vielen Weltklassefußballern um die Welt- und Europameister Xavi, Andrés Iniesta, Piqué, Busquets & Co. ist, reichen ein paar Zitate: „Er hat Zauberkräfte“, sagte der brasilianische Teamkollege Dani Alves im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Der angesehene Kolumnist Josep Casanovas schrieb in „Sport“: „Wenn wir behaupten, Messi sei die halbe Mannschaft, dann untertreiben wir.“

Der 1,69-Meter-Mann ist auf dem Platz nicht nur wegen seiner Tore ein Riese. Er gebe dem Team auch Selbstvertrauen, „denn er macht alles einfacher“, sagt Piqué. Das wurde beim Rückspiel gegen Paris im Camp Nou deutlich, als der noch angeschlagene Star beim Stand von 0:1 eingewechselt wurde und auch auf einem Bein den bis dahin überlegenen Gegner einschüchterte, Kameraden und Fans „wiederbelebte“ und maßgeblich zum 1:1 und zum Weiterkommen der Katalanen beisteuerte.

Nicht nur wegen Messi wird Barça in München auf - einen allerdings „kontrollierten“ - Sturm mit Pedro und Alexis an der Seite des Torjägers setzen. Die für Topverhältnisse relativ schwach besetzte Bank der Katalanen fordert im Saison-Endspurt Tribut. Da im 21-Mann-Kader Carles Puyol und Javier Mascherano wegen Verletzungen und Adriano wegen einer Sperre fehlen, wird der unerfahrene Marc Bartra mit Piqué die Innenverteidigung bilden. „Vertraut mir“, bittet der 22-Jährige.

Der eigenen Abwehrschwäche und der Stärke der Bayern sind sich am Montjuic derweil alle bewusst. „Das wird brutal“, räumt Xavi ein. Mut macht aber, dass das Team seit 17 Pflichtspielen gegen deutsche Clubs (14 Siege) nicht verloren hat. Nun soll der erste Sieg in München gelingen. „Es ist die Zeit gekommen, die Arbeit einer beneidenswerten Saison zu vollenden“, rief Fußballdirektor und Ex-Nationaltorwart Andoni Zubizarreta seine Profis vor dem Abflug nach München auf.