Schweinsteiger muss Xavi und Messi ausbremsen

München (dpa) - Gleich nach der Auslosung übermittelte Bastian Schweinsteiger via Facebook eine freudige Botschaft an seine Fans. „Die beiden Spiele gegen Barça werden sicher absolute Highlights! Wer freut sich nicht darauf?

Pack mas“, schrieb der Vizekapitän des FC Bayern.

Vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag sorgte der Fußball-Nationalspieler dann wieder für eine gute Nachricht: Er ist nach leichten Sprunggelenksproblemen fit.

Das ist sehr wichtig, denn Schweinsteiger ist der Spieler, auf den es gegen die kleinen, feinen Weltstars wie Lionel Messi, Xavi und Andrés Iniesta besonders ankommen wird beim deutschen Meister. „Bastian ist unser Gehirn“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. „Er ist ein Toro“, ein Stier, erklärte bewundernd der Spanier Javi Martínez, der seinen Nebenmann Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld ob dessen Präsenz und Kraft „eine Naturgewalt“ nennt.

Jupp Heynckes fasst den Wert seines Mittelfeldchefs in fünf Worten zusammen: „Bastian ist für uns lebensnotwendig!“ Schweinsteiger sei der „Dirigent“ des in dieser Saison so unwiderstehlichen Münchner Spiels, erläuterte der Trainer. Gegen Barça, das beste Team des Planeten, muss allen voran der 28-Jährige auf der Höhe seines Schaffens sein, um das große Ziel, Finale in Wembley, Realität werden zu lassen. „Der Erfolg der nächsten Wochen hängt auch ein Stück davon ab, wie Bastian spielt, weil er in unserem System ein ganz wichtiger Spieler ist“, betonte Heynckes.

Schweinsteiger ist entscheidend für die Balance zwischen Offensive und Defensive. Als er im Gruppenspiel bei BATE Borissow bis zur 77. Minute geschont wurde, verlor Bayern 1:3. Bei der 0:2-Niederlage im Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Arsenal fehlte der Chef gesperrt. Es waren die einzigen Münchner Niederlagen in der Königsklasse.

Zusammen mit Martínez muss Schweinsteiger maßgeblich mit dafür sorgen, dass Lionel Messi nicht aus der Tiefe mit Schwung auf die Abwehr zustürmen kann. Dafür muss er das Duell der großen Strategen gewinnen, das gegen den genialen spanischen Welt- und Europameister Xavi, „den Motor des Barça-Spiels“, wie Martínez warnte. 1005 Pässe zum eigenen Mann haben die Statistiker in dieser Königsklassensaison bislang für Xavi gezählt: nach UEFA-Angaben 470 mehr als jeder andere Spieler - inklusive dem Münchner Ballverteiler Schweinsteiger.

Heynckes glaubt an seinen Anführer. Ausführlich zählte er vor dem Hinspiel die Vorzüge und Qualitäten des 98-maligen Nationalspielers auf. „Bastian ist unser Ruhepol. Er variiert das Tempo. Er bestimmt den Takt. Er kann alles. Er ist defensiv stark. Er hat ein gutes Kopfballspiel. Er läuft in jedem Spiel fast 13 Kilometer. Er geht vorne rein. Er schießt Tore.“ Und darum sei er für ihn auch die Nummer 1 unter allen Mittelfeldspielern in 50 Jahren Bundesliga.

Wenn Heynckes vor den Barcelona-Spielen nochmals ausdrücklich betonte, dass sie beim FC Bayern „aus den Niederlagen 2012 Energie und Kraft geschöpft“ hätten, dann trifft das in besonderem Maße auf Schweinsteiger zu. Der verhängnisvolle Elfmeter-Fehlschuss gegen den FC Chelsea im letztjährigen „Finale dahoam“ - er hat ihn nicht gebrochen, sondern angestachelt. „Ich will den maximalen Erfolg erreichen“, sagte der noch Unvollendete unlängst bei der Nationalmannschaft, als es wieder einmal um den noch fehlenden internationalen Titel ging, der ihm als großem Spieler noch fehlt; ebenso wie einem Philipp Lahm oder Franck Ribéry.

2008 hat Schweinsteiger mit der Nationalelf das EM-Finale gegen Spanien verloren, dazu 2010 und 2012 zwei Champions-League-Endspiele. „Ich bin jetzt nicht nervös“, versicherte er trotzdem: „Wenn ich keinen Titel holen würde, werde ich auch nicht früher sterben.“

29 wird er im Sommer. Aus „Schweini“, dem extrovertierten Jungstar, ist längst Herr Schweinsteiger, ein gereifter Star mit bevorzugter Wirkung nach Innen geworden. Auf dem Fußballplatz steht er wohl im Zenit seines Schaffens. „Es ist ein Hochgenuss, an der Seite von Bastian auflaufen zu dürfen“, schwärmte Martínez, sein immerhin 40 Millionen Euro teurer Adjutant. Auf gut bayerisch hätte der Baske auch hinzufügen können: „Pack mas!“