Dortmund im Rausch - Mertesacker: „BVB ein Vorbild“
Dortmund (dpa) - Traumhafte Tore, furioser Tempofußball, prächtige Festtagsstimmung - Dortmund ist zurück im Champions-League-Rausch. Das 2:0 (1:0) über Dauergegner FC Arsenal versetzte Jürgen Klopp in selige Stimmung.
Mit leuchtenden Augen kommentierte der Fußball-Lehrer die unverhoffte Gala seiner Notelf: „Das war nahe an der Perfektion. Dieses Spiel hefte ich mir ab.“ Selbst das zuvor hochgehandelte, aber letztlich überforderte Starensemble aus London zollte der famosen Borussia Respekt. „Für uns war es eine Lehrstunde. Der BVB war in Sachen Laufbereitschaft und Tempo ein Vorbild“, bekannte Weltmeister Per Mertesacker kleinlaut.
Nach einem schwierigen Ligastart spielte der Revierclub zum Auftakt der Vorrunde ähnlich groß auf wie in der Final-Saison 2012/13 - und den vermeintlich stärksten Gruppengegner an die Wand. Allein der Treffer von Ciro Immobile (45.) zum 1:0 riss die Zuschauer von den Sitzen. Nach einem Sololauf über fast 60 Meter versetzte der 18,5 Millionen Euro teure Neuzugang zwei Gegenspieler und schloss gekonnt ab. Die Erleichterung über sein erstes Pflichtspieltor im schwarzgelben Trikot stand dem Italiener ins Gesicht geschrieben: „Ich fühle mich ein bisschen befreit. Heute haben mich die Leute vielleicht richtig kennengelernt.“
Die überraschende Maßnahme von Klopp, den noch beim 3:1 über Freiburg am vorigen Samstag starken Adrian Ramos durch den bisher wenig überzeugenden Immobile zu ersetzen, machte sich bezahlt. Zusammen mit seinem kongenialen Sturmpartner Pierre-Emerick Aubameyang, der in der 48. Minute das vorentscheidende 2:0 erzielte, bereitete der letztjährige Torschützenkönig der Serie A dem FC Arsenal große Probleme. Dem BVB-Coach imponierte nicht nur die Offensivleistung des Duos: „Wie Auba und Ciro im Verbund Arsenals Innenverteidiger Koscielny und Mertesacker bei der Spieleröffnung unter Druck gesetzt haben, das war großartig und der Schlüssel zum Erfolg.“
Die Pläne der BVB-Führung, nach dem Wechsel von Robert Lewandowski zum FC Bayern auf mehr Variabilität im Angriff zu setzen, scheinen aufzugehen. Obwohl der eigentlich unverzichtbare Marco Reus verletzt fehlte und der noch am Samstag umjubelte Rückkehrer Shinji Kagawa nur auf der Bank saß, stellten Aubameyang und Co. selbst den mit hohem finanziellen Aufwand verstärkten Arsenal-Angriff in den Schatten.
Die Zeiten, in denen die Ausfälle wichtiger Spieler für depressive Schübe sorgte, sind offenbar vorbei. Immerhin acht Profis musste Klopp am Dienstag ersetzen. Zum Erstaunen vieler Beobachter gelang das ohne Qualitätsverlust. Nicht nur deshalb wähnt der erneut bärenstarke Kevin Großkreutz die Borussia auf Augenhöhe mit den großen Clubs in Europa: „Da sieht man einmal, was wir für einen geilen Kader haben. Mit einer solchen Teamleistung können wir gegen jeden Gegner bestehen.“
Der Sieg über das Londoner Starensemble verschaffte dem Bundesliga-Vierten vor den beiden Auswärtsspielen beim RSC Anderlecht (1. Oktober) und bei Galatasaray Istanbul (22. Oktober) eine glänzende Ausgangsposition. Zumal sich die beiden anderen Gruppengegner zeitgleich am Bosporus beim 1:1 die Punkte teilten.
Trotz der Gala seiner Notelf sehnt Trainer Jürgen Klopp das Ende der Personalmisere herbei. Doch am Samstag in Mainz droht der Ausfall eines weiteren Profis. Der in der Halbzeit ausgewechselte Sebastian Kehl klagte über Adduktorenprobleme. Die Lust auf ein weiteres Personalpuzzle hält sich beim Coach in Grenzen: „Wenn sich die anderen Jungs mit dem Zurückkommen beeilen könnten, wäre mir das sehr recht. Viele Variationsmöglichkeiten haben wir nun nicht mehr.“