Erstarkter Ribéry geht voran - Große Ziele 2012
Manchester (dpa) - Die Bayern-Fans sehen sie am liebsten gemeinsam zaubern: Doch während Arjen Robben auch diese Saison vom Pech verfolgt wird, spielt Franck Ribéry seine beste Hinrunde seit langem. Der Franzose geht voran.
Auch in Manchester hatte der FC Bayern wieder einmal nur eine Hälfte der gefürchteten Flügelzange „Robbéry“ dabei. Und das passt ins Bild dieser Saison: Während Arjen Robben vom Pech verfolgt bleibt und nach seiner längeren Zwangspause wegen einer Schambeinentzündung und Leisten-Operation beim abschließenden Spiel der Champions-League-Gruppenphase gegen Manchester City wegen eines grippalen Infektes einmal mehr fehlte, spielt Franck Ribéry beim deutschen Fußball-Rekordmeister seine beste Hinrunde seit langem.
„Ich habe nur sehr selten pausiert und vielleicht zwei Spiele gemacht, in denen ich nicht ganz so gut war“, bilanzierte der 28 Jahre alte Franzose kurz vor der Winterpause, die er wegen des spürbaren Kräfteverschleißes herbeisehnt. Der Spaß, den er unter Louis van Gaal verloren hatte, ist beim Lust-und-Laune-Kicker Ribéry unter der Anleitung von Jupp Heynckes zurückgekehrt. Auch der Körper macht beständig mit - nach einer Kapselverletzung am Sprunggelenk am Ende der Sommervorbereitung pausierte er nur zweimal im DFB-Pokal.
Ribéry knüpft endlich wieder an jene Form an, die ihn im ersten Jahr nach seinem 25 Millionen Euro teuren Wechsel von Olympique Marseille nach München im Sommer 2007 zum gefeierten Top-Star der Bundesliga gemacht hatte. Kaum einer kann die Gefühlslage von Ribéry besser beurteilen als sein Teamkollege und Kumpel Daniel van Buyten: „Franck hat eine schwierige Periode hinter sich. Jetzt fühlt er sich topfit, er blüht wieder richtig auf“, bemerkte der Belgier.
Während Robbens Zwangspause konnte sich Ribéry noch mehr auf dem Spielfeld entfalten, der Spaßvogel übernimmt zunehmend Verantwortung auf dem Platz. Seine verbesserte Defensivarbeit rechnen ihm sowohl Trainer Heynckes als auch die Teamkollegen hoch an. Hinzu kommt, dass Ribéry davon profitiert, dass Philipp Lahm wieder zu ihm auf die linke Seite gewechselt ist. Mit Lahm verstehe er sich „blind“.
Ribéry macht sich als Teamworker beliebt. Mit acht Treffern und neun Torvorlagen ist er gemeinsam mit dem Schalker Torjäger Klaas Jan Huntelaar (13 Tore, 4 Vorlagen) der Topscorer der Bundesliga. Der Franzose setzt oft andere in Szene - besonders Torjäger Mario Gomez. Darum wird Ribéry sogar verziehen, wenn er wie beim 4:1 gegen Bremen Gomez ein Tor stiehlt, während um den zweifachen Elfmeter-Torschützen Robben zugleich eine neue Eigensinn-Debatte entbrennt. Der Tordieb Ribéry erlaubte sich hinterher sogar noch einen Teamgeist-Appell: „Wir müssen ein bisschen an alle Spieler denken“, bemerkte er.
Inzwischen bezieht Ribéry auch häufiger Position - auch öffentlich redet er vermehrt Deutsch. So votierte er jüngst für Toni Kroos als Spielmacher („Für mich ist er unsere Nummer 10“), dazu formuliert er Ziele und Ansprüche: „Wenn bei uns alle Spieler fit sind, können wir ohne Probleme gegen Barcelona oder Real Madrid antreten“, sagte er.
Die internationale Bühne motiviert Ribéry besonders. Hier jagt der Flügelflitzer seinen größten sportlichen Träumen nach. Und hier hat er Nachholbedarf, nachdem er 2010 erst wegen einer dummen Sperre das Champions-League-Finale mit den Bayern gegen Inter Mailand verpasste und anschließend bei der verkorksten Weltmeisterschaft in Südafrika seinen Ruf in seiner Heimat Frankreich nachhaltig ruinierte.
2012 soll das besser werden: Erst möchte Ribéry am 19. Mai in München mit dem FC Bayern das Heimfinale bestreiten und gewinnen. Danach möchte er mit Frankreich bei der Europameisterschaft „den Titel holen“. Nach der Auslosung in der letzten Woche fiel ihm dabei ein Stein vom Herzen, wie er im „Kicker“ verriet: „Gut, dass wir nicht in der Todesgruppe von Deutschland gelandet sind.“ Seinen Münchner Teamkollegen will er frühestens im EM-Finale begegnen.