Quittung für mäßige Leistung - „Stabilität fehlt“
Genk (dpa) - Michael Ballack wollte nichts schönreden. Die verpasste Chance von Bayer Leverkusen, als Gruppenerster ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen, stimmte den ehemaligen „Capitano“ nachdenklich.
„Was uns fehlt ist die Stabilität. Wir müssen einfach mal drei, vier Spiele am Stück gewinnen. Jetzt müssen wir versuchen, uns mit kleinen Schritten auch in der Liga zu befreien“, sagte Ballack nach der enttäuschenden Leistung beim 1:1 (0:1) beim KRC Genk. Es sei halt ein Unterschied, wenn man international auftritt. „Die Champions League ist das Maß aller Dinge“, befand der Mittelfeldspieler.
Zwar rettete Eren Derdiyok mit seinem sechsten Treffer (79.) in den letzten vier Spielen der Bayer-Elf gegen spielerisch stark limitierte Belgier das Remis, den erhofften Gruppensieg verpasste die Mannschaft von Trainer Robin Dutt allerdings trotz optischer Überlegenheit. „Da haben wir uns wohl zu früh gefreut - das war die Quittung“, meinte Bayer-Profi Gonzalo Castro. Auch Lars Bender war enttäuscht nach der blassen Vorstellung. „Das haben wir uns ganz anders vorgestellt“, befand der Defensivspezialist.
Aus dem Nichts brachten die heimstarken Belgier, die auch gegen den FC Chelsea und Valencia zu Hause punkten konnten, die Leverkusener in Verlegenheit und kamen durch einen sehenswerten Volleyschuss ihres Torjägers Jelle Vossen zur überraschenden 1:0-Führung. „Da standen wir im Zentrum nicht geordnet“, bekannte Daniel Schwaab, der in der Innenverteidigung den Vorzug vor Manuel Friedrich erhielt. Der Führungstreffer gab den Gastgebern Selbstvertrauen. „Wir waren danach ein bisschen durcheinander“, sagte Kapitän Simon Rolfes.
Dennoch kann der Club stolz darauf sein, bei der siebten Teilnahme zum fünften Mal die Gruppenphase in der europäischen Königsklasse überstanden zu haben. „Wenn man von dem heutigen Spiel absieht, können wir mit der Vorrunde zufrieden sein. Da würden sicher gerne einige Mannschaften mit uns tauschen“, meinte Ballack mit einem Seitenhieb auf das Ausscheiden von Meister Borussia Dortmund.
Allerdings ist die Gefahr groß, in der Runde der letzten 16 Teams auf einen hochkarätigen Gegner wie Real Madrid den FC Barcelona zu treffen. Auch Inter Mailand oder der FC Arsenal drohen im Achtelfinale, das vermeidlich leichteste Los wäre wohl die Überraschungsmannschaft von APOEL Nikosia, die sich als Sieger der Gruppe E durchgesetzt hat.
„Das sind natürlich gute Mannschaften. Barcelona spielt noch mal auf einem anderen Level, da wäre es ein Traum gegen die zu spielen“, meinte Kapitän Rolfes vor der Auslosung, die am 16. Dezember stattfindet. Auch Ballack hofft auf ein gutes Los, letztlich ist dem Routinier aber egal, gegen wen es geht. „Ich genieße jedes Spiel“, sagte der langjährige Nationalspieler, der wohl seine letzte Champions-League-Saison spielt.