Europa schwärmt vom BVB - Kehl: „Gier wird größer“
Dortmund (dpa) - Schon vor dem Duschen schossen sie erste Erinnerungsfotos. In der Kabine der Dortmunder Profis herrschte ausgelassene Stimmung - ähnlich wie auf den Tribünen des brodelnden Stadions.
Das 3:0 (2:0) über Donezk versetzte alle Beteiligten in einen Rausch.
„Die Gier wird größer“, kommentierte Kapitän Sebastian Kehl den ersten Einzug des BVB ins Champions-League-Viertelfinale seit 15 Jahren. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke machte aus seinem Stolz keinen Hehl: „Es ging für uns um die Ehre. Finanziell geht es uns gut. Aber das Gefühl, ins Viertelfinale einzuziehen, ist durch nichts zu ersetzen.“
Zum wiederholten Mal nutzte der BVB die Champions League als Bühne für magische Momente. Alle Beteiligten genossen den besonderen Augenblick in vollen Zügen. Mit leuchtenden Augen ließ Trainer Jürgen Klopp den klugen und reifen Auftritt seiner Mannschaft Revue passieren. „Wir können nicht an jedem Tag mit unserem Fußball die Welt verändern. Aber es gibt ein paar Tage, an denen es ein bisschen danach aussieht.“
Anders als in manchen Bundesliga-Spielen zeigte die Borussia auch im achten Champions-League-Spiel in Serie ohne Niederlage ihr wahres Gesicht. „Das war ein nahezu perfekter Europapokal-Abend“, schwärmte Spielmacher Ilkay Gündogan.
Ausgerechnet der zuletzt gescholtene Hummels-Ersatz Felipe Santana (31.) eröffnete den Torreigen, der überragende Mario Götze (36.) und Jakub Blaszczykowski (59.) verwandelten die Arena endgültig in ein Tollhaus. „Jetzt kommt im Viertelfinale das Sahnehäubchen“, sagte Torhüter Roman Weidenfeller voller Vorfreude auf die Auslosung am 15. März und die Fortsetzung des Fußball-Märchens am 2./3. und 9./10. April.
Die Kunde vom abermals starken BVB nötigte selbst José Mourinho im fernen England Respekt ab. Der Trainer von Real Madrid, dessen Team nach dem 2:1 bei Manchester United ebenfalls ins Viertelfinale einzog, würde sich ein neuerliches Duell mit dem deutschen Gruppengegner in der nächsten Runde liebend gern ersparen. Einmal mehr erhob der portugiesische Star-Coach die Borussia in den Kreis der Mitfavoriten: „Keiner spricht von Dortmund. Sie sind fantastisch.“
Anders als in der vergangenen Saison mit dem frühen Knockout in der Gruppenphase ist der Titelgewinner von 1997 auf gutem Weg zurück zum einstigen internationalen Renommee. Mit jedem Spiel wächst der Glaube an die eigene Stärke. „Man kann sich nichts dafür kaufen, als Mitfavorit gehandelt zu werden. Aber wenn wir so weiter machen, ist alles möglich“, sagte Innenverteidiger Neven Subotic.
Nur eine Woche nach dem schmerzlichen Aus im DFB-Pokal beim FC Bayern herrscht beim entthronten Double-Sieger wieder gute Stimmung. Darüber hinaus taugte der Sieg über den ukrainischen Meister, der nur beim 2:2 im Hinspiel gleichwertig war, als Mutmacher für das Revierderby. Die Niederlage gegen den Erzrivalen vor heimischer Kulisse in der Hinrunde spornt Torschütze Blaszczykowski zusätzlich an: „Das Spiel gegen Schalke ist genauso wichtig wie die Partie heute.“