Frühe Kapitulation beim BVB - „Schrecklicher Tag“
Athen (dpa) - Jürgen Klopp schob Frust wie selten, Hans-Joachim Watzke verkündete die vorzeitige Kapitulation. Mit grimmigen Mienen und deutlichen Worten nahmen Trainer und Geschäftsführer von Borussia Dortmund nach dem 1:3 (1:2) bei Olympiakos Piräus frühen Abschied von der Champions League.
„Wir brauchen uns über das Weiterkommen keine Gedanken mehr zu machen. Es war ein schrecklicher Tag“, räumte Watzke ein. Ähnlich deprimiert kommentierte Klopp die erneute Lehrstunde für seinen Team auf großer Bühne: „Es ist unangenehm, als talentiert, aber erfolglos bezeichnet zu werden.“ SAT.1-Experte Franz Beckenbauer sagte: „Dortmund und die Champions League - das ist keine Liebe.“
Nur drei Wochen nach dem ernüchternden 0:3 in Marseille erlebten alle Beteiligten ein unerwünschtes Déjà-vu. Abermals setzte es eine Niederlage gegen einen Gegner, der nicht besser, aber effektiver war. Anders als in der Bundesliga, in der das Team mit drei Siegen in Serie einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen ließ, bewegt sie sich in der Königsklasse weiter auf konstant bedenklichem Niveau.
Bei der Frage nach den zwei unterschiedlichen Gesichtern seiner Mannschaft wirkte Klopp ratlos: „Unser Champions-League-Gesicht sieht so aus - wir machen das Spiel und lassen uns hinten die Bälle reinhauen.“
Langsam, aber sicher dämmert es allen Beteiligten, dass es vielleicht doch ein Versäumnis war, die junge Mannschaft in der Sommerpause nicht mit dem einen oder anderen Routinier ergänzt zu haben. Nicht zuletzt deshalb kommentierte Sportdirektor Michael Zorc den Hinweis auf die fehlende Erfahrung der Profis nicht mehr ganz so genervt wie noch nach dem 0:3 in Marseille: „Natürlich fehlt der Mannschaft die Reife - wo soll sie herkommen? Wir haben bewusst gesagt, wir wollen keine Erfahrung einkaufen.“
Mit nur einem Punkt aus drei Spielen rangiert der BVB hinter Piräus (4 Punkte), Marseille (6) und dem FC Arsenal (7) auf dem letzten Gruppenrang. Das veranlasste Geschäftsführer Watzke zu einer Kurskorrektur: „Wir sollten sehen, dass wir den dritten Platz zurückgewinnen. Das ist eine realistische Zielvorgabe.“ Damit soll der drohende Totalschaden abgewendet und zumindest das Überwintern in der Europa League gesichert werden.
Zudem würde Klopp in den restlichen Gruppenspielen liebend gern den entstandenen Imageschaden beheben: „Wir wollen den BVB besser vertreten. An der Champions League nehmen wir teil, um erfolgreich zu sein. Und nicht, um fremde Länder zu bereisen. Es geht nun darum, aus Talent Leistung zu machen.“
Besonders groß war der Frust bei Angestellten, Fans und Sponsoren des Clubs, die schon vor der Partie Unerfreuliches erlebten. Weil sich einige Demonstranten beim griechischen Generalstreik Straßenschlachten mit der Polizei lieferten, konnten die Gäste aus Dortmund ihr Hotel nahe des Parlaments stundenlang nicht verlassen. „Das Tränengas hat die Leute zurück ins Hotel getrieben“, klagte BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel, der einer von rund 100 Betroffenen war.
„Ich habe sehr viele Anrufe von besorgten Mitarbeitern bekommen und live gehört, wie die Molotow-Cocktails da nur so flogen. Für die Leute, die das miterlebt haben, war es traumatisch“, sagte Watzke. Die mehrere Kilometer vom „Epizentrum“ entfernt untergebrachte Mannschaft war von den Demonstrationen jedoch nicht betroffen. Deshalb kam auch kein Profi auf die Idee, den desolaten Auftritt mit den Unruhen in Verbindung zu bringen.
Ähnlich wie Watzke scheint sich auch Torhüter Roman Weidenfeller mit dem frühen Aus bereits abgefunden zu haben: „Es ist sehr bitter - denn man weiß nicht, ob man im nächsten Jahr wieder Champions League spielt.“