Milans Boateng ballert sich Frust von der Seele
Mailand (dpa) - Wehe, wenn man ihn reizt! Kevin-Prince Boateng ist ein Exzentriker und er kann ganz schön wütend werden. Die Weißrussen von Bate Borisov bekamen dies in der Champions League bei der Niederlage in Mailand zu spüren.
Schließlich ist Boateng nicht nur bekannt für gekonnte Tanzschritte. Bei Milans Meisterfeier legte der gebürtige Berliner im Sommer einen „Moonwalk“ à la Michael Jackson aufs Parkett. Manchmal tanzt der Mittelfeldstar des italienischen Fußball-Meisters allerdings auch aus der Reihe und angeblich bis spät in die Nacht in Mailänder Clubs. Das zumindest behaupteten Boatengs Kritiker und machten den Ghanaer damit so richtig sauer.
Seine Wut über die Berichte zu seinem angeblich unprofessionellen Lebenswandel ließ Boateng - ganz professionell - auf dem Fußballplatz raus: Mit seinem grandiosen Tor von der Strafraumgrenze unter die Querlatte zum 2:0-Sieg des AC Mailand gegen den weißrussischen Club Bate Borisov schoss sich Boateng den Frust von der Seele, brachte Kritiker zum Schweigen und Tifosi zum Jubeln.
Nach Zlatan Ibrahimovics Führungstor in der 33. Minute machte Boateng den Mailänder Sieg in der 70. Minute mit einem Zaubertor perfekt. „Das war ein Wunderwerk“, lobte ihn die „Gazzetta dello Sport“. Auch sein Trainer Massimiliano Allegri war begeistert und nahm den 24 Jahre alten Shooting-Star in Schutz. „Die Jungs brauchen auch mal Freizeit, um Spaß zu haben“, sagte Allegri, ohne explizit auf Boateng einzugehen. „Entscheidend, ist das richtige Maß“, meinte der Coach.
Und das scheint Boateng gefunden zu haben. Seinen Ärger über die Kritik an seinem Privatleben wandelte er in positive Energie um. „Das hat mich noch mehr motiviert“, meinte Boateng, der keinen Zweifel an seiner Professionalität akzeptiert. „Das war ein wichtiger Sieg“, freute sich Allegri. Er will am 23. November zu Hause gegen den derzeit punktgleichen FC Barcelona um den Gruppensieg spielen.
Das Zeug dazu hat Milan - auch dank Boateng, der in Mailand eine steile Karriere hingelegt hat. Vor eineinhalb Jahren war er noch ganz unten: Mit dem FC Portsmouth war er abgestiegen, beim 0:1 im FA-Cup gegen Celsea hatte er einen Elfmeter verschossen und zudem Michael Ballack mit einem üblen Tritt schwer verletzt. Sein für manche absichtliches Foul am DFB-Kapitän kostete Ballack die WM-Teilnahme und machte Boateng in Deutschland zum meistgehassten Kicker.
Heute steht er ganz oben: Nach einer grandiosen WM mit Ghana in Südafrika hat der von meisten Bundesligisten verschmähte „Bad Boy“ aus Berlin in Milan einen Top-Club gefunden und sich im Star-Ensemble durchgesetzt. Milan zahlte insgesamt 13 Millionen Euro für Boateng, der vor seinem Portsmouth-Jahr 2009 in der Rückrunde auch zehnmal für Borussia Dortmund gespielt hatte. Tottenham Hotspur soll 2007 nur 7,9 Millionen Euro an Hertha BSC gezahlt haben.
Für die Ballack-Fans mag der Ex-Berliner immer noch ein rotes Tuch sein, die Tifosi aber lieben den bis zum Hals tätowierten Kicker - seit seinem Zaubertor gegen Bate Borisov mehr denn je.