„Händchen Gottes“: Messi und seine „schönen Momente“

Barcelona (dpa). Fast schon verlegen schnappte sich der argentinische Superstar nach dem berauschenden 7:1 gegen Bayer Leverkusen den Spielball, nahm ihn mit in die Kabine und sagte nur bescheiden: „Die Leistung hatte schöne Momente.“

Umso mehr schwärmten seine Bewunderer. „Ist Messi ein echter Spieler oder eine Play-Station-Figur?“, fragte Profi Radamel Falcao von Atletico Madrid verblüfft. Die fünf Treffer in der 25., 43., 49., 58. und 84. Minute sind Rekord für die Champions League, in der Messi seine Trefferzahl auf 49 erhöhte und schon auf Platz vier in der ewigen Torjägerliste vorrückte. Nur Raúl (71 Tore), Ruud van Nistelrooy (56) und Thierry Henry (50) liegen noch vor ihm. Der englische „Independent“ schrieb vom „Fünf-Sterne Messi, Italiens „Gazzetta dello Sport“ lobte: „Mamma mia, was für ein Messi. Für ihn gibt es keine Worte mehr.“

Bayer-Chefcoach Robin Dutt hatte nach der Sternstunde des dreimaligen Weltfußballers eher gemischte Gefühle. „Wenn man ein Fan ist, muss man tief beeindruckt von Messi sein, als Trainer hofft man eher auf einen schlechteren Tag von ihm“, sagte Dutt. „Brutal. Wenn er den Ball hat, läuft man nur hinterher“, staunte Bayer-Kapitän Simon Rolfes.

Kaum glauben konnte Leverkusens Stürmer Stefan Kießling, wie der 24-Jährige die Werkself fast allein abschoss. „Ich habe es an der Anzeigetafel gelesen“, sagte er ungläubig über den Ball-Messias, den die spanische Sportzeitung „Marca“ auf der Titelseite als „Das Händchen Gottes“ bezeichnete. In den Himmel gehoben wurde Messi auch von „Sport“, das ihn zum „achten Weltwunder“ erklärte: „Alles was er berührt verwandelt sich in Gold. Er ist ein Geschenk Gottes.“

Mehr noch scheinen in seinen Füßen überirdische Kräfte zu sein. Das bewies er mit zwei genialen Lupfer-Toren. „Dies gesehen zu haben, war ein Geschenk. Es war eine der ganz besonderen Nächte von Messi“, urteilte Barça-Trainer Josep Guardiola. Tief beeindruckt zeigte sich auch Bayer-Sportdirektor Rudi Völler von der Fußball-Kunst des 1,69 Meter kleinen Messi, der insgesamt schon zwölf Tore in der aktuellen Champions League erzielte: „Er gehört jetzt schon zu den ganz Großen wie Pelé, Eusébio oder Franz Beckenbauer.“

Der frühere Nationalstürmer störte sich ein wenig daran, dass die Bayer-Profis den Genius nicht energischer attackiert hatten. „Diese Statistik gefällt mir nicht. Da hätte ich mir mehr Schmackes gewünscht“, kritisierte Völler, zeigte aber auch Verständnis für die Hilflosigkeit: „Messi ist schon schwer zu fassen.“

Dies erlebte nicht nur Bayer. Im letzten Länderspiel gegen die Schweiz (3:1) gelang Messi sein erster Dreierpack für Argentinien, in der spanischen Meisterschaft traf er gegen den FC Valencia gleich viermal - insgesamt für Barcelona schon 228 Mal. „Das Wichtigste des Abends ist, dass die Tore uns einen Schritt dichter an den Gewinn der Champions League gebracht haben“, sagte Messi in seiner typisch zurückhaltenden Art.

Im Oktober 2004 hatte er sein Ligadebüt für Barça gegeben. Fünf Jahre später bot Manchester City schon 150 Millionen Euro Ablöse für den Superstar - vergeblich. Sein aktueller Marktwert ist kaum noch zu taxieren.