Champions League Historischer VfL-Triumph begeistert auch VW
Wolfsburg (dpa) - Der wichtigste VW-Manager beim VfL Wolfsburg herzte jeden, der nicht schnell genug flüchten konnte. „Für uns als Unternehmen ist es toll, so etwas zu erleben“, sagte Francisco Javier Garcia Sanz nach dem 3:2-Prestigesieg gegen Bastian Schweinsteigers Manchester United.
Der Volkswagen-Vorstand, beim Fußball-Bundesligisten der Boss des Aufsichtsrates, war angesichts des erstmaligen Achtelfinal-Einzugs in der Champions League kaum zu bremsen.
Der international bislang größte Erfolg des VfL Wolfsburg kommt dem angeschlagenen VW-Konzern gerade recht. „Die Champions League ist wichtig - und wenn man als Gruppenerster weiterkommt, ist das der Hammer“, schwärmte Garcia Sanz, bei dem das Grinsen nicht mehr entschwand. Im Überschwang meinte der VW-Top-Manager gar: „Wir werden alle Probleme bewältigen. Für die Stimmung ist das natürlich toll, für uns als Unternehmen ist es toll.“
Für den von seinen Abgas-Betrügereien gebeutelten Auto-Giganten sind rauschende Europacup-Feste wie am Dienstag gegen den englischen Rekordmeister Gold wert. Endlich wird VW dank des Tochterunternehmens wieder mit positiven Assoziationen verbunden.
„Ich war in der Kabine, klar“, berichtete Garcia, der sonst fast nie nach Spielen mit den Medien spricht, den Moment diesmal aber voll auskostete: „Ich habe jedem Spieler einzeln gedankt und gesagt, dass wir als VW dankbar sind, dass sie sowas erreicht haben.“
Garcia Sanz, auch in der VW-Krise ein großer Verfechter der großzügigen finanziellen Unterstützung für das Lieblingsspielzeug des früheren Konzernchefs Martin Winterkorn, sah sich erneut bestätigt. Eine geeignetere Werbeplattform als den VfL kann VW gerade in der Krise nicht haben - sofern das Team von Trainer Dieter Hecking denn erfolgreich ist. „Insbesondere jetzt, wo es etwas schwieriger ist in Wolfsburg, ist das ein wichtiges Signal“, sagte daher auch VfL-Sportchef Klaus Allofs.
Viel war zuletzt über geringere VW-Zuwendungen an den VfL spekuliert worden. Groß werden die Einschnitte bei der jährlichen Zahlung von rund 80 Millionen Euro aber wohl nicht sein. „Wir haben uns ganz klar zum VfL bekannt. Die Unterstützung ist da“, versicherte Garcia Sanz.
Spannend dürfte sein, ob im Aufsichtsrat künftig auch Großtransfers bewilligt werden - wegen der Außendarstellung für den ansonsten zum knallharten Sparen gezwungenen Konzern. Erst im Sommer hatten die Wolfsburger für den gegen ManUnited starken Weltmeister Julian Draxler rund 35 Millionen Euro ausgegeben.
Allofs jedenfalls ist fest entschlossen, weiterhin großzügig zu investieren. „Wir wollen uns weiter entwickeln“, betonte Allofs: „Das gehört auch mit zu unserem Auftrag, an diesem Standort guten Fußball zu zeigen.“
Geld genug ist nach den Verkäufen von Kevin De Bruyne und Ivan Perisic für zusammen geschätzte knapp 100 Millionen Euro auch ohne VW-Zutun vorhanden. Erfolge in der Champions League machen den Club zudem aktuell etwas unabhängiger vom großen Gönner. Bislang hat der VfL 23,5 Millionen Euro an Prämien bereits sicher, dazu kommt eine ähnliche Summe aus dem Markt-Pool.
Und der Erfolgsweg soll auch im Achtelfinale noch nicht zu Ende sein. „Wir wollen weiter Geschichte schreiben“, tönte der 2:1-Torschütze Vieirinha nach dem schon jetzt historischen Erfolg. Der zweimal erfolgreiche Naldo schwärmte: „Das ist ein besonderer Moment, dass der VfL das zum ersten Mal geschafft hat.“ Der Innenverteidiger ist allerdings im ersten Spiel der K.o.-Phase gelb-gesperrt.
Trainer Hecking erinnerte den gesamten Club in der allgemeinen Jubelstimmung indes daran, dass derzeit längst nicht alles zufriedenstellend läuft. „Ich würde mir diese Konstanz auch in der Bundesliga wünschen“, mahnte der Coach.
In der Liga ist der VfL nach einigen Rückschlägen wie zuletzt beim 1:2 gegen Dortmund nur Fünfter. Der Sieg am Dienstag wurde zwar auf dem Papier gegen ManUnited gewonnen, auf dem Rasen erinnerten die Red Devils und vor allem Bastian Schweinsteiger aber nur ansatzweise an alten Glanz. „Ich wusste, dass Manchester schlagbar ist. Das haben wir im Hinspiel schon gemerkt, und heute zu Hause war es noch ein Tick einfacher mit unserer Heimstärke“, sagte Draxler. Er gewann auch das Mittelfeld-Duell mit seinem Nationalmannschaftskapitän haushoch.