Peps Mega-Los: Barça elektrisiert FC Bayern
München (dpa) - „Auf geht's!“ Pep Guardiola war direkt nach dem Mega-Los FC Barcelona voller Adrenalin. Das endspielwürdige Halbfinalduell mit seiner großen Liebe Barça elektrisierte nicht nur den katalanischen Trainer, sondern den gesamten FC Bayern.
„Glaubt mir, sie sind die Stärksten“, verkündete Guardiola. Er stellte das katalanische Starensemble mit dem Supersturm um Lionel Messi noch über Titelverteidiger Real Madrid, der als klarer Favorit in das andere Semifinale gegen Juventus Turin geht.
Die letzte große Hürde auf dem Weg ins halbe Heimfinale am 6. Juni in Berlin rückte in München den möglichen Gewinn des 25. Meistertitels schon an diesem Wochenende in den Hintergrund. „Ich wusste, dass es früher oder später passiert. Es ist meine erste Rückkehr nach Barcelona, meinem Zuhause. Natürlich ist es speziell für mich, für Thiago, für meinen Stab. Barcelona ist mein Leben, ich war dort Spieler, ich war dort Trainer“, erklärte Guardiola.
Als allererstes habe er eine SMS an seine Tochter gesandt, die in der Schule saß und die Auslosung Freitagmittag nicht live im Fernsehen verfolgen konnte. Guardiola erwartet am 6. Mai auswärts im Camp Nou und sechs Tage später im entscheidenden Rückspiel in München zwei „schöne Spiele“ und eine Herkulesaufgabe: „Es wird nicht einfach.“
Auf 50:50 taxierten Sportvorstand Matthias Sammer und Kapitän Philipp Lahm die Chancen. Die Fans dürfen ein Spektakel erwarten. „Da treffen zwei Mannschaften aufeinander, die Fußball spielen wollen“, betonte Lahm. „Ich hatte es im Gefühl“, sagte Sammer, der die Auslosung gemeinsam mit Guardiola verfolgt hatte, „denn diese Geschichten schreibt der Fußball mit unserem Trainer gegen seinen Ex-Club“.
Trotzdem sei es kein Duell Pep gegen Barça, betonte Sammer: „Entscheidend ist, dass immer noch die Spieler im Mittelpunkt stehen.“ Und da sticht Barcelonas Offensive mit Messi, Neymar und Luis Suárez heraus. „Was Barcelona vorne hat, ist super“, urteilte Sammer, konterte aber zugleich: „Und das, was Bayern vorne hat, ist auch super.“ Lewandowski, Müller, Götze, dazu Arjen Robben, der ebenfalls vor einem Comeback steht. Ungewiss ist, ob auch das Sprunggelenk von Franck Ribéry rechtzeitig zum Halbfinale heilt.
7:0! So lautete das Gesamtergebnis im Halbfinale 2013, als der FC Bayern den großen FC Barcelona auf dem Weg zum Titelgewinn ebenfalls im Halbfinale demontieren konnte. Es geschah im Jahr eins nach Guardiola. Mit ihm als Trainer hatten die Katalanen den FC Bayern unter Jürgen Klinsmann 2009 im Viertelfinal-Hinspiel mit 4:0 in Barcelona überrollt. „Wir benötigen schon zwei Tages-Topformen, um ins Endspiel zu kommen“, prophezeite Nationaltorhüter Manuel Neuer.
Guardiola gegen Barça, das ist die besondere Konstellation in diesem Duell, trotz Messi, trotz des deutschen Torhüters Marc-André ter Stegen im Tor von Barcelona, trotz des neuen Bayern-Lieblings Thiago, der beim FC Barcelona das Fußballspielen lernte. „Es ist eine Ehre, im Camp Nou zu spielen. Wir werden alles daran setzen, um weiterzukommen und in Berlin um die Krone Europas zu spielen“, kündigte Thiago an.
Zwischen 2008 und 2012 führte Guardiola die Katalanen zu zwei Champions-League-Triumphen (2009, 2011), drei Meisterschaften und zwei Pokalsiegen. Es war die erfolgreichste Zeit in der Geschichte des ruhmreichen Vereins. Immer noch steckt viel Pep im FC Barcelona. „Sie haben Neymar und Luis Suárez gekauft. Die Spielweise aber ist fast die gleiche“, sagte Guardiola zum FC Barcelona unter seinem früheren Teamkollegen Luis Enrique. „Bei so einer Auslosung denke ich immer, wie wenig Glück derjenige hat, der gegen dieses Barça antreten muss“, äußerte Barcelonas Trainer ausgesprochen selbstbewusst.
„Der Bessere wird sich durchsetzen - und wir wollen der Bessere sein“, sagte Sammer. Die Nummer 1 in Deutschland könnten die Bayern schon am Wochenende wieder werden. Im 1700. Bundesligaspiel gegen Hertha würde der 989. Sieg praktisch den 25. Titelgewinn bedeuten. „Wir können nicht mathematisch die Bundesliga gewinnen, aber wenn wir gewinnen, ist es fast vorbei“, sagte Guardiola bei dann zwölf Punkten und mehr als 30 Toren Vorsprung auf den VfL Wolfsburg.
Der Tabellenzweite spielt Sonntagabend in Mönchengladbach. Sollte Bayern siegen und Wolfsburg nicht, können die Münchner schon am 30. Spieltag auch rechnerisch Vollzug melden - wie im Vorjahr wieder gegen die Hertha. „Dann springe ich an die Decke und bereite mich auf Dienstag vor“, ulkte Sammer. Eine spontane Meisterfeier würde es nicht geben. Guardiola würde sich am Sonntagabend nicht einmal ein Glas Rotwein gönnen, wie er sagte: „Wir haben Dortmund.“
Nach dem programmierten Meisterstück und vor den großen Europa-Duellen mit Barcelona wartet erst noch ein anderes - für Guardiola „gefährliches“ - Halbfinale auf die Bayern: im DFB-Pokal am kommenden Dienstag in München gegen Borussia Dortmund.