Podolski und Schweinsteiger: Einst ziemlich beste Freunde
Das Spiel Arsenal gegen Bayern ist auch ein Treffen des ehemaligen Traumduos Podolski und Schweinsteiger.
Düsseldorf. Den verbalen Schlagabtausch vor dem Chanpions-League-Spiel Bayern München gegen Arsenal London gab es schon am Rosenmontag. Via Videotelefonie unterhalten sich Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker und Lukas Podolski in lockerer Atmosphäre.
Eine Steilvorlage für die ewige rheinische Frohnatur Podolski. „Er hat eine ganz schwere Verletzung gehabt“, sagt der 28-Jährige ironisch über Schweinsteigers jüngste Länderspiel-Absage gegen Frankreich. Er grinst schelmisch, macht Faxen und schaukelt mit dem Oberkörper wie ein reizüberflutetes Kind. Ganz anders sein ehemaliger Bayern-Kollege Schweinsteiger.
In der Schenkelklopf-Atmosphäre gibt er gelangweilt die diplomatischen Antworten. „Basti, bist du nicht mehr ganz da?“, fragt ihn die Moderatorin. Spaßauftritte wie diese sind seine Sache nicht. Nicht mehr.
Es ist der 17. Februar 2004. Die U-21 Nationalmannschaft spielt gegen die Schweiz. Erstmals stehen die beiden gemeinsam auf dem Platz. Bastian Schweinsteiger schießt das 1:0 und wird von Mitspieler Lukas Podolski stürmisch umarmt. Vier Monate später debütieren die 19-Jährigen bei der unrühmlichen 0:2-Niederlage gegen Ungarn im Nationalteam.
Nach harten Jahren mit spröden wie rustikalen Spielertypen à la Jens Jeremies, Michael Tarnat oder Marko Rehmer stürzen sich die Medien auf die quirligen Jungnationalspieler.
Auf das stark haargefärbte Bayern-Küken, das auch gerne mal nachts mit der vermeintlichen Cousine in den Whirlpool des Trainingszentrums springt. Und auf den 19-Jährigen Rheinländer, der im Interview erst redet und dann denkt. Ein Hauch von Klassenfahrt beim DFB. „Basti-Schweini“ und „Lu-Lu-Lu-Lukas“ sind die Hoffnungsträger für die WM 2006, spielen jetzt auch noch zusammen beim FC Bayern.
Doch dann gehen die Wege auseinander. Das Traumpaar Poldi und Schweini wollen sie nicht mehr sein. Während die Münchner um Schweinsteiger und Lahm herum versuchen, die Bayern der Zukunft zu gestalten, kommt Podolski nicht über den Status des Edelreservisten hinaus. Ab 2008 wird aus „Schweini“ der seriöse Bastian Schweinsteiger, der Mittelfeldstratege und heimliche Kapitän beim DFB. Poldi bleibt Poldi, wird Säulenheiliger beim FC Köln, Stimmungskanone im Rosenmontagszug, Sprücheklopfer.
Neun Jahre nach ihrer ersten Begegnung eint Schweinsteiger und Podolski dennoch viel. Beide haben zusammen über 200 Länderspiele und an fünf internationalen Turnieren teilgenommen. Bundestrainer Joachim Löw hält an seinen dienstältesten Spielern fest, auch wenn es im Verein nicht gut läuft.
Beide sind aber auch noch ohne internationale Titel. Ein Makel, den sie mit Michael Ballack teilen — und der zu bleiben droht. Der Neu-Londoner Podolski saß zuletzt auf der DFB-Bank, sein Club Arsenal gehört seit Jahren nicht mehr zur Weltspitze. Auch Schweinsteiger wird von Experten wie Olaf Thon und Günther Netzer angezählt.
Am Dienstag können Schweinsteiger und Podolski weiter am Traum vom internationalen Titel arbeiten. Und zeigen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören. Wie das Spiel ausgehen könnte, will die Moderatorin wissen. „Ich tippe auf ein 0:0“, sagt Schweinsteiger. Ganz Diplomat.