Real-Stars vorgeführt: Medienschelte für Zidane
Wolfsburg (dpa) - So ratlos wie nach der peinlichen Pleite hat man Zinédine Zidane auf dem Platz nur ganz selten gesehen. Der ehemalige Welt-Fußballer erlebte in der niedersächsischen Provinz die bisher schlimmste Niederlage in seiner gerade erst begonnenen Trainer-Karriere.
„Schlecht, schlecht, schlecht“, titelte die spanische Sportzeitung „AS“ und schrieb angesichts des 0:2 beim VfL Wolfsburg von „Schande“ und „Alptraum“. Nicht weniger zimperlich war „Mundo Deportivo“ mit „Desaster, Fiasko, Katastrophe“.
Mehrfach hatte der frühere Weltklasse-Spieler nach der Niederlage beim deutschen Außenseiter auf die bohrenden Fragen der spanischen Journalisten wiederholt: „Wir müssen das analysieren.“ Oder: „Ich muss mir das noch einmal anschauen.“ Da kannte er die vernichtenden Schlagzeilen noch nicht.
Was der einst als „Galaktischer“ gefeierte Zidane bei der Analyse des Videos sehen wird, dürfte ihn noch fassungsloser machen. Der Trainer-Neuling wird auch beim zweiten Blick auf das Spiel erkennen, dass Real Madrid überheblich und arrogant aufgetreten ist. Dass sein Star-Ensemble in seine Einzelteile zerfiel. Und dass das ewige Lamentieren von Cristiano Ronaldo ebenso peinlich war, wie die dreiste Schwalbe von Marcelo in der 67. Minute.
„Ich habe die gesamte Verantwortung, die übernehme ich“, sagte der 14. Real-Trainer in 13 Jahren tapfer. „Die Gründe muss ich finden.“ Zidane tat, was der Trainer einer solchen Auswahl tun muss: Er stellte sich vor seine Spieler und vermied Einzelkritik zum Auftreten seiner Stars. „Es ist meine Schuld“, sagte Zidane.
Der im Januar für den geschassten Rafael Benítez eingesetzte Franzose kassierte mit der Star-Auswahl die erste Niederlage der aktuellen Champions-League-Saison. Und dadurch droht ihm das Aus gegen den größten Außenseiter des Wettbewerbs. Das könnte seine Karriere als Trainer schneller beenden als gedacht.
Die spanischen Medien gingen mit dem Trainer-Novizen hart ins Gericht. Der Franzose habe bei seiner ersten großen Champions-League-Herausforderung unter anderem mit der Aufstellung von Danilo als Draxler-Gegenspieler an Stelle von Dani Carvajal und mit der mangelnden Reaktion in der zweiten Halbzeit „einige sehr schlimme Fehler begangen“, hieß es in „AS“. Zidane sagte: „Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen.“
Der einstige Weltstar gab zu: „So eine Niederlage tut weh. So ein 2:0 hätten wir nicht erwartet.“ Der bis Januar noch als Drittliga-Trainer tätige Zidane schaffte es nicht, dass sein Team während des Spiels umschaltete, als es völlig unerwartet mit 0:2 in Rückstand geraten ware. Stattdessen spielte Real weiter die einfallslose Taktik, die gegen Wolfsburg allein auf die individuelle Klasse des Sturms um Cristiano Ronaldo und Gareth Bale ausgerichtet war.
Einzelaktionen, mehr hatte Real nicht zu bieten. Weder der deutsche Nationalspieler Toni Kroos, noch der Luka Modric konnten aus dem Mittelfeld heraus das Spiel an sich reißen. „Ich kann nicht zufrieden sein. Was gefehlt hat, war Bewegung und Intensität“, kommentierte Zidane eher allgemein und sagte: „Wir hatten unsere Schwierigkeiten.“ Konkreter wollte er bei seiner Kritik nicht werden.