ManCity weckt Pariser Geister
Paris (dpa) - Nach der herben Enttäuschung zog Fußball-Superstar Zlatan Ibrahimovic mit ernster Miene schonungslos Bilanz.
„Wir haben zu viele vermeidbare Fehler gemacht. Gegen einen Gegner solchen Kalibers rächt sich das“, räumte der Schwede von Paris Saint-Germain ein - und meinte auch seine persönliche Leistung. Nach dem mageren 2:2 im Hinspiel gegen Manchester City muss das Team des deutschen Torwarts Kevin Trapp in der Champions League das vierte Aus in Folge in der Runde der letzten Acht befürchten.
Das französische Fachblatt „L'Équipe“ sprach von einer „grausamen Enttäuschung“ und sah die „Geister“ wiederkommen. „Der Fluch setzt sich fort“, so das Renommierblatt. Gemeint war aber nicht nur der Pariser Viertelfinal-„Fluch“, sondern auch das europäische Titel-Tabu von Ibrahimovic. Obwohl er in Diensten so hochkarätiger Clubs wie Ajax Amsterdam, Inter und AC Mailand, Juventus Turin und FC Barcelona stand, durfte „Ibra“ bisher noch nie den 7,5 Kilogramm schweren Champions-League-Pokal in die Luft heben.
Kritiker, die behaupten, der Schwede versage bei ganz großen Aufgaben, sahen sich am Mittwoch im Prinzenpark bestätigt. Vor 46 000 Zuschauern vergab der 34-Jährige gegen den englischen Keeper Joe Hart beim Stand von 0:0 einen Elfmeter (14.) und eine weitere Riesenchance (24.). Dass er nach dem Führungstor der Gäste durch den Ex-Wolfsburger Kevin De Bruyne (38.) dank eines Geschenks von Fernando zum 1:1 (41.) traf, rettete den Abend für den Schweden und auch für PSG nicht. Vor allem, weil die „Citizens“ nach dem Pariser Führungstor von Adrien Rabiot (59.) noch mit einem Tor von Fernandinho (72.) gleichziehen konnten.
Ibrahimovic erlebt bei seiner möglicherweise letzten Saison bei Paris und im Spitzenfußball eine der besten Spielzeiten seiner Karriere. In der Ligue 1 - wo Paris den vierten Titel in Folge bereits unter Dach und Fach hat - hat der Stürmer mit 30 Toren seinen PSG-Rekord aus der Saison 2012/2013 eingestellt. Aber: „Die Leistung von gestern wird die Debatte um Ibra wieder anfachen“, stellte „Le Dauphiné Libéré“ fest. „L'Équipe“ meinte, der Schwede habe sich bemüht, seine Leistung sei aber „ungenügend“ gewesen.
Trainer Laurent Blanc wollte das Geschehene nicht schönreden. „Das war ein schlechter Abend“, gab der Weltmeister von 1998 unter anderem in Anspielung auf die Fehler zu, die zu beiden Gegentoren führten. Der ehemalige Frankfurt-Torwart Trapp war in beiden Fällen schuldlos.
Französische Medien errechneten, nur in 18 Prozent aller Fälle sei ein Team in der Königsklasse nach einem 2:2 vor eigenem Publikum auswärts weitergekommen. Die Lage des eigentlichen Favoriten wird noch düsterer, wenn man bedenkt, dass PSG neben den verletzten Javier Pastore und Marco Verratti im Rückspiel am Dienstag im Etihad Stadium auch die gelbgesperrten David Luiz und Blaise Matuidi ersetzen muss. ManCity-Coach Manuel Pellegrini will aber kein vorzeitiges Siegesgefühl aufkommen lassen. „Das war ein gutes Ergebnis, aber wir müssen daheim 90 Minuten lang gut spielen“, sagte er.
In Paris munkelt man derweil, die katarischen Ölscheichs, die im Club seit 2011 das Sagen haben, würden ein erneut frühes Aus nicht tolerieren. „Wir haben nun keine Wahl, wir müssen das Rückspiel gewinnen“, forderte Vereinsboss Nasser Al-Khelaifi klipp und klar. Zumindest Ibrahimovic wirft vorerst nicht das Handtuch: „Ich bin zuversichtlich. Ich glaube an das Team, ich glaube an mich.“