Ronaldo-Raketen als Warnung an die Bayern
Madrid (dpa) - Schlechte Nachrichten für den FC Bayern: Weltfußballer Cristiano Ronaldo von Real Madrid ist kurz vor dem Rückspiel des Champions-League-Halbfinals in München wieder topfit und in bester Torlaune.
Beim souveränen 4:0-Heimsieg über Osasuna erzielte der Portugiese mit wahren Raketenschüssen (6. und 52.) die beiden ersten Treffer der „Königlichen“.
Da geriet sogar der Gegner in Ehrfurcht. „Ronaldo ist der einzige in der ganzen Welt, der solche Schüsse abfeuern kann“, sagte Osasuna-Torwart Andrés Fernández nach dem Abpfiff voller Anerkennung. Gästecoach Javi Gracia wiederholte unterdessen in der Kabine immer wieder: „Zwei Supertore, zwei Supertore“. Der Kolumnist der Sportzeitung „Marca“ schrieb: „Wenn sie diese Tore gesehen haben, zittern die Münchner schon.“ Nach dem 1:0 im Hinspiel fährt Real voller Zuversicht zum deutschen Rekordmeister.
Vor 70 000 Zuschauern im Bernabeu-Stadion machten Sergio Ramos (60.) und der frühere Leverkusener Daniel Carvajal (84.) per Kopf die Fiesta perfekt. Trainer Carlo Ancelotti war mit der Leistung seines mit zahlreichen Ersatzleuten angetretenen Teams mehr als zufrieden: „Alles ist gut gelaufen. Und Cristiano hat mit mehr Selbstvertrauen (als bei seinem Comeback gegen die Bayern) gespielt“, stellte er hocherfreut fest.
In München wolle er Ronaldo, den am Samstag geschonten „100-Millionen-Mann“ Gareth Bale und Karim Benzema zusammen stürmen lassen, kündigte der 54-jährige Italiener ungewöhnlich offen an. In sieben Begegnungen mit den Bayern hat Ancelotti bisher nie den Kürzeren gezogen. „Wir wollen in erster Linie Tore schießen, und nicht verteidigen“, beteuerte er. Und fügte dann an: „Je schneller wir am Dienstag treffen, desto besser.“ Torschütze Ramos versprach den Fans: „In München werden wir bis zum Umfallen kämpfen.“
Die Madrider Medien, die nach der Halbfinal-Auslosung sehr viel über die „Schwarze Bestie“, den nahezu unschlagbaren Angstgegner aus München geschrieben hatten, schlagen inzwischen freche Töne an: „Kanonen für München“ titelte „Marca“. Das Konkurrenzblatt „AS“ sagte voraus, Ronaldo werde in München „die Bäume in Brand setzen“. Eine Antwort auf Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der Real eine „Hölle“ prophezeit und gesagt hatte, in München werde am Dienstag „der Baum brennen“.
Gegen den harmlosen Abstiegskandidaten Osasuna konnte sich Ancelotti den Luxus leisten, inmitten des spannenden Titelkampfes der Primera División nicht nur Bale einen freien Tag zu geben, sondern beim Anpfiff auch gleich sechs weitere Champions-League-Stammspieler auf der Bank zu lassen. Xabi Alonso, Pepe, Benzema, Carvajal, Fabio Coentrao und Tormann Iker Casillas durften sich schonen. Ronaldo wurde zudem in der 60. Minute ausgewechselt und vom Publikum mit Standing Ovations verabschiedet.
Trotz des Sieges kam Real dem anderen Champions-League-Halbfinalisten Atlético Madrid in der Tabelle der Primera Division nicht näher. Der Tabellenführer gewann am Sonntagabend durch ein Tor von Raul Garcia (43.) mit 1:0 beim FC Valencia und kam damit dem Gewinn seines ersten spanischen Meistertitels seit 1996 wieder ein ganzes Stück näher. Auch dass Titelverteidiger FC Barcelona dank Lionel Messis Siegtor (84.) zum 3:2 beim FC Villarreal in der Tabelle wieder an den „Königlichen“ vorbeizog, störte bei Real kaum jemanden. Im feinen Norden von Madrid denkt man ohnehin nur noch an die Königsklasse. „Der Traum (vom zehnten Titelgewinn) ist näher gerückt“, die Schüsse von Ronaldo hätten sich an „wie knallende Champagner-Korken“ angehört, schrieb die Zeitung „El Mundo“.