Rummel um Raúl: Schalke feiert Spaniens Ikone
Valencia (dpa) - Die triumphale Rückkehr in die Heimat endete für Spanien Fußball-Legende erst weit nach Mitternacht. Müde und ausgepumpt, aber überglücklich kam Raúl um 00.36 Uhr als letzter Schalker Profi aus der Kabine.
Die Dopingkontrolle hatte ihm noch einmal alles abverlangt.
„Es war ein schöner Abend für mich und die Mannschaft“, schwärmte der 33-Jährige, der in seiner Karriere schon so viele grandiose Momente erlebt hat. Dennoch war das 1:1 von Valencia im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League auch für eine Ikone wie Raúl außergewöhnlich. „Ich bin sehr glücklich, auch über das Rekordtor. Wichtiger aber ist, dass wir eine gute Chance haben, die nächste Runde zu erreichen“, sagte der Torjäger, und ergänzte bescheiden: „Der ganze Rummel ist mir gar nicht so recht. Ich stehe lieber auf dem Platz.“
Gleichwohl bewältigte Raúl auch die letzte Etappe seiner wundervollen Reise in die Vergangenheit mit Bravour, absolvierte geduldig den Interview-Marathon nach dem Remis des FC Schalke 04 beim FC Valencia. Dank Raúls Ausgleichstreffer in der 64. Minute hat der Revierclub nun beste Aussichten, zum zweiten Mal nach 2008 in das Viertelfinale der Königsklasse einzuziehen.
„Mit dem Ergebnis haben wir eine gute Ausgangsposition. Aber im Rückspiel müssen wir wieder unser bestes Gesicht zeigen“, warnte Trainer Felix Magath. Sein Kollege Unai Emery hat den Kampf noch nicht aufgegeben. „Es ist eine kleiner Vorteil für Schalke, aber nur ein ganz kleiner“, sagte der Valencia-Coach, dessen Elf nach der Führung durch Roberto Soldado (17.) auf der Siegerstraße schien. Doch „leider“, so Emery, habe Raúl ein tolles Spiel gemacht.
„Er hat erneut gezeigt, dass er nichts von seiner Klasse eingebüßt hat. Es ist kein Zufall, dass er das Tor geschossen hat. Er hat die ganze Mannschaft mitgezogen. Ihm gebührt der Dank“, lobte Magath seinen Ausnahmestürmer, der mit seinem 71. Europapokaltor im 145. Spiel einmal mehr Fußball-Geschichte schrieb. Raúl ist nun alleiniger Rekordhalter vor Filippo Inzaghi (AC Mailand/70 Tore). „Dieser Wettbewerb ist für mich etwas Spezielles“, betonte Raúl, der die wertvollste Vereinstrophäe bereits dreimal mit Real Madrid gewann.
Das Drehbuch war perfekt, die Heldenrolle dem Hauptdarsteller vorbehalten. Schon seit seiner Ankunft wurde Raúl von spanischen Fans auf Schritt und Tritt verfolgt. Sie lauerten überall, beim Training, am Bus, im Hotel, hängten Grußplakate im Stadion auf. „Das ist Wahnsinn, unglaublich“, sagte Benedikt Höwedes voller Respekt.
Spaniens Presse lobte den Gastarbeiter in höchsten Tönen. „Raúl trug zwar ein blaues Trikot, aber er war ein so eiskalter Vollstrecker wie damals, als er noch im weißen Hemd von Real Madrid gespielt hatte“, schrieb „El Mundo“. Und das Sportblatt „Marca“ stellte fest: „Der Wechsel in die Bundesliga hat seinen Charakter nicht geändert.“
Erst als Raúl das 1:1 nach Vorarbeit von Landmann José Manuel Jurado erzielte, mischten sich auch Pfiffe unter den Beifall im Mestalla-Stadion. Und nach der Partie wurde Raúl sogar von einigen Fans angepöbelt, was bei Kapitän Manuel Neuer auf Unverständnis stieß. So signalisierte er ihnen gemeinsam mit Ersatzkeeper Mathias Schober gestenreich Raúls legendäre Rückennummer 7. „Die sollten mal wieder runterkommen. Schließlich hat er ja auch für ihre Nationalmannschaft jahrelang Großes geleistet.“
Für Diskussionsstoff sorgte auch die Gelb-Rote Karte für Lukas Schmitz in der Nachspielzeit. Der Linksverteidiger muss nun im Rückspiel zuschauen. Zunächst hatte der russische Schiedsrichter Alexej Nikolaew dem Schalker wegen Ballwegschlagens irrtümlich nur „Gelb“ gezeigt, bevor ihn sein Assistent darauf aufmerksam machte, dass Schmitz schon verwarnt war. „Ich bin eh' kein Freud von Gelb-Roten-Karten“, giftete Magath. „Das ist Pippifax, einen Spieler für so etwas vom Spiel auszuschließen.“