Schalke gereift auf der Insel - Holtby schwärmt
London (dpa) - Reif genug für die Insel: Nach der famosen Vorstellung des FC Schalke 04 und dem historischen Sieg beim FC Arsenal fand mal wieder nur der knurrige Trainer Huub Stevens kritische Worte.
„Mit der ersten Hälfte war ich gar nicht zufrieden. Ich finde, dass wir nicht gut ins Spiel gefunden haben“, monierte der Niederländer nach dem souveränen und verdienten 2:0 (0:0)-Triumph beim favorisierten Londoner Premier-League-Club. Zur Verwunderung aller Zuhörer fügte Stevens noch an: „Auch schlechte Spiele muss man gewinnen können. Das ist auch ein Schritt in der Entwicklung. Aber für mich bleibt Arsenal Favorit in der Gruppe.“
Dabei hatte sein Team vier Tage nach dem 2:1 im Revierderby bei Borussia Dortmund auf schwer einzunehmenden Terrain in London einen weiteren Big Point in der Champions League gelandet. Schalke holte sich damit weiteres Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben in Bundesliga und DFB-Pokal. Manager Horst Heldt mahnte nach der meisterlichen Leistung Konzentration und Bodenhaftung an. „Natürlich ist träumen nicht verboten - aber die Realität heißt Nürnberg und Sandhausen.“
Mit drei nicht unbedingt einkalkulierten Punkten im Gepäck traten die Königsblauen am Donnerstag als stolze Spitzenreiter der Gruppe B (7 Punkte) die Heimreise nach Gelsenkirchen an, wo am Samstag der „Club“ zu Gast ist. Doch die Profis wollten den ersten Schalker Europapokal-Sieg auf englischem Boden vorher zumindest ein wenig genießen. „Wir spielen Samstag schon wieder, da muss alles im Rahmen bleiben. Aber ein Radler können wir sicher trinken“, meinte Kapitän Benedikt Höwedes nach seiner starken Leistung. Von seinem frustrierten Arsenal-Kumpel Per Mertesacker besorgte er sich das Trikot. „Natürlich war Per sauer, dass wir gewonnen haben.“
Schalkes Halb-Engländer Lewis Holtby geriet ins Schwärmen - die Stevens-Truppe hatte als erstes ausländisches Team seit Inter Mailand im September 2003 (3:0) die Londoner Festung gestürmt. „Traumhaft, wie die Mannschaft gespielt hat. Traumhaft, wie die Fans uns nach vorn gepeitscht haben. Ganz Schalke lacht in dieser Woche“, plauderte Holtby ausgelassen. „Arsenal ist ja keine Hammerwerfer-Truppe“, sagte der deutsche U 21-Kapitän - und gönnte sich mit der englischen Familie „noch einen Pint“.
Bei den Verlierern herrschte dagegen Tristesse. Auch Lukas Podolski war geknickt. Zwar sorgte der Ex-Kölner vor der Pause auf der linken Seite wenigstens gelegentlich für Gefahr, konnte sein neues Team aber nie mitreißen. „Es war eigentlich ein 0:0-Spiel. Aber wir haben es versäumt, einen Punkt einzufahren“, meinte „Poldi“, fand Schalkes Erfolg aber wie alle anderen Protagonisten am Ende okay: „Wenn man sich so wenig Chancen herausspielt und nur einmal auf das Tor schießt, hat man es nicht verdient, zu gewinnen.“ Arsenal ist mit sechs Punkten Zweiter in der Gruppe.
Arsenal-Coach Arsène Wenger musste den schwachen Auftritt seiner Mannschaft wegen einer Sperre von der Tribüne aus verfolgen. Seine harmlosen „Gunners“, als Stammgäste in der Königsklasse immerhin zum 15. Mal in Folge in der Gruppenphase dabei, agierten umständlich und uneffektiv. So war es kein Wunder, dass die in der Defensive kompakt stehenden Schalker dank ihrer überragenden Offensive am Schluss auch den verdienten Lohn einfuhren. Einen „Knipser“ der Marke Klaas-Jan Huntelaar, der Schalke (76.) in Front schoss, könnte der 13-malige England-Meister derzeit auch gut gebrauchen.
Doch der Niederländer bringt seine Qualitäten auf Schalke ein - wie auch sein immer besser werdender Landsmann Ibrahim Afellay, der in der 86. Minute den Arsenal-K.o. nach toller Vorarbeit von Jefferson Farfán besiegelte. Für Afellay war es bereits der dritte Treffer im dritten Spiel hintereinander.
„Klaas-Jan arbeitet unheimlich viel für die Mannschaft. Er ist ein absoluter Teamplayer. Manchmal siehst du ihn nicht. Und dann ist er da und macht das 1:0“, lobte Stevens den „Hunter“. So schien auch der Coach am Ende irgendwie besänftigt: „Wenn man in der Champions League zwei Auswärtssiege schafft und nach drei Spielen sieben Punkte hat, muss man zufrieden sein.“