Schalke hakt Champions-League-Saison ab
Madrid (dpa) - Der beste Schalker ging als einziger Profi in die Kurve des riesigen Bernabeu-Stadions. Als die Mitspieler schon in den Katakomben verschwunden waren, erhob Torhüter Ralf Fährmann klatschend die Hände, um den mehr als 5000 mitgereisten Fans für ihre tolle Unterstützung zu danken.
„Ich hoffe sehr, dass wir uns auch für die kommende Champions-League-Saison qualifizieren. Vielleicht gibt es für uns ja dann schon die Chance, noch einmal gegen Real zu spielen und es dann besser zu machen“, sagte der 25 Jahre alte Keeper, der sein Team fast im Alleingang beim 1:3 (1:1) im Achtelfinalrückspiel bei Real Madrid eine ähnliche Demütigung ersparte wie beim ersten Duell auf Schalke (1:6).
Neben dem Torhüter, dem Trainer Jens Keller gegen Cristiano Ronaldo und Co. zu Recht „eine Weltklasseleistung“ bescheinigte, fielen in Max Meyer und Kaan Ayhan zwei weitere Youngster aus der Knappenschmiede durch engagierte Vorstellungen auf. „Im Bernabeu aufzulaufen, war immer ein Kindheitstraum von mir. Ich wusste, dass ich nicht viel verlieren kann und habe alles andere ausgeblendet“, betonte der 19 Jahre alte Kaan Ayhan. Der erstmals in der Startelf aufgebotenen Defensivspieler war einer von acht Profis, die in der eigenen Nachwuchsabteilung ausgebildet wurden. „Das ist schon außergewöhnlich“, so Ayhaan: „Darauf kann der ganze Club stolz sein.“
Ist er auch, und das zurecht. Gleichwohl muss konstatiert werden, dass dem um die „Zukäufe“ Klaas-Jan Huntelaar, Chinedu Obasi und Roman Neustädter ergänzte Knappen-Team noch die Klasse fehlt, ein Starensemble wie Titelfavorit Madrid in zwei Spielen ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Immerhin hielt der Bundesligist gegen Reals „B-Auswahl“ plus Weltfußballer Cristiano Ronaldo und 100-Millionen-Euro-Mann Gareth Bale, der den schon in der 2. Spielminute mit Kreuzbandriss ausgeschiedenen Stürmer Jesé ersetzte, gut 70 Minuten gut mit. „Real und Ronaldo kann man nicht komplett ausschalten. Ärgerlich ist nur, dass wir durch zwei individuelle Fehler zwei Tore eingeleitet haben“, bemängelte Keller.
Die Fehlpässe von Sead Kolasinac und Julian Draxler nutzten Cristiano Ronaldo, der nach seiner Führung (21.) auch sein 13. Tor in der Königsklassen-Spielzeit (74.) folgen ließ, sowie Bald-Wolfsburg-Profi Alvaro Morata (75.) eiskalt zur endgültigen Entscheidung. Insgesamt aber war Keller mit dem Auftritt sehr zufrieden: „Die Mannschaft hat nach dem Hinspiel eine gute Reaktion und Leistung gezeigt.“ Das sah auch der 18-jährige Meyer nach einem „der größten Momente in meiner bisherigen Karriere“ so: „Wir können stolz auf uns sein und daraus unsere Lehren ziehen.“
Doch die fast in jedem Spiel obligatorisch schlechte Nachricht blieb zum Entsetzen von Keller und Manager Horst Heldt auch diesmal nicht aus. Kapitän Benedikt Höwedes musste nach einer Stunde angeschlagen vom Feld. Mit einem vermuteten Muskelfaserriss wird der Abwehrspieler im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig fehlen. „Das ist Wahnsinn, katastrophal“, befand Heldt. Keller wollte zwar noch die Kernspin-Untersuchung nach der Rückkehr aus Spanien am Mittwoch abwarten, schrieb den Innenverteidiger für Samstag aber ab.
Womöglich muss Ayhan von der „Sechs“ nach hinten rücken, um den Schalke-Verletzten Nummer neun zu ersetzen. Als weitere Optionen gelten Neustädter und Kyriakos Papadopoulos, der von seiner Bestform aber noch immer entfernt ist. Wie auch immer die Lösung aussieht, Heldt betonte, man müsse nun ganz rasch den Schalter auf die noch wichtigere Pflicht umschalten. Erst Spaniens Spitzenreiter Real, nun Ligaschlusslicht Braunschweig. „Das ist schon ein Kontrastprogramm“, meinte Heldt. „Die Schwierigkeit ist, besonders für die jungen Spieler, nun runterzukommen von der Euphorie in der Champions League und auf den Alltag umzuschwenken.“ Schließlich hat ein Ziel laut Keller absolute Priorität: „Wir wollen Platz drei verteidigen.“