Schalkes Achtelfinal-Chancen minimal - Heldt: Blamabel
Gelsenkirchen (dpa) - Horst Heldt war nach dem 0:5-Heimdebakel des FC Schalke 04 gegen den FC Chelsea restlos bedient und versuchte erst gar nicht, seinen großen Frust zu verbergen.
„Das war eine blamable Leistung. Wir haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Und so kommt dann solch ein Ergebnis zustande“, klagte der Club-Manager. Heldts Fazit fiel vernichtend aus: „Das war Angsthasenfußball.“
Unterdessen musste Trainer Roberto Di Matteo erklären, was nicht zu erklären war. Warum sein Team nur drei Tage nach dem eigentlich ermutigendem 3:2-Bundesligasieg gegen den VfL Wolfsburg gegen den - allerdings überragenden - Premier-League-Spitzenreiter so auseinandergefallen war. „Ich bin auch ein bisschen überrascht“, sagte der italienische Fußball-Lehrer nach der Klatsche gegen seinen Ex-Club, den er 2012 zum Champions-League-Triumph geführt hatte, äußerlich emotionslos. „Nach Samstag hatte ich das Gefühl, dass viel Selbstvertrauen in der Mannschaft war. Das ist ein schwieriger und enttäuschender Abend für uns. Es tut uns leid für die Fans.“
Die Chancen, hinter den als Gruppensiegern feststehenden Engländern (11 Punkte) noch den zweiten Platz und damit das Achtelfinale zu erreichen, tendieren gegen Null. Schalke (5) müsste zum Abschluss am 10. Dezember bei NK Maribor (3) gewinnen, Chelsea gleichzeitig den Zweiten Sporting Lissabon (7) bezwingen. Zu Rang drei und dem Abstieg in die Europa League würde ein Remis in Slowenien genügen. Aber selbst diese Rechenspielchen waren Heldt am Dienstag zu viel: „Mit dieser Leistung müssen wir über so etwas gar nicht nachdenken. Wir müssen jetzt schleunigst etwas ändern“, forderte der Manager.
Chelseas Startrainer José Mourinho sprach als einziger klar aus, was in den 90 Minuten zuvor ununterbrochen sichtbar geworden war. Sein Team war schlicht um Klassen besser, auf jeder Position individuell stärker besetzt, und Schalkes personell gebeutelte Truppe nicht einmal ein guter Trainingspartner. „Sie sollten nach vorne schauen. Der einzige Trost für Schalke ist: Sie müssen akzeptieren, dass wir heute einfach zu stark waren. Meine Mannschaft hat von der ersten bis zur letzten Minute fantastisch gespielt und dem Gegner keine Chance gelassen.“
Vom Anpfiff an lief alles für die seit April ungeschlagenen „Blues“ und alles gegen „Königsblau“. John Terry eröffnete den Torreigen schon in der 2. Minute. Willian (22.), ein Eigentor des lediglich von zwei Teamkollegen bedrängten Jan Kirchhoff (44.) sowie die leicht und locker herausgespielten Treffer von Didier Drogba (76.) und Ramires (78.) komplettieren das Desaster.
„Wir haben zu viel Respekt gezeigt, waren nicht aggressiv und haben ihnen zu viel Räume gelassen. Das haben sie kaltblütig ausgenutzt“, fasste Di Matteo seine Eindrücke zusammen. „Eine Chance“ auf das Achtelfinale gebe es „immer noch“, sagte der 44-Jährige, wirkte aber nicht überzeugt. „Wir müssen in Maribor gewinnen und hoffen. Meine Erfahrung aus England ist, dass es da keine Freundschaftsspiele gibt. Chelsea wird sicher versuchen, gegen Sporting zu gewinnen.“
Nach der ersten Heimpleite unter dem neuen Coach waren die Profis zwar selbstkritisch, aber auch vollkommen ratlos. Kapitän Benedikt Höwedes, diesmal in seiner WM-Rolle als linker Verteidiger auch keine Stütze, entschuldigte sich bei den Fans. „Das hatten wir uns alles anders vorgestellt. Mir fehlen die Worte“, räumte auch Roman Neustädter ein. Er richtete schnell den Blick auf die nächste Heimaufgabe am Samstag: „Gegen Mainz müssen wir es besser machen.“