Schuss ins Glück: BVB feiert Edeljoker Perisic

Dortmund (dpa) - Welch ein Schlussakkord! Ausgerechnet der in der Bundesliga bisher torlose Joker Ivan Perisic bewahrte den Borussia Dortmund vor einem Fehlstart in die Champions League. Sein sehenswerter Volleyschuss in der 88. Minute zum 1:1 verzückte die Fußballfans.

Vom Pechvogel zum Glückskind - ein Traumtor in höchster Not verhalf Perisic aus dem Schatten ins Rampenlicht. Als der Fehlstart des BVB in die europäische Königsklasse gegen den FC Arsenal unabwendbar schien, fasste sich der Neuzugang ein Herz und drosch den Ball aus 20 Metern zum 1:1 (0:1)-Endstand in den Winkel. Der fulminante Volleyschuss verwandelte die Dortmunder Fußball-Oper in ein Tollhaus und versetzte Jürgen Klopp in Hochgefühle. „Ich glaube, das Tor schafft es in jeden Champions-League-Trailer“, schwärmte der BVB-Trainer.

Umringt von zahlreichen Kameras und Mikrofonen ließ Perisic im Anschluss an die Partie den magischen Moment Revue passieren. „Das war ein perfektes Tor. Es macht mich glücklich, weil ich in der Bundesliga bisher wenig Fortune hatte“, sagte der kurz vor seinem Treffer eingewechselte Kroate mit Verweis auf seine zwei Aluminium-Treffer in den bisherigen Erstligaspielen seines Teams.

Mit dem „atemberaubenden Last-Minute-Tor“ (The Observer) steigen die Chancen des 5,5 Millionen Euro teuren offensiven Mittelfeldspielers vom FC Brügge, erstmals seit seinem Wechsel in die Startformation der Borussia zu rücken. Schon in seinen bisherigen Kurzeinsätzen hatte der teuerste BVB-Sommertransfer seine Gefährlichkeit stets angedeutet, war aber entweder an Pfosten, Latte oder dem Torhüter gescheitert. Trotz des ersehnten Erfolgserlebnisses war Perisic jedoch nicht wunschlos glücklich: „Wir haben zwei Punkte verschenkt, weil wir die bessere Mannschaft waren.“

Immerhin konnte sich die Dortmunder Rasselbande mit der Erkenntnis trösten, die internationale Reifeprüfung auch ohne großen Erfahrungsschatz bestanden zu haben. Anders als bei der überraschenden 1:2-Heimpleite drei Tage zuvor gegen Hertha BSC fand sie zurück zu ihren Meistertugenden. Vor allem in den ersten 30 Minuten spielte sie groß auf und stürzte die Abwehr des Gruppenfavoriten um den deutschen Nationalspieler Per Mertesacker von einer Verlegenheit in die andere.

Doch wie schon beim frühen Europa-League-Aus im Vorjahr brachte sich der BVB durch fahrlässigen Umgang mit Torchancen um den gerechten Lohn. Dennoch überwog bei Manndecker Neven Subotic der Stolz: „Die wenigsten hätten gedacht, dass wir Arsenal so im Griff haben können. Das gibt auch Selbstvertrauen für die Bundesliga.“

Die Freude über den späten Ausgleich in der 88. Minute war insbesondere bei Sebastian Kehl groß. Ausgerechnet dem 31 Jahre alten Routinier, der als einziger eingesetzter BVB-Profi über Erfahrung in der Champions League verfügt, unterlief ein folgenschwerer Fehler. Den Fehlpass des ansonsten zweikampfstarken Mittelfeldspielers nutzte Robin van Persie (42.) zur Führung der Engländer. „Durch einen blöden Fehler von mir sind wir in Rückstand geraten. Deshalb bin ich heilfroh, dass die Mannschaft mir geholfen hat“, sagte Kehl.

Ähnlich wie die Dortmunder konnten auch die Gäste mit dem 1:1 gut leben. „Arsenal nach Remis in der Champions League wieder in der Spur“, kommentierte der „London Evening Standard“ den Auftritt der nur mäßig in die Saison gestarteten „Gunners“. Allerdings war wenig zu sehen von dem Offensivspektakel, das der in Dortmund auf die Tribüne verbannte Trainer Arsene Wenger am Vortag angekündigt hatte. Die hohe Fluktuation im Kader macht dem Team nach Einschätzung des ehemaligen Bremers Mertesacker noch zu schaffen: „Jeder muss sich erst an den Anderen gewöhnen. Im Moment retten wir uns gerade so.“