Stevens freut sich auf Schalke - „krasser Außenseiter“
Gelsenkirchen (dpa) - Ein Küsschen hier, eine Umarmung da, ein Foto mit alten Kumpels dort. Als Huub Stevens am Dienstag die Arena betrat, war es für ihn eine Heimkehr in vertraute Umgebung.
„Natürlich freut man sich, wenn man nach relativ kurzer Zeit auf Schalke zurückkommt. Da sieht man viele Freunde und Bekannte“, sagte der 59 Jahre alte Niederländer, der an diesem Mittwoch mit seinem neuen Club PAOK Saloniki bei seiner alten Liebe zum Playoff-Hinspiel der Champions League antritt.
Für Stevens ist die Konstellation komfortabel. Der von den Schalke-Fans zum „Jahrhunderttrainer“ gekürte Fußball-Lehrer hat 248 Tage nach seiner Entlassung beim Revierclub nichts zu verlieren. Die königsblauen Anhänger werden ihm einen herzlichen und warmen Empfang bereiten. Stevens weiß: Nicht wenige Fans sähen ihn noch heute lieber auf dem Trainerstuhl von Schalke 04 als Jens Keller. Und seine ehemaligen Schützlinge stehen nach dem Bundesliga-Fehlstart und der 0:4-Klatsche in Wolfsburg weit mehr unter Druck als sein Team.
Stevens fand Schalke in Wolfsburg nicht einmal so schlecht. „Wir haben das Spiel analysiert. Wenn sie kurz vor der Pause in Führung gehen, läuft das Spiel ganz anders“, merkte er an. „Ich habe nicht so viele Schwächen gesehen. Und wenn ich sie gesehen hätte, würde ich sie jetzt nicht verraten“, betonte Stevens bei der Pressekonferenz augenzwinkernd. „Wir sind wirklich krasser Außenseiter.“
Die Vorfreude auf das nach dem Ausschluss von Metalist Charkow auch für ihn unverhoffte Duell ist ihm anzumerken. „Es ist schön, weil wir in einem Stadion spielen können mit vielen Fans - Schalkern, aber auch PAOK-Anhängern“, meinte Stevens. Vor dem Rückspiel in Thessaloniki graut ihm eher, weil dort wegen einer UEFA-Strafe keine Fans zugelassen sind: „Ohne Publikum macht es keinen Spaß.“
Vor dem Spiel muss er aufpassen, dass er nicht aus lauter Gewohnheit in die falsche Kabine geht. Schließlich war er auf Schalke von 1996 bis 2002 und nach Ralf Rangnicks Erkrankung noch einmal vom 27. September 2011 bis zum 16. Dezember 2012 erfolgreich tätig. Dann übernahm der damalige U-17-Coach Keller, mit dem die königsblauen Fans bis heute nicht richtig warm geworden sind. Stevens kann zu seinem Nachfolger nicht viel sagen: „Wir hatten nach meiner Entlassung keinen Kontakt, er hat mich nicht angerufen“, verriet er. Keller bestätigte das: „Ich habe es einmal probiert, ihn aber nicht erreicht.“ Es sei zuvor als U 17-Coach nicht „an der Schnittstelle“ zum Profiteam mit Stevens gewesen. Deshalb habe man „auch nicht täglich Kontakt, aber ein gutes Verhältnis“ gehabt.
„Rückkehr als Freund - aber auch als Gegner“, schrieb Schalke auf der Clubhomepage. „Auch wenn Huub durch und durch ein Schalker ist - er wird versuchen, uns zu schlagen“, sagte Manager Horst Heldt. Marco Höger weiß, dass der Ex-Coach einen großen Vorteil hat: „Er kennt unsere Mannschaft genau und wird sein Team darauf einstellen.“
Dass das Verhältnis von Stevens und Heldt gelitten hat, nachdem der Manager dem knorrigen Trainer den Stuhl vor die Tür setzte, liegt auf der Hand. Gleichwohl kommt beiden im Vorfeld kein böses Wort über den anderen über die Lippen. „Jeder von uns freut sich, Huub wiederzusehen“, betonte Heldt trotz der sportlichen Rivalität. „Aber Schalke spielt nicht gegen Stevens, sondern gegen PAOK“, meinte Benedikt Höwedes.
Stevens hat sich seit dem Sommer beim griechischen Vizemeister, gut eingelebt. Clubchef Ivan Savvidis - ein reicher russischer Unternehmer mit griechischen Wurzeln - lockte ihn zum Traditionsclub, damit dort wieder Disziplin und Ordnung herrschen. „Er wird sehr gut angenommen, die Fans lieben ihn jetzt schon. Wie es aussieht, wird er viel mit PAOK erreichen können“, berichtete Schalkes zurzeit verletztes griechisches Abwehrass Kyriakos Papadopoulos bei „Sport1“.
Die Art des Holländers kommt bei den PAOK-Profis gut an. Zum Saisonstart gewann Saloniki am Samstag 3:0 gegen Skoda Xanthi. Mit einem Erfolg in dieser Höhe rechnet Stevens auf Schalke sicher nicht, hofft aber auf die „Sensation“: „Wir wollen unsere Qualitäten einbringen. Was rauskommt, sehen wir nach den beiden Spielen.“