Vor CL-Finale: Mehr Lust als Last für Dortmund
Dortmund (dpa) - Wembley calling. Begleitet vom größten Medienrummel der Vereinsgeschichte hat für Borussia Dortmund der Countdown für das Champions-League-Endspiel gegen den FC Bayern München begonnen.
Nach zwei Meistertiteln und einem Pokalsieg in den vergangenen beiden Spielzeiten giert der Revierclub nach der wichtigsten Trophäe im Vereinsfußball.
Voller Vorfreude auf den Showdown in London erinnerte Trainer Jürgen Klopp an das „Wunder von Bern“: „Wenn mich ein Spiel geprägt hat, dann war es das WM-Endspiel von 1954 - auch wenn ich es nicht gesehen habe. Da hat sich gezeigt, dass im Fußball alles möglich ist.“
In der Rolle des Außenseiters fühlen sich die Dortmunder sichtlich wohl. Wie das Team von Sepp Herberger beim historischen 3:2-Erfolg über Ungarn will der BVB im Duell mit den in dieser Saison übermächtigen Bayern für eine Überraschung sorgen. Alle Beteiligten empfinden vor dem zweiten Champions-League-Endspiel des BVB nach 1997 mehr Lust als Last.
Keiner lebt die Zuversicht mehr als Klopp: „Um etwas zu erreichen, muss man bereit sein, groß zu denken und sich weit aus dem Fenster zu lehnen. Auch auf die Gefahr hin, hart zu landen.“ Mit einer ähnlichen Grundhaltung blickt Hans-Joachim Watzke dem Endspiel entgegen: „Wir haben nichts zu verlieren“, kommentierte der Geschäftsführer vor 160 Medienvertretern und 32 Kamerateams.
Mit pathetischen Worten erinnerte Watzke an das märchenhafte Comeback des noch 2005 von der Insolvenz bedrohten Vereins: „Für uns muss die Headline lauten: von Ground Zero nach Wembley. Noch vor sieben, acht Jahren saßen in diesem Raum keine Journalisten, sondern Gläubiger.“
Die Chancen, dass der BVB das Finale in Bestbesetzung bestreiten kann, sind in den vergangenen Tagen gestiegen. Zur Erleichterung von Klopp macht Mario Götze vielversprechende Fortschritte: „Bisher läuft alles planmäßig.“ Der mittlerweile in das Lauftraining zurückgekehrte Götze, der sich im Halbfinale bei Real Madrid eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte, soll in den kommenden Tagen mit fußballspezifischen Übungen beginnen und zu Beginn der neuen Woche in das Mannschaftstraining zurückkehren.
Selbst die fast täglichen Spekulationsmeldungen von möglichen Neuzugängen können die Konzentration auf das bereits fünfte Saisonduell mit den Bayern nicht stören. Mit stoischer Ruhe verweigern Trainer und Vereinsführung Stellungnahmen zu den Gerüchten. Fakt ist aber, dass die Suche nach einem Götze-Nachfolger längst auf Hochtouren läuft.
Mal soll Sportdirektor Michael Zorc laut Medienberichten in Brasilien mit Bernard (Atletico Mineiro) verhandelt, mal Christian Benteke (Aston Villa) in der Premier League begutachtet haben. Zudem soll Zorc gemeinsam mit Watzke und Klopp den kolumbianischen Torjäger Jackson Martinez (FC Porto) in Augenschein genommen haben. Damit nicht genug: Der Däne Christian Eriksen (Ajax Amsterdam) wurde in niederländischen Zeitungen mit den Worten zitiert: „Borussia ist ein Club, für den ich gerne spielen möchte.“
Mehr noch als alle anderen wird der belgische Nationalspieler Kevin de Bruyne als Götze-Ersatz gehandelt. Der von Chelsea an Bremen verliehene Profi dementierte jedoch noch am Dienstag Meldungen, nach denen er bei der Borussia bereits einen Fünfjahresvertrag unterschrieben habe. Als weiterer Bundesligaprofi ist der Hamburger Heung-Min Son im Gespräch.
Doch die noch unklare Zukunft von Robert Lewandowski erschwert die personellen Planspiele. Wechselt der polnische Torjäger bereits in diesem Sommer, stünde ein umfassender Umbau der Offensivabteilung an. Bleibt Lewandowski der Borussia bis zum Vertragsende 2014 erhalten, wird der BVB weniger Geld investieren.
Noch am Mittwochabend lief das von Vereinsseite an den Torjäger gestellte Ultimatum ab, seine Pläne kundzutun. Klopp hofft darauf, nach Götze nicht noch einen zweiten Leistungsträger zu verlieren: „Ich gehe immer noch davon aus, dass Robert in der kommenden Saison für uns spielt.“