„Wunderbarer Abend“ für Bayer
Leverkusen (dpa) - Es läuft wieder bei Bayer Leverkusen. Beim 2:0-Sieg gegen Zenit St. Petersburg zeigten sich die Profis von Trainer Roger Schmidt - anders als zuletzt in der Bundesliga - von der besten Seite.
So schritt Schmidt mit zufriedenem Lächeln über den Rasen, bedankte sich mit einer Umarmung und einem kräftigen Handschlag bei jedem Spieler.
Sein Team hatte vor den 27 254 Zuschauern diesmal alles richtig gemacht und das beherzigt, was nicht nur Schmidt, sondern auch Geschäftsführer Michael Schade nach der jüngsten Ergebnisflaute in der Bundesliga mit nur drei Remis in drei Spielen gefordert hatten: Disziplin in der Defensive, hohe Konzentration bis zum Schluss. „Das war der Schlüssel“, lobte der Trainer.
Das 3:3 in Stuttgart nach einer 3:0-Führung hatte unterm Bayer-Kreuz alle wachgerüttelt. Und so nahm die Werkself gegen den Spitzenreiter der russischen Premier Liga erstmal Abstand vom Hurra-Fußball der vergangenen Wochen. Schmidts Profis hielten sich an die Vorgaben. „Das Wichtigste war, dass wir unsere Aufgabe erfüllt haben“, kommentierte Innenverteidiger Ömer Toprak. Die Spitzenposition vor AS Monaco (5) und St. Petersburg (4) mit sechs Punkten aus drei Begegnungen ist für Toprak allerdings „nur eine Randnotiz“.
Zweien galt besonderer Dank: den Bayer-Premierentorschützen Giulio Donati (58. Minute) und Kyriakos Papadopoulos, der fünf Minuten nach dem 1:0 bei seiner ersten Ballberührung mit einem wuchtigen Kopfball für die Entscheidung sorgte. „Wir haben uns riesig für die beiden gefreut“, bekannte der erneut leer ausgegangene Torjäger Stefan Kießling nach dem Geduldsspiel: „Es ist wichtig, dass die anderen da sind, um die Tore zu machen.“ Der Franke warnte vor Lässigkeiten in den folgenden Partien in St. Petersburg, gegen Monaco und bei Benfica Lissabon: „Wir brauchen noch zwei Siege.“
Schmidts Abkehr von totaler Offensive und purem Genuss-Fußball lässt vermuten, dass Bayer den Lernprozess verinnerlicht. Die Profis waren jederzeit hellwach, ließen den Gegner nie aus den Augen, kämpften leidenschaftlich und steckten auch die Gelb-Rote Karte gegen den Brasilianer Wendell (79.) weg. „Wir wissen, was wir können“, sagte Toprak selbstbewusst. „Das hat mal wieder richtig Spaß gemacht“, ergänzte Nationalspieler Karim Bellarabi.
So kann, so soll, so darf es weitergehen. Am liebsten schon am Samstag gegen Schalke. Da wollen sie wieder „Vollgas geben“ (Toprak). Und die Gelsenkirchener Leihgabe Papadopoulos befragen, was gegen Königsblau besonders wichtig wird. „Natürlich gibt's vorher ein paar Tipps von Papa“, kündigte Toprak an. Und wird „Papa“ jubeln, wenn ihm auch gegen seine bisherigen Kollegen ein Treffer gelingt? „Mal schauen“ - mehr wollte sich der Grieche nicht entlocken lassen.
Schade war etwas gesprächiger. „Es war ein wunderbarer Abend. Jetzt haben wir alle Chancen, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren“, meinte der Geschäftsführer. In seinen Ausführungen schwang auch ein gutes Stück Erleichterung mit. Denn die Champions-League-Einnahmen, die in der Gruppenphase rund 20 Millionen Euro ausmachen, sollen im Zweifelsfall die vom Landgericht Köln am Morgen des Spieltags angeordnete Rückzahlung von rund 16 Millionen Euro früherer Sponsorengelder kompensieren. „Der Tag endete gut“ - mehr wollte Schade angesichts des noch nicht ganz abgeschlossenen Verfahrens dazu nicht sagen.