Der Plan des Weltmeisters

Joachim Löw präsentiert vor dem Test am Mittwoch gegen Australien einige neue Ideen - und eine feste Absicht

Bundestrainer Joachim Löw auf der Pressekonferenz der Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt am Main

Bundestrainer Joachim Löw auf der Pressekonferenz der Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt am Main

Foto: Arne Dedert

Düsseldorf. Als es Joachim Löw dann doch etwas zu viel um die Zukunft ging, stockte der Bundestrainer kurz und legte fest: „Oberste Priorität ist, dass wir in Georgien gewinnen. Und gegen Gibraltar im Juni sowieso. Wenn wir noch mehr Punkte verlieren, geraten wir noch viel mehr unter Zugzwang.“

Seine auf die EM-Qualifikation gemünzte Aussage untermauerte der Bundestrainer mit einem gewissen Verve im Tonfall. Zuvor war über Zukunft und Entwicklung einer Mannschaft im Umbruch gesprochen worden, über Lukas Podolski und Mario Gomez, über Nachwuchsspieler und taktische Systeme. Aber unter dem Strich — und das machte Löw am Tag vor dem Test-Länderspiel gegen Australien in Kaiserslautern (20.30 Uhr/ZDF) klar — braucht es in der EM-Qualifikation erst einmal Punkte.

Eben am Sonntag in Georgien, was wichtiger als der Test gegen Australien ist. Am Mittwoch will Löw testen, er wird seinen 23-Mann-Kader sinnvoll auf beide Spiele verteilen. „Wir müssen uns gegen Australien das Feuer für Georgien holen“, sagte Löw, der den Ist-Zustand der sich suchenden neuen Nationalmannschaft ziemlich schonungslos beschrieb: „Wir haben im Moment nicht die einmalige Einheit wie bei der WM und sind von der Leistung nicht auf diesem Niveau.“

Löw überrascht dieser Zustand nicht, er habe das „fast so erwartet“, aber er weiß auch, dass es ganz gut wäre, wenn man diesen Ist-Zustand schnell aufpolierte. Zum Beispiel mit mehr Alternativen des eigenen Spielstils. Die Dreierkette ist in den nationalen Fokus gerückt, Löw und seine Scouts sammeln Anregungen aus aller Welt, besonders die Interpretation der chilenischen Nationalmannschaft hat es dem 55-Jährigen angetan. Im Laufe des Jahres wolle er ausprobieren und Fehler zugestehen: Motto: try and error, was gut ist, wird implementiert, was schlecht läuft, wird verworfen. „Es darf aber niemand erwarten, dass wir das über Nacht verinnerlichen.“

Klar ist: dem DFB-Kader fehlt es an passablen Außenverteidigern, auch das ist ein Grund für Umstellungen, der Kölner Jonas Hector ist im Kader Löws der einzige klassische Defensivmann auf außen. Andere könnten bald ihre ganz eigenen >Stärken einbringen: Emre Can etwa vom FC Liverpool, der zuletzt der rechte Teil einer Dreierkette in der Premier League war, dazu die Schalker Max Meyer und Leon Goretzka, der Hoffenheimer Kevin Volland ohnehin. Sie alle sollen im Juni die U 21-EM in Tschechien spielen und jene Erfahrungen sammeln, die Spieler wie Jerome Boateng oder Sami Khedira beim EM-Titelgewinn 2009 mit der U 21 aufgesogen haben.

Und sie sollen danach eine Rolle im A-Team spielen, zusammenwachsen mit den Erfahrenen, es wird eine neue Einheit brauchen. Jene, die am Mittwoch gegen Australien aufläuft, ist brüchig: Die gerade zurückgekehrten Holger Badstuber und Ilkay Gündogan werden beginnen, Torwart Manuel Neuer fällt wegen eines entzündeten Schleimbeutels aus. Eine Vorsichtsmaßnahme. Gegen Georgien spielt Neuer. Wenn es wichtig wird. Deutschland - Australien in Kaiserslautern Mittwoch, 20.30 Uhr/ZDF