Deutsch-türkische Fußballer: Adler oder Halbmond?
Für ihre Karriere müssen sich deutsch-türkische Fußballer zwischen zwei Ländern entscheiden.
Düsseldorf. Erdal Keser ist für Matthias Sammer ein rotes Tuch. Keser hat früher für Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga gespielt und fährt aktuell Tausende von Kilometern als türkischer Scout durch Europa.
Keser kümmert sich um talentierte Nachwuchsfußballer in Deutschland mit türkischen Wurzeln. Matthias Sammer, Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), nennt die Tätigkeit von Keser „nicht seriös, bisweilen unmoralisch“.
Keser sagt: „Wir versuchen, in den Herzen die Vaterlandsliebe zu entfachen.“ Es müssen schon die ganz großen Gefühle sein, damit sich die türkischen Fußballer für ihr Land entscheiden.
Dass sich Mesut Özil und Ilkay Gündogan für die deutsche Nationalmannschaft entschieden haben, hat ihnen in der Türkei ziemlich heftige Kritik eingetragen. Bundestrainer Joachim Löw ist sehr gespannt, wie Özil, wenn er denn spielen wird, heute abend (20.30 Uhr/ARD) in Istanbul von den türkischen Fans empfangen werden wird. Es wird laut werden. Wie auch immer.
Bei den meisten türkischen Spielern haben die deutschen Klubs die Ausbildung realisiert, die talentiertesten haben die deutschen Jugend- und Juniorenauswahlen durchlaufen und entscheiden sich am Ende dann doch oft für die Türkei. Und das ist Matthias Sammer ein Dorn im Auge. Samed Yesil und Emre Can sind herausragende Spieler in der U 17, belegten bei der Weltmeisterschaft in Mexiko den dritten Rang und werden umworben. Wie viele andere.
Dabei ist das Buhlen um die Nationalspieler nichts Neues. Yildiray Bastürk aus Herne absolvierte 49 Länderspiele für die Türkei. Was den Deutschen Fußball-Bund (DFB) seinerzeit zu Gegenmaßnahmen motivierte.
„Dieser Fall darf sich nicht wiederholen“, erklärte damals Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder vollmundig. Wer die jungen Spieler ausbilde, müsse auch den ersten Zugriff haben, wenn es um die Nationalspieler geht.
Ömer Toprak spielt für Bayer Leverkusen in der Bundesliga, wurde mit der deutschen U19 Europameister. Und feiert heute in Istanbul wahrscheinlich seinen ersten Auftritt für die türkische Nationalmannschaft. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagt der Abwehrspieler: „Aber in meinem tiefsten Inneren fühle ich mich als Türke.“
Wie Toprak denken auch Mehmet Ekici von Werder Bremen, Tunay Torun von Bundesliga-Rückkehrer Hertha BSC, der Hamburger Gökhan Töre, auch Nuri Sahin und Hamit Altintop von Real Madrid.
„Am Ende sind wir alle Türken. Wenn es drauf ankommt“, sagt Hamit Altintop.