DFB-Interimschef Koch nach FIFA-Wahl: „Sehr erleichtert“

Zürich (dpa) - Fragen an DFB-Interimspräsident Rainer Koch nach der Wahl von Gianni Infantino zum neuen Fußball-Weltverbandschef.

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Gianni Infantino war der Favorit der UEFA und auch des Deutschen Fußball-Bunds. Fühlen Sie sich jetzt auch ein bisschen als Sieger?

Rainer Koch: Ich bin froh über das Ergebnis. Im DFB und im europäischen Fußball wollen wir, dass die dringend notwendigen Reformen jetzt umgesetzt werden und das die wichtigen europäischen Interessen eingebracht werden können. Zusammen mit dem überzeugenden Votum, die FIFA-Reformen umzusetzen, macht das Mut, dass die FIFA auf dem Weg in eine gute Zukunft ist. Es gibt allerdings viel zu tun.

Ist das Ergebnis für Sie überraschend?

Rainer Koch: Ich habe darauf gesetzt, dass Gianni Infantino gewinnen wird. Ich habe gemerkt, dass sich viele Kollegen aus afrikanischen und asiatischen Ländern für ihn aussprechen werden. Prinz Ali ist ja auch aus Asien, er wurde von Scheich Salman aus der Spitze der asiatischen Konföderation gedrängt. Deshalb hatte ich darauf gesetzt, dass die Stimmen, die zunächst bei Prinz Ali waren, zu Gianni Infantino gehen würden.

Infantino hat allerdings auch den Verbänden mehr finanzielle Unterstützung versprochen. Ist das nicht auch ein Stück weit die alte Blatter-Politik?

Rainer Koch: Gianni Infantino hat in seiner Rede deutlich gemacht, dass er 25 Prozent der FIFA-Einkünfte verwenden will, um den Fußball überall in der Welt zu fördern. Allerdings muss das nach transparenten Regeln gehen. Gianni Infantino hat überzeugend dargelegt, dass es darum geht den Fußball überall auf der Welt voranzubringen. Wir müssen sehen, dass die Welt sehr vielfältig ist, wir wollen, dass der Sport weltweit erfolgreich werden kann. Da ist von unserer Seite ein bisschen Solidarität gefordert.

Sind Sie erleichtert, dass Scheich Salman nicht FIFA-Präsident geworden ist?

Rainer Koch: Ich bin sehr erleichtert, dass Gianni Infantino gewonnen hat und dass wir mit ihm in unserer europäischen Fußball-Gemeinschaft weiter sehr viel Einfluss auf den Weltfußball nehmen können. Ich hoffe und wünsche mir, dass damit der Ausgleich gelingt zwischen dem führenden Clubfußball und dem Nationalmannschaftsfußball. Ich bin sehr erleichtert, weil so die Einheit des Fußballs gewahrt bleibt. Für mich ist das größte Trauma, wenn die FIFA zerstört würde und wir eine Situation wie im Boxen hätten und am Ende vier Weltmeister gekürt würden, weil wir uns nicht mehr auf eine Weltorganisation einigen könnten.

Was ist eine angemessene Zeit, die gewartet werden soll, um zu sehen, ob die Reformen greifen?

Rainer Koch: Manche Dinge müssen auch morgen greifen, es muss die Organisation anders transparent gelebt werden. Transparenz bedeutet, dass es nicht mehr Entscheidungen von einigen ganz wenigen sind, die von allen anderen abgenickt werden.

Freuen Sie sich schon auf eine WM mit 40 Mannschaften, die Gianni Infantino in seinem Wahlprogramm hatte.

Rainer Koch: Zum einen haben wir eine klare Position in Europa, die sehr stark von sportlichen Aspekten geprägt ist. Eine aufgeblähte WM mit 40 Mannschaften hat zur Folge, dass die sportliche Qualität etwas abnimmt, dass die Spiele mehr werden. Auf der anderen Seite bitte ich zu sehen, dass wir die Struktur von solchen Championaten nicht alleine aus der Sicht des Weltmeisters und führenden Nationen bewerten dürfen. Auch bei der EM wäre es uns lieber, weniger Mannschaften dabei zu haben. Auf der anderen Seite sind viele Länder neu dabei. Wenn sie sich umhören bei den Delegierten, sehen sie in der Welt und in Europa, dass viele Länder dafür sind.