Angst vor der Blamage: Schalke muss den DFB-Pokal holen

Gelsenkirchen (dpa). Die Bundesliga-Saison ist total verkorkst, ein Sieg im DFB-Pokalfinale wäre für den FC Schalke 04 zumindest ein Trostpreis. Nach der Achterbahnfahrt in dieser Spielzeit geht beim Revierclub jedoch die Angst vor einer Final-Niederlage gegen den Zweitligisten MSV Duisburg um.

Eine Pleite und das Verpassen eines internationalen Wettbewerbs wäre ein Desaster. „Wir dürfen uns die Saison durch eine Niederlage nicht kaputt machen lassen“, warnte Schalkes Manager Horst Heldt vor dem Endspiel am Samstag im Berliner Olympiastadion. „Duisburg hat nichts zu verlieren, wir haben alles zu verlieren.“

Heldt treibt die Sorge um, dass die Spieler den Hebel nach sechs Pflichtspiel-Pleiten in Serie nicht mehr rechtzeitig umlegen können. Kapitän Manuel Neuer will sich nach 20 Jahren im Schalke-Trikot unbedingt mit dem „Pott“ in der Hand verabschieden. An seinem Wechsel zum FC Bayern München im Sommer bestehen nach der grundsätzlichen Einigung über die Ablösemodalitäten keine Zweifel mehr, auch wenn mit der offiziellen Bestätigung des Transfers erst nach dem Finale zu rechnen ist. „Es wäre mein erster Titel als Profi mit Schalke. Das würde ich sicher mein Leben lang nicht vergessen“, betonte der Torhüter in der „Sport Bild“. Sein Ziel formuliert er klar: „Wir wollen den Pott für uns und die Fans.“

Seit Neuer am 20. April unter Tränen verkündete, dass er seinen 2012 auslaufenden Vertrag auf Schalke nicht verlängern werde, hagelte es vier Bundesliga-Niederlagen und zwei deftige Pleiten im Champions-League-Halbfinale gegen Manchester United. Schalke kassierte 16 Gegentore, bei denen auch der Nationalkeeper nicht fehlerfrei blieb. Trainer Ralf Rangnick mag nicht ganz ausschließen, dass Neuers Entscheidung Auswirkungen hatte auf die Leistung des Teams und des 25 Jahre alten Schalke-Idol selbst. „Manuel ist auch nur ein Mensch“, sagte Rangnick im „Bild“-Interview. „Der ganze Wirbel ist bestimmt nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Aber wir können uns in Berlin zu 100 Prozent auf ihn verlassen.“

Rangnick reiste schon am Mittwoch mit dem Team nach Berlin, um sich intensiv auf das Highlight im Olympiastadion vorzubereiten. Trotz der Pleitenserie gibt sich der 52 Jahre alte Coach zuversichtlich, dass der „Pott“ zum fünften Mal nach 1937, 1972, 2001 und 2002 ins Revier wandert und die Saison versöhnlich endet. Für den Nachfolger von Felix Magath, mit dem Schalke ins Finale einzog, wäre es der erste Titel seiner Trainer-Laufbahn.

In seiner ersten Schalker Amtszeit blieb Rangnick der Triumph in Berlin versagt. Im Finale 2005 unterlag er mit den „Königsblauen“ dem FC Bayern mit 1:2. Im zweiten Anlauf soll es klappen, eine Niederlage gegen Duisburg hat der Coach angeblich nicht auf dem Zettel. „Weil ich weiß, dass meine Mannschaft gut genug ist und jeder den Pokal gewinnen will. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es schaffen.“

Die Furcht vor dem Versagen wird verdrängt, positives Denken ist angesagt. Auch wenn Benedikt Höwedes einräumt, dass die momentane Situation „nicht die beste Voraussetzung“ für das Finale ist. „Es war eine verkorkste Bundesliga-Saison, die wir nur noch krönen können, wenn wir das Finale gewinnen“, sagte der Innenverteidiger. Auch für Raúl, der mit Real Madrid sechsmal spanischer Meister wurde und dreimal die Champions League gewann, wäre ein Pokalsieg Neuland: „Ich bin froh, das Finale spielen zu können. Aber es wird schwer, auch wenn Duisburg Zweitligist ist.“