„Anti-Klopp“ Hecking will BVB den Abschied verderben

Wolfsburg (dpa) - Die Rolle als Spielverderber würde Dieter Hecking nur allzu gerne einnehmen. Das Abschiedsspiel von Borussia Dortmunds Kult-Trainer Jürgen Klopp im DFB-Pokalfinale ist für den Coach des VfL Wolfsburg die große Chance auf den ersten Titel seiner Trainerkarriere.

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„Hecking hat da 'nen Titel geholt - das wäre vielleicht auch mal 'ne Überschrift“, frohlockte Hecking vor dem großen Cup-Finale am Samstag in Berlin.

Rücksicht auf seinen früheren Mitspieler in der Hessen-Auswahl will Hecking nicht nehmen. „Ob das jetzt Jürgens letztes Spiel ist, und wie die Dortmunder damit umgehen, ob die Borussia das letzte Spiel von Klopp lähmt, beflügelt oder emotionalisiert, interessiert mich alles überhaupt nicht“, sagte Hecking unmissverständlich der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“.

Ein Sieg wäre nicht nur für den VfL der erste Pokaltitel überhaupt. Hecking würde als Coach des Vize-Meisters endgültig als Erfolgscoach wahrgenommen. Dass der 50-Jährige gemeinsam mit Manager Klaus Allofs am weiteren Aufbau eines geplanten Spitzenteams mitwirkt, ist ausgemachte Sache. „Das ist nur eine Frage der Zeit“, sagte Allofs der Deutschen Presse-Agentur: „Ich fühle mich sehr wohl in der Zusammenarbeit und Dieter Hecking, das kann ich so sagen, auch.“

Auch für Klopp besteht kein Zweifel daran, dass Hecking genau der richtige Mann für den weiteren VfL-Aufbau ist. „Dieter macht eine außergewöhnliche Trainerkarriere. Und er hat jeden Erfolg ehrlich verdient, weil er sich diese Karriere hart erarbeitet hat“, sagte Klopp, der beim DFB-Pokalfinale zum letzten Mal nach sieben Jahren als BVB-Coach an der Seitenlinie stehen wird.

Für Hecking könnte ein Titel der Startschuss für weitere erfolgreiche Jahre sein. Hecking ist ohnehin so etwas wie der „Anti-Klopp“: Zurückhaltend, wenig aufbrausend und nie durch Sprüche auffallend. „Ich würde manchmal meine Emotionen auf dem Platz so ausleben können, wie er es kann - egal ob Ärger, Freude, Wut“, bekannte Hecking.

Klopps „Hoppla-hier-komm'-ich“-Art ist nicht Heckings Welt. Dies zahlt sich jetzt aus. Nach 13 gemeinsamen Jahren bei Werder Bremen zusammen mit dem Stoiker Thomas Schaaf als Trainer setzte Allofs 2013 bei der Verpflichtung Heckings wieder auf einen nüchternen Arbeiter an seiner Seite. „Du solltest zur Identität eines Vereins passen“, meinte Hecking im Hinblick auf die Arbeitermentalität am VW-Standort.

Dass Hecking sehr wohl mit Emotionen umgehen kann, nur eben auf eine andere Art und Weise, bewies er Anfang des Jahres nach dem tragischen Unfalltod seines erst 20 Jahre alten Mittelfeldspielers Junior Malanda. Hecking musste das menschliche Drama öffentlich moderieren und zeigte damals sehr wohl, wie es in ihm aussah. Er schluchzte auf einer Pressekonferenz unmittelbar nach Malandas Tod.

Danach war Hecking nicht nur als Mensch, sondern vor allem auch als Trainer gefragt. An dem dramatischen Vorfall hätte seine Mannschaft zerbrechen können. Im Winter-Trainingslager in Südafrika musste Hecking vor allem als Psychologe arbeiten. „Vor dem ersten Training legten wir eine Schweigeminute ein. Dann habe ich zur Mannschaft gesprochen. Nicht lange, aber es war eine meiner wichtigsten Ansprachen. Das waren Schlüsselmomente für unsere Rückrunde, unsere Zukunft“, berichtete Hecking, der die Prüfung mit Bravour bestand. In der Rückrunde wirkte der VfL als Team noch enger zusammengeschweißt.