Das letzte Hurra für Klopp mit dem BVB

Dortmund (dpa) - Schon der Schlussakt in der Bundesliga verlief höchst emotional, doch die finale Krönungsfeier steht noch aus. Nach seinem umjubelten letzten Heimspiel beim BVB am vorigen Samstag träumt Jürgen Klopp von einem letzten Hurra.

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Wie schon in den Meisterjahren 2011 und 2012 möchte der Coach noch einmal die Dortmunder Kultstätte Borsigplatz umrunden - als gefeierter Sieger des Pokal-Endspiels am Samstag gegen den VfL Wolfsburg: „Da hätte ich richtig Bock drauf. Wir können diese Geschichte krönen und Großes erreichen.“

Das Rampenlicht für Klopp überstrahlt alles. Selbst die Spekulationen über die Zukunft des Wolfsburger Superstars Kevin De Bruyne taugen nur als Randthema. Bei allem Verständnis für den Dortmunder Trennungsschmerz hält „Wölfe“-Geschäftsführer Klaus Allofs diesen Hype für übertrieben: „Das wird kein Klopp-Endspiel. Wir spielen auch nicht gegen Klopp, und auch Dieter Hecking tritt nicht gegen Jürgen Klopp an. Das ist ein Spiel zwischen den Mannschaften VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund.“

Für viele Klopp-Jünger ist die Partie jedoch mehr als das. Die Ovationen für ihren Liebling nach dem 3:2 über Bremen waren Ausdruck einer Symbiose zwischen Fans, Verein und Trainer, die in der Bundesliga ihresgleichen sucht. Beim Blick zurück auf sieben fette Jahre geriet Hans-Joachim Watzke ins Schwärmen. „Wir wären mit keinem anderen Trainer auf diesem Planeten so erfolgreich gewesen“, sagte der BVB-Geschäftsführer dem „Kicker“.

Die Verdienste von Klopp sind auch andernorts unumstritten. „Er war das Gesicht des BVB“, befand Bundestrainer Joachim Löw. Ähnlich respektvoll fiel das Urteil des heutigen Ruheständlers Jupp Heynckes aus: „Klopp hat Borussia zu einer Marke gemacht.“

Manchen Beobachtern ging der Personenkult beim BVB jedoch entschieden zu weit. So bezeichnete der Philosoph Wolfram Eilenberger die Fixierung des Vereins auf Klopp in einem Interview zu Jahresbeginn mit der „Zeit“ als „schweren Managementfehler“, sprach von „unbedingtem Erlöserglauben“ und bezeichnete die Borussia als eine „Sekte“. Watzke widersprach vehement: „Jürgen hat es sogar gestört, wenn der Verein auf ihn reduziert wurde.“

Auch die wiederholten Wutausbrüche von Klopp an der Seitenlinie, die ihm bisher stattliche 58 000 Euro Strafe einbrachten, kosteten nur wenig Popularität. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland genießt der 47-Jährige einen exzellenten Ruf. Vor allem in der Gunst der Engländer steht er weit oben. In den fast täglich wechselnden Gerüchten über den künftigen Arbeitgeber von Klopp spielen Premier-League-Clubs stets eine große Rolle - zuletzt wurde er beim FC Liverpool gehandelt. „Es ist nach wie vor alles möglich. Aber ich habe nach wie vor mit keinem Verein gesprochen“, kommentierte Klopp.

Der ehemalige BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld, der in Dortmund einen ähnlichen Kultstatus genießt, empfahl eine Verschnaufpause. Doch den Eindruck eines ausgebrannten Fußball-Lehrers hinterließ Klopp zuletzt nicht. Deshalb gilt es als wahrscheinlich, dass er schnell auf die Fußball-Bühne zurückkehrt. Dafür mag er seinen Beruf zu sehr: „Es ist nicht so, dass er mich Kraft kostet. Er gibt mir Kraft.“

Das Votum in der „Marca“, bei dem sich 44 Prozent der befragten Fans von Real Madrid für Klopp als Nachfolger von Carlo Ancelotti aussprachen, schürte Spekulationen. Ein Spanischkurs bleibt Klopp jedoch wohl vorerst erspart. Mittlerweile wird Rafael Benítez (SSC Neapel) als neuer Real-Trainer gehandelt.

Auch Franz Beckenbauer trug zur Diskussion bei. „Ich denke, dass wir Klopp irgendwann mal beim FC Bayern sehen. Der Zeitpunkt wäre vielleicht, wenn Guardiola irgendwann mal den Verein verlassen sollte“, sagte der Ehrenpräsident des Rekordmeisters bei „Sky“.

Kaum vorstellbar, dass Klopp in Kürze bei einem der Bundesligisten anheuert, die derzeit über einen neuen Trainer nachdenken - schon gar nicht beim Revierrivalen aus Gelsenkirchen. Auch Horst Heldt hat längst erkannt, wie stark dessen emotionale Bande zum BVB noch immer sind. Schon die Frage, ob Klopp nach der Trennung von Roberto Di Matteo eine Option sei, hielt der Schalke-Manager für abwegig: „Sieben Jahre echte Liebe kann man nicht innerhalb von zwei Monaten verändern. Das wäre nicht glaubwürdig.“