Fehlstart für Hoffenheim - „Welt bricht nicht zusammen“

München (dpa) - Mit enttäuschter Miene räumte der formschwache Kevin Kuranyi einigen Nachholbedarf bei sich selbst ein - noch klarere Worte fand Niklas Süle für den Pokal-Fehltritt von 1899 Hoffenheim.

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„Wenn wir so spielen, steigen wir dieses Jahr ab“, urteilte der Verteidiger nach dem bitteren Erstrunden-Aus bei 1860 München. Der dauerkriselnde Fußball-Zweitligist hatte bei seinem 2:0-Sieg erstaunlich wenig Mühe mit dem ambitionierten Erstligisten - eine Tatsache, die auch TSG-Trainer Markus Gisdol hinterher zu schaffen machte: „Wir waren viel zu träge, das müssen wir dringend abstellen.“

Ohne Esprit und Ideen präsentierten sich die Kraichgauer am Samstag, eine einzige gute Torchance in 90 Minuten stiftete eine Woche vor dem Bundesligastart bei Bayer Leverkusen wenig Zuversicht. „Wir sind noch in der Findungsphase. Es liegt viel Arbeit vor uns, es ist noch einiges zu tun“, fand auch Kapitän Pirmin Schwegler. „Es war ein deutlicher Tick zu wenig von uns“, erkannte Gisdol. Bitter obendrein war die Verletzung des Schweizer Abwehrspielers Fabian Schär, der kurz nach der Pause angeschlagen ausgewechselt werden musste.

Sechzig, mit zwei Niederlagen in die neue Zweitliga-Saison gestartet, brachte die Hoffenheimer reihenweise in die Bredouille und hätte sogar noch höher gewinnen müssen, wenn man die Zahl der Torchancen zugrunde legt. So trafen zumindest Daylon Claasen (51. Minute) und Fejsal Mulic (90.+3) für die Löwen - und vermasselten damit auch das Pflichtspiel-Comeback von Ex-Nationalspieler Kuranyi in Deutschland.

Erst nach mehr als einer Stunde wurde der 33-Jährige eingewechselt - eine vorzeigenswerte Aktion aber hatte er nicht mehr. „Es war natürlich schön, wieder hier auf dem Platz zu stehen, aber ohne den Sieg ist das nichts wert“, räumte Kuranyi ein. „Ich hoffe, dass wir aus diesem Spiel lernen und es in der nächsten Woche besser machen.“

Das letzte Hoffenheimer Erstrunden-Aus datiert aus dem August 2012. Das 0:4 beim Amateurverein Berliner AK unter dem damaligen Coach Markus Babbel war der Auftakt einer Krisensaison, die am Ende fast mit dem Bundesliga-Abstieg geendet hätte. Von solchen Horrorszenarien wollte Gisdol nichts wissen. „Die Welt bricht nicht zusammen“, sagte der Coach und forderte: „Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren.“

Die Münchner Löwen wussten selber nicht, wie ihnen geschah. Es fehlt Geld, es fehlen Neuzugänge, es fehlt Perspektive, bis Samstag fehlten auch sportliche Erfolge - da tat der unverhoffte Pokalsieg natürlich doppelt gut. „Dass wir nicht ganz blind sind, ist uns ja auch allen klar“, bemerkte Torwart Stefan Ortega und meinte wortgewaltig: „Es hat ja schon irgendwie einen Grund, dass wir zumindest in der 2. Liga spielen und eine Berechtigung haben, den Beruf auszuüben.“