Herthas Weihnachtsfrieden - Skibbe: Ziel oberes Drittel

Berlin (dpa) - Hertha hat nach den Endlos-Querelen in der Adventszeit den großen Weihnachtsfrieden verkündet - und Michael Skibbe will die Berliner in süßere Regionen führen.

Langfristig sei es sein Ziel, seinen neuen Club in den zweieinhalb Jahren seiner Vertragslaufzeit „da zu etablieren, wo Hertha vom Namen und von den früheren Erfolgen her hingehört - im vorderen Drittel der Bundesliga“, sagte Skibbe bei der Präsentation in Berlin.

Schon das 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern und der damit verbundene Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale hatten für bessere Laune rund um den Berliner Fußball-Erstligisten gesorgt. „Wir sind alle froh über besinnliche Festtage“, brachte Verteidiger Christian Lell die Stimmung kurz vor Heiligabend auf den Punkt. „Jetzt können wir im neuen Jahr wieder Gas geben“, ergänzte Christoph Janker.

Da passte es bestens ins Bild, dass Hertha nach der Schlammschlacht mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und Lügenbezichtigungen auch zu dem am Sonntag beurlaubten Markus Babbel nun ganz offiziell wieder ein gutes Verhältnis pflegen will. „Wir haben gemeinsam und einverständlich alle Meinungsverschiedenheiten erledigt und jeden Streit beigelegt“, hieß es am Donnerstag in einer Presseerklärung. Nachfragen zum plötzlichen Stimmungsumschwung ließ der Verein erst gar nicht mehr zu.

„Natürlich“ hatte auch der 46 Jahre alte Skibbe, der von Hertha aus seinem laufenden Vertrag beim türkischen Club Eskisehirspor herausgekauft wird, den Zwist zwischen Herthas Clubführung und seinem Vorgänger Babbel verfolgt. „Schade, dass es zu den Streitigkeiten gekommen ist. Gott sei Dank haben beide Parteien das jetzt beseitigen können“, bemerkte Skibbe ganz im Sinne der Feststimmung.

Skibbe erhält beim Hauptstadtclub einen Vertrag bis zum Sommer 2014, der nur für die 1. Liga Gültigkeit besitzt. „Hertha hat eine stabile Hinrunde gespielt. Ich denke, dass der Klassenverbleib in diesem Jahr sehr gut möglich ist“, skizzierte Skibbe seine Priorität beim Amtsantritt in Berlin am 1. Januar 2012. Zuvor wird er nochmals in die Türkei reisen, um seinen Kontrakt dort aufzulösen.

Im Blitztempo war der ehemalige Bundestrainer, der von 2000 bis 2004 unter Teamchef Rudi Völler mitverantwortlich für die deutsche Nationalelf gezeichnet hatte, nach seinem letzten Spiel mit Eskisehirspor zur Vertragsunterschrift nach Berlin gereist - und hatte aus der Ferne mit Hertha schon beim Pokalspiel gegen die Pfälzer „kräftig mitgefiebert“.

Anfang Februar hat er nun die große Chance, im Heim-Viertelfinale gegen die Überflieger von Borussia Mönchengladbach mit dem ehemaligen Hertha-Coach Lucien Favre Berlin den Traum vom Endspiel im eigenen Stadion näher zu bringen. „Die Chance würde ich in der Tat gern ergreifen“, betonte Skibbe.

Adrian Ramos, Pierre-Michel Lasogga und Patrick Ebert hatten mit ihren Treffern zum 3:1 auch beim zuletzt gestresst wirkenden Preetz für Entspannung gesorgt. Zumal die Zusatzeinnahme im siebenstelligen Euro-Bereich „einem Verein wie Hertha“ schon jetzt „unglaublich guttut“, sagte Manager Preetz. „Wir sind wahnsinnig glücklich. Das ist natürlich ein Prestigegewinn“, bewertete der Manager den Pokal-Coup eines Teams, das sich schon seit Wochen fast unbeeindruckt von den Ränkespielen zwischen Clubchefs und Babbel zeigt.

„Immer wenn es schwer wurde, haben sich die Jungs wieder aufgerafft. Die Mannschaft zeichnet sich durch großen Willen und Ehrgeiz aus“, betonte Interimstrainer Rainer Widmayer, der als Chef für einen Tag für den Pokalerfolg verantwortlich war. Nur Stunden danach haben sich Hertha und der Babbel-Vertraute getrennt.

Skibbe, der keinen eigenen Co-Trainer mitbringt, will den beim Team und nun auch bei den Fans beliebten Widmayer aber zum Weitermachen überreden. „Ich werde nochmals ein Gespräch mit ihm führen“, verriet der neue Hertha-Hoffnungsträger, für den Berlin nach Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt die vierte Station in der Bundesliga ist.

Die Trainer von Hertha BSC seit dem Bundesliga-Start 1963