Kellers Feuertaufe: Schalke erwartet Viertelfinale

Gelsenkirchen (dpa) - Jens Kellers heikle Mission beim FC Schalke 04 beginnt mit einem klaren Auftrag: Der 42 Jahre alte Nachfolger des am Sonntag beurlaubten Cheftrainers Huub Stevens muss bei seiner Feuertaufe den Revierclub gleich ins Viertelfinale des DFB-Pokals führen.

Ohne Wenn und Aber.

„Das ist ein enorm wichtiges Spiel für uns. Wir wollen im Pokal überwintern“, stellte Manager Horst Heldt vor der Achtelfinalpartie gegen den FSV Mainz 05 am Dienstag in der Veltins-Arena klar. „Der vordergründige Fokus liegt darauf, Ergebnisse zu präsentieren.“

Doch gerade dieses Duell mit Mainz ist nicht nur wegen der sportlichen Ziele beider Vereine heikel. Denn ausgerechnet der 05-Fußballlehrer Thomas Tuchel gilt auf Schalke mittelfristig als Wunschtrainer. Auch wenn die königsblauen Verantwortlichen nach der überraschenden Beförderung des bisherigen U 17-Trainers Keller betonten, dass dieser „garantiert bis Saisonende“ (Aufsichtsratschef Clemens Tönnies) arbeiten werde.

Wegen der Spekulationen sah sich Tuchel am Montag sogar genötigt, Kontakte nach Gelsenkirchen zu dementieren. „Das Thema muss beendet sein. Bis heute gab es mit keinem von Schalke weder als Jugendtrainer noch jetzt bei den Profis ein Gespräch. Ich habe mich mehrmals öffentlich zu Mainz bekannt und tue diese tagtäglich mit meiner Arbeit“, betonte Tuchel.

Zwar ist nicht auszuschließen, dass der Schwabe Keller sich mit einer guten Bundesliga-Rückrunde für einen längeren Vertrag empfehlen kann. Doch selbst der „Kaiser“ ist sicher, dass Tuchel wie einer seiner Vorgänger (Jürgen Klopp in Dortmund) alsbald im Revier landet. „Irgendwann wird Tuchel von Mainz weggehen, nach Höherem streben und Schalke hat ganz andere Möglichkeiten als Mainz. Die Perspektiven sind großartig“, betonte Sky-Experte Franz Beckenbauer.

Tuchel selbst hatte derlei Spekulationen als Gast im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF am Samstagabend sogar selbst befeuert, indem er auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen eindeutige Aussagen vermied. „Dass ich definitiv bis 2015 bleibe, kann ich nicht sagen. Ich kann nicht in die Zukunft schauen. Natürlich will ich mal um Titel spielen, in der Champions League dabei sein“, erklärte Tuchel. Aber dann müsse ein „großes Gesamtpaket“ stimmen, schließlich könne er in Mainz in Ruhe seine Vorstellungen vom Fußball verwirklichen.

Vehement wehrt sich Mainz-Manager Christian Heidel bereits jetzt gegen jegliche Avancen aus Gelsenkirchen. Eher käme Lionel Messi nach Mainz, als dass Tuchel im Sommer nach Schalke ginge. „In dem Fall bin ich nicht gesprächsbereit. Es gibt weder im Winter noch im Sommer eine Auflösung des Vertrages. Auch wenn einer 30, 60 oder 70 Millionen Euro bieten würde“, sagte Heidel vor dem Duell auf Schalke.

Heldts Kandidat Keller, den er in gemeinsamen Stuttgarter Zeiten schätzen gelernt hat, dürfte es in Gelsenkirchen auch deshalb schwer haben, weil er in die großen Fußstapfen des bei den Fans so ungeheuer beliebten Schalker „Jahrhunderttrainers“ Stevens tritt.

Dass Keller nicht auf viele Vorschusslorbeeren bauen kann, zeigen kurzfristige Umfragen. Die vom Fachmagazin „Kicker“ (Montag) im Internet gestellte Frage „Keller für Stevens - die richtige Entscheidung?“ beantworteten nur 17,4 Prozent der 10 987 Teilnehmer mit „Ja“. „Nein“ sagten hingegen 82,6 Prozent - ein klares Votum.

Nichtsdestotrotz wird Keller zugetraut, den sinkenden Schalke-Tanker erstmal wieder flott zu kriegen. Der neue Trainer mit der Erfahrung von bisher nur neun Bundesliga-Spielen (als Interimstrainer des VfB Stuttgart/2 Siege, 4 Niederlagen) hatte gerade einmal zwei Trainingseinheiten, um dem Team einen Motivationsschub zu versetzen und die letzten Kraftreserven herauszukitzeln.

Viel kann Keller in der kurzen Zeit nicht verändern, zumal weiter viele Verletzte zu beklagen sind. Allein Marco Höger könnte trotz Jochbeinbruchs mit einer Gesichtsmaske Atsuto Uchida ersetzten. So sieht sich Keller erstmal als Psychologe gefragt: „Der psychologische Aspekt ist für morgen wichtig. Wir haben nicht viele Einheiten. Ich muss die Jungs an ihre Stärken erinnern. Wir müssen mutig sein und hoffen auf eine positive Unterstützung der Fans. Alle gemeinsam für den Erfolg!“