Getrübte Final-Vorfreude Kovac nimmt Abschied von Frankfurt

Berlin (dpa) - Ganz ungetrübt war die Vorfreude auf einen unvergesslichen Fußball-Festtag in seinem „Wohnzimmer“ nicht, als Niko Kovac den Flieger gen Berlin bestieg.

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Dabei bildet das Pokalfinale gegen seinen künftigen Arbeitgeber Bayern München in seiner Heimatstadt eigentlich den perfekten Rahmen für den Abschied von Eintracht Frankfurt. Doch nach den Misstönen um seinen Sommer-Wechsel zum Rekordmeister und die in der Bundesliga verspielte Europa-League-Teilnahme der Hessen muss stark bezweifelt werden, dass der Eintracht-Trainer das Spiel an diesem Samstag in vollen Zügen genießen kann.

Seit Kovac Mitte April seinen Weggang verkündete, steht der lange als Messias gefeierte Kroate in Frankfurt am Pranger. Bei den Fans ist der 46-Jährige in Ungnade gefallen, und auch in der Mannschaft ist das Vertrauen in den Fußball-Lehrer zuletzt geschwunden.

Anführer Kevin-Prince Boateng sprach von einem „Schock“, der offenbar so tief saß, dass er die Köpfe und Beine der Eintracht-Profis im verpatzten Saison-Endspurt lähmte. „Wir haben Europa in den letzten sechs Wochen verloren. Da waren wir schlecht“, stellte der ebenfalls scheidende Torwart Lukas Hradecky fest.

Die Hessen gewannen von den letzten fünf Bundesligaspielen nur eines und stürzten auf Rang acht ab. Die Schuld daran wird Kovac zugeschrieben. Nur eine Pokal-Sensation gegen die übermächtigen Bayern würde die Saison retten und dem Trainer, der zuletzt von den eigenen Anhängern gnadenlos ausgepfiffen wurde, vielleicht doch noch einen versöhnlichen Abgang bescheren.

Für Kovac ist das keine leichte Situation, auch wenn er sie selbst verschuldet hat. Denn nicht der Wechsel zu den Bayern wird ihm zum Vorwurf gemacht, sondern die Art und Weise. Die vielen Negativ-Schlagzeilen sind auch an Kovac nicht spurlos vorüber gegangen. „Ich lese nicht viel. Aber was an mich herangetragen wird, das trifft mich schon. Ich bin auch nur ein Mensch“, räumte er vor einigen Wochen ein. „Aber ich versuche, das auszublenden.“

Mit dieser Einstellung geht er auch das Endspiel um den DFB-Pokal an. „Diejenigen, die mich kennen und mein Leben begleitet haben, wissen, was für ein emotionaler Typ ich bin. Was ich mache, mache ich hundertprozentig - von der ersten bis zur letzten Sekunde. Das werde ich auch im letzten Spiel so machen“, betonte er.

Selbstzweifel sind dem in Berlin-Wedding aufgewachsenen Ex-Profi, der in seiner Laufbahn 241 Bundesligaspiele für Hertha BSC, Bayer Leverkusen, den Hamburger SV und Bayern München bestritt, ohnehin fremd. „Wir haben den Verein sportlich auf ein anderes Niveau gehoben“, resümierte er schon vor dem Finale zufrieden.

Womit er Recht hat, schließlich übernahm Kovac die Eintracht 2016 mitten im Abstiegskampf. Damals rettete er die Hessen in der Relegation vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit und führte sie - nach Rang elf im Vorjahr - in dieser Saison in die erweiterte Bundesliga-Spitzengruppe.

Lange war sogar die Champions League in Reichweite - bei einer Niederlage gegen die Bayern stünde der Verein aber mit leeren Händen da. So oder so, für Kovac dürfte der Abschiedsabend im Olympiastadion sehr emotional werden. „Ich bin Südländer, ich habe Temperament und Feuer in den Adern“, sagte er. „Das kann an keinem spurlos vorübergehen.“