Labbadia: „Wir haben nie daran gedacht, nicht anzutreten“

Stuttgarts Trainer ist vor dem Pokal-Endspiel zuversichtlich.

Stuttgart. Bruno Labbadia hat den VfB Stuttgart ins Pokalendspiel geführt. Im Berliner Olympiastadion trifft der dreimalige Pokalsieger am Samstag auf die Übermacht des FC Bayern München. Ein Gespräch mit dem Trainer vor seinem ganz persönlichen Spiel der Saison.

Den Satz von Karl-Heinz Rummenigge, dass die Bayern Ihre Mannschaft auch mit 1,8 Promille schlagen kann, können Sie nicht mehr hören, oder?

Bruno Labbadia: Ich bewerte das nicht. Ich würde das nicht sagen, aber dem jetzt eine große Bedeutung zuzumessen, halte ich für übertrieben. In diesem Geschäft sollst du mindestens jeden zweiten Tag einen bedeutungsvollen Satz sagen. Geschenkt.

Gibt es etwas, was in Berlin für den VfB Stuttgart spricht?

Labbadia: Wir haben immer vermittelt, dass wir in dieses Endspiel wollen. Das versuchen viele, aber wir haben es geschafft. Jede Runde war ein Endspiel.

Ist das Finale für Sie auch Kompensation für eine unbefriedigende Saison?

Labbadia: Wir haben unser Ziel erreicht, wir spielen wieder europäisch. Mit der Bundesliga waren wir nicht zufrieden, wir waren zu schwankend. Wir haben eine gute Vorrunde gespielt, waren aber nicht konstant. Aber wie eine Mannschaft auf Dauer spielt, hängt auch von den Möglichkeiten ab. Unsere Möglichkeiten waren nicht üppig.

Denken Sie noch an das Finale 2009 mit Bayer Leverkusen?

Labbadia: Die Situation haben viele damals nicht verstanden, die hervorragende Vorrunde und die enttäuschende Rückrunde in Leverkusen. Das hatte Gründe, aber das beschäftigt mich aktuell nicht, es ist Teil meiner Trainerkarriere. Damals gab es Störfaktoren, mit denen ich heute anders umgehen würde. In einem Finale darf es keine Rolle spielen, was vorher war. Wir haben es damals in Leverkusen leider nicht geschafft, diese Vorfreude auf das Finale rüberzubringen, das ist heute in Stuttgart anders.

Sie waren als Spieler Pokalsieger, als Trainer im Finale. Hilft das?

Labbadia: Als Trainer kannst du deine Spieler versuchen zu motivieren, aber die letzten zehn Prozent, die müssen immer aus dir selbst kommen. Es ist die eigene Gier auf Erfolg, nicht die des Trainers. Die Bereitschaft, über die Schmerzgrenze zu gehen, in den entscheidenden Situationen das Richtige zu tun.

Haben Sie das Finale der Champions League als Trainer erlebt? Oder als Fan?

Labbadia: Sowohl als auch. Die Bayern machen sehr wenige Fehler. Aber im Finale hat man gesehen, wieviel Druck sie hatten, wie schwerfällig sie zu Beginn waren. Aber sie sind zurückgekommen und haben zugeschlagen. Das macht ihre Klasse aus.

Und weil Sie sehr ehrgeizig sind, haben Sie gedacht, schade, dass der VfB Stuttgart nicht mehr Geld in meine Mannschaft investieren kann.

Labbadia: Ich bin Realist und versuche immer, die Menschen mitzunehmen. Das haben dann einige als Jammern interpretiert. Wir haben nicht gejammert. Wir haben am Limit gespielt. Und ich hoffe auf einen Entwicklungssprung. Ich gehe realistisch in dieses Endspiel, wir wissen, dass der FC Bayern eine außergewöhnliche Saison spielt. Es wäre blödsinnig, wenn ich meinen Leuten vermitteln würde, wir sind auf einem Level. Ich vermittle meiner Mannschaft, dass es trotz allem immer den einen Tag gibt, an dem man auch eine solche Mannschaft schlagen kann. Und ich hoffe, dass der Samstag dieser Tag ist. Wir haben keine Sekunde daran gedacht, am Samstag nicht anzutreten.

Bayern München - VfB Stuttgart heute, 20 Uhr/ARD