Schalkes Bürde: Es geht um Geld, Renommee und Raúl

Berlin (dpa) - Schalke 04 spielt im DFB-Pokalfinale um Renommee, Geld - und auch um die weitere Zukunft mit oder ohne Superstar Raúl.

Zwei Tage vor dem Endspiel gegen Underdog MSV Duisburg im Berliner Olympiastadion verriet Schalkes Sportchef Horst Heldt, dass über eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem 33-jährigen Spanier bereits geredet wird: „Wir sind in Gesprächen. Es sind gute und harmonische Gespräche.“ Bisher ist Raúl bis 2012 bei Schalke unter Vertrag.

Wie im Fall Manuel Neuer, dessen Wechsel zu Bayern München wohl feststeht, wollen die Gelsenkirchener Verantwortlichen vor dem so wichtigen und gefährlichen Finale gegen den Zweitligisten MSV aber keinerlei Ablenkung zulassen und verschieben alle offiziellen Entscheidungen auf die Zeit danach. „Im Moment denke ich nicht an diese Sachen“, sagte auch Raúl, der in seinen 16 Jahren mit Real Madrid in Spanien nie die Copa del Rey gewinnen konnte.

Der Triumph im DFB-Pokal wäre also für den Mann, der im europäischen Vereinsfußball fast alles gewonnen hat, tatsächlich die Premiere als nationaler Cup-Sieger. Dass sich Nationalcoach Vicente Del Bosque vor dem Duell der „Knappen“ gegen Duisburg sogar ein Nationalmannschafts-Comeback für den 102-maligen Auswahlspieler Raúl vorstellen kann, beurteilte der Schalker gelassen: „Ich würde nie sagen, dass es abwegig ist.“

Für Schalke steht viel auf dem Spiel, denn trotz der Sponsoren-Millionen aus einem neuen Vertrag mit Hauptsponsor Gazprom bis 2017 brauchen die „Königsblauen“ jeden Euro. Und zumindest verspricht die Europa League, die der Sieger von Berlin erreicht, einen kleinen Ersatz für ausbleibende Champions-League-Gelder.

„In erster Linie geht es darum, durch den Sieg auch in der kommenden Saison international zu spielen“, betonte Heldt. „Es geht um das Renommee des Vereins.“ Und es gebe auch einen finanziellen Anreiz, „auch wenn es einige Herrschaften noch immer nicht verstanden haben, dass sie die Europa League noch etwas attraktiver machen sollten“, bemerkte der Manager, der möglicherweise die Siegprämie mit dem Mannschaftsrat noch bis zum Endspiel-Anpfiff aushandeln wird.

Wichtiger als die Zusatzprämie ist für den Club aber, „die Marke Schalke weiter in Europa zu transportieren“, formulierte Heldt. Der dreimalige Champions-League-Sieger, sechsmalige spanische Meister und zweimalige Weltpokalsieger Raul will im Olympiastadion seinen Teil dazu beitragen. „Ich hoffe, dass ich am Freitag beim Training das Stadion so kennenlerne, dass ich am Samstag ein gutes Spiel hinlegen kann“, scherzte ein gut gelaunter Raúl im Berliner Teamhotel der Schalker. An einem geheimen Ort bat Coach Ralf Rangnick sein 23-köpfiges Aufgebot in der Hauptstadt gleich zweimal zum Training.

Mit dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale hatte Schalke in dieser Saison einen Coup gelandet, in der Bundesliga mit Rang 14 aber enttäuscht. Wenn die Schalker das „deutsche Wembley“ gegen die verletzungsgeplagten Duisburger noch für sich entscheiden, wäre die Saison zumindest noch teilweise gerettet. Rangnick ist davon „absolut überzeugt“.

„Dann hätten wir alle drei Ziele erreicht, die sich bei meinem Antritt für diese Saison noch stellten: Möglichst früh den Klassenerhalt sichern, die Chance aufs Champions-Legue-Halbfinale wahrnehmen - und den Pokalsieg“, betonte Rangnick, der Mitte März Felix Magath nachgefolgt war. „Es wäre vor allem der Pokal der Spieler“, unterstrich Rangnick, für den es selbst der erste große Triumph als Trainer wäre, im „kicker“.

Für Rekordmann Raúl wäre es vor allem die Chance, nach 71 Treffern in der europäischen Königsklasse zumindest in der Europa League weiter auf Torjagd gehen zu können. Das Olympiastadion und die besondere Atmosphäre des deutschen Pokalfinals kennt der außergewöhnliche Stürmer bisher nur aus Erzählungen. „Es ist ein großartiges Stadion für ein großartiges Finale“, sagte Raúl.