Trotz Pokalgewinns Scheidungsverhandlungen beim BVB: Trainer Tuchel vor dem Aus

Berlin (dpa) - Genug gefeiert. Nur einen Tag nach der Triumph-Fahrt durch die Dortmunder City beginnen bei Borussia Dortmund die Scheidungsverhandlungen zwischen der Clubspitze und Trainer Thomas Tuchel.

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Am Ende einer schwierigen Saison mit einem beispiellosen Ränkespiel, aber sportlichem Happy End ist die Zeit gekommen, Klartext zu reden. Dass sich beide Seiten in einem für den Wochenbeginn anberaumten Gespräch auf eine Fortsetzung der vertraglich bis 2018 fixierten Zusammenarbeit einigen, erscheint unwahrscheinlich. Stattdessen dürfte über die Trennungsmodalitäten verhandelt werden.

Das Ende der Problemehe dürfte den Revierclub teuer zu stehen kommen. Laut Informationen der „Bild“ soll die vermeintliche Abfindung den Verein stolze 2,9 Millionen Euro kosten. Schließlich steht Tuchel bis 2018 unter Vertrag. Dafür erwarte der Verein eine saubere Trennung ohne verbales Nachtreten.

Die Summe, die im Fall einer Verpflichtung des in Nizza vertraglich gebundenen angeblichen Tuchel-Nachfolgers Lucien Favre fällig würde, könnte einen noch tieferen Griff in die Vereinskasse erfordern. Die Rede ist von vier Millionen Euro.

Die Chancen auf eine Versöhnung tendieren gegen null. Nicht nur das Verhältnis zwischen Tuchel und der Vereinsführung um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist gestört. Kaum war der Pokalsieg nach dem hart erkämpften 2:1 über Eintracht Frankfurt perfekt, wurde auch eine Kluft zwischen Team und Trainer sichtbar.

Die Ausbootung von Nuri Sahin, der in Berlin trotz der Verletzung seines Mittelfeldkollegen Julian Weigl nicht mal im Kader stand, veranlasste Kapitän Marcel Schmelzer zu harscher Kritik an Tuchel: „Ich war geschockt. Nuri ist ein toller Fußballer, ein toller Mensch. Wir stehen hinter ihm.“ Ähnlich äußerte sich der in Dortmund sehr einflussreiche Marco Reus: „Ich habe mich darüber gewundert. Nuri war eigentlich gut drauf.“ Bekenntnisse pro Tuchel wie die von Roman Bürki, Matthias Ginter oder Ousmane Dembélé sind dagegen weniger gewichtig.

Bei allen sportlichen Erfolgen und einem Punkteschnitt, den vor ihm noch kein BVB-Trainer erreichte, wird Tuchels zweijährige Arbeit beim Revierclub wohl zu Ende gehen. Als erster Kandidat auf seine Nachfolge gilt Favre. Medienberichte über bereits geführte Gespräche mit den Dortmundern wollte der einstige Hertha- und Gladbach-Coach, der in Nizza bis 2019 unter Vertrag steht, allerdings nicht bestätigen.

Sein gutes Verhältnis zu Reus und zum künftigen Dortmunder Mahmoud Dahoud, die von Favre in jungen Jahren geformt wurden, gelten als Indizien für seinen Wechsel von der Côte d’Azur ins Ruhrgebiet. Seine Wertschätzung für den BVB brachte Favre schon Mitte April in einem Interview des „Tagesspiegels“ zum Ausdruck: „Eine sehr gute Mannschaft. Ousmane Dembélé hat eine sensationelle erste Bundesligasaison gespielt. Auch an meinem früheren Gladbacher Schüler Mo Dahoud werden sie in der nächsten Saison viel Freude haben.“

Auf den ebenfalls sehr geschätzten Reus müsste Favre im Falle einer Unterschrift jedoch zum Amtsantritt zunächst verzichten. Wie der BVB am Montag mitteilte, hat der Nationalstürmer im Pokalfinale gegen Frankfurt einen Teilriss des hinteren Kreuzbandes im rechten Knie erlitten und wird deshalb mehrere Monate fehlen.